Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)
ist es, dass Sie im Laufe des Buches zum History-Fan werden, zum Hobbyforscher.
Zugegeben, das klingt jetzt vielleicht ein bisschen nach dem Arzt, der versucht, Ihnen die Spritze schmackhaft zu machen: «Nur ein ganz kleiner Piks, macht gesund, schon vorbei!» Ich weiß, dass «Geschichte» ein schlechtes Image hat, ein staubiges: Als ich in Hamburg einmal in eine Straße zog, in der gleich mehrere Geschichtslehrer wohnten, färbte deren Image mit der Zeit auf mich ab. Eines Morgens, als ich meinen Kapuzenpullover anzog, musste ich feststellen, dass er sich in ein Tweedsakko mit Lederellenbogen verwandelt hatte.
Ich weiß, viele haben in der Schule Geschichte und das mit ihr häufig verbundene Auswendiglernen von Jahreszahlen gehasst. Bei mir war das nicht anders. 333 ? Wenn man bei dieser Zahl keine hektischen Zuckungen bekommt, ist die Ausgangslage gut. Wer bei 333 in Gedanken sofort «Bei Issos Keilerei» schreit, hat wahrscheinlich Abitur und musste sich in quälenden Stunden mit einer von mehreren tausend Schlachten der Antike beschäftigen. Bleibt nur die Frage: Wozu? Wenn man einen Krieg verstanden hat, versteht man alle, denn sie laufen immer nach demselben, furchtbaren Muster ab. Dieses Muster, und die Umstände, die zu Kriegen führen können, sollte man sich zwar genau anschauen, um die Mechanismen dahinter zu erkennen und sie zukünftig vielleicht vermeiden zu lernen. Doch vergessen wir darüber nicht die guten Seiten der Menschheitsgeschichte – vor allem jetzt nicht, wo wir uns überwiegend mit Krise und finanziellem Untergang beschäftigen, wenn es um unsere Nachbarn geht.
Deshalb widme ich mich lieber den Erkenntnissen, die uns beflügeln, von denen wir Gutes lernen und über die wir vielleicht auch lachen können. Das ist ebenso einfach wie aufregend, wenn man sich die folgenden Prämissen zu Herzen nimmt:
Jeder kann Historiker werden. Einige der besten Historiker, mit den lichtesten Beobachtungen, waren gar keine studierten Historiker.
Die Weltgeschichte wird viel sympathischer, wenn man die Kriege einfach mal beiseitelässt. Und es ist sinnvoll, es zu tun, um den Blick für das große Ganze zu öffnen.
Jahreszahlen sind überflüssig. Selbst heute weiß niemand genau, in welchem Jahr wir uns eigentlich befinden.
History helps! Das Wissen um ihre eigene Geschichte bringt die Menschheit weiter. So verhinderte eine kleine Historikerin einmal den Dritten Weltkrieg. Wie? Mit einem Buch.
Wären alle Nationen Europas Schüler einer Klasse, bekämen wir Deutschen heute beste Noten und säßen in der ersten Reihe, zwischen den Schweden, den Dänen und den Holländern. Derweil flögen aus der letzten Reihe Wurfgeschosse auf uns Streber, abgeworfen von italienischen und griechischen Mitschülern, deren Versetzung höchst gefährdet wäre. «Nehmt euch ein Beispiel an Michel hier vorne!», würde die Lehrerin nach hinten schreien, «und wehe, ihr macht noch mal Feuer unter den Tischen!»
Lange Zeit jedoch hätte das Szenario mit umgekehrten Vorzeichen stattgefunden. Vor dreitausend Jahren hießen die Streber in den ersten Reihen noch Julius, Archimedes und Platon. An der Tafel stand der kleine Pythagoras und dachte sich Formeln aus, die wir heute noch lernen. Die letzte Reihe war damals
unser
Stammplatz. Als die anderen schon fließend schreiben konnten, brauchten wir noch tausend Jahre bis zum ersten leserlichen Buchstaben. Dafür haben wir Julius auf dem Schulhof so verkloppt, dass er uns die Kontrolle über den nördlichen Teil (Germanien) zugesichert hat. Und als die Macht der römischen Clique endlich gebrochen war, haben wir die Schule in Brand gesteckt. Im Teenager-Alter (Mittelalter) lebten wir in ihren Ruinen und wurden Mitglieder einer christlichen Sekte. Wir haben im Vergleich zu anderen Völkern wahrlich spät unseren Schulabschluss gemacht und studiert. Zwei Versuche, die Welt zu erobern, scheiterten – glücklicherweise. Seitdem sind wir ausgesprochen brav, fleißig und sparsam. Wir erfanden die Glühbirne, den Dieselmotor und Aspirin. Jetzt sind alle stolz auf uns.
Wieso geht es in Geschichtsbüchern eigentlich so oft um Kriege? Fast bekommt man den Eindruck, es hätten immer irgendwo Kriege stattgefunden. Es gibt eine Reihe von fragwürdigen Umständen, warum das so ist. Dazu gehört die Tatsache, dass Historiker früher von Königshäusern oder anderen Despoten beschäftigt worden sind, dementsprechend großartig fiel die Geschichte der Heldentaten ihrer Arbeitgeber in
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