Von nun an fuer immer
sagen durfte, die ein Kind verloren hatte, doch er nahm an, dass zehn Jahre ein ausreichender Abstand waren. Als er jedoch Lornas bestürztes Gesicht sah, hätte er sich am liebsten geohrfeigt für seine Äußerung. „Du bist doch erst dreiunddreißig, Lorna.“
„Es wird keine weiteren Babys geben.“ Endlich war es heraus. Vorher war sie aufgelöst gewesen, doch nun brach sie völlig zusammen. „Mein Vater hat immer gesagt, meine Sünden würden mich eines Tages einholen. Natürlich habe ich ihm nicht geglaubt. Ich weiß, dass ich nichts Schlimmes getan habe, aber in diesem furchtbaren Jahr nach unserer Trennung, als ich jeden Monat bei einem anderen Arzt war, fürchtete ich manchmal, dass er doch recht haben könnte. Mein gesamter Bauchraum ist voller Verwachsungen, James. Ich kann keine Kinder mehr bekommen.“
„Das weißt du doch gar nicht!“
„Oh doch.“ Lorna schnäuzte sich. „Meine Schmerzen sind unerträglich. Ich halte sie nicht länger aus und werde mir deshalb nächsten Monat die Gebärmutter entfernen lassen.“
Erstaunlicherweise hielt er sie noch immer im Arm.
Er wollte sie nie, niemals wieder loslassen. In seinem Kopf herrschte ein riesiges Gedankenchaos. Enttäuschung und Bedauern, aber auch Verzweiflung und Wut über die verlorenen Jahre. Es wäre vernünftig, in Ruhe über alles nachzudenken, bevor er eine voreilige Entscheidung traf. Also stand er auf und stellte genau die Frage, die sie hören wollte.
„Gehen wir schlafen?“
Er gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Einen Kuss, der ihr zeigte, dass er verstand, wie ausgelaugt und erschöpft sie war. Gemeinsam gingen sie nach oben, und James zog erst Lorna und dann sich selbst aus. Danach kuschelten sie sich ins Bett, und er nahm sie in seine Arme. Er hielt sie genauso wie damals, als ihr Vater sie als Hure beschimpft hatte. Und wie in der Nacht, als ihr Baby gestorben war.
Ihre kleine Tochter.
Auch Lorna dachte gerade daran.
„Ist sie das L an deinem Schlüsselbund?“
„Ja.“
„L wie Lily.“
Sie hatte keine Tränen mehr, doch es war eine große Erleichterung, endlich um ihr Baby trauern zu können. Um ihr Baby und um den kleinen Jungen, der heute gestorben war.
Und dann war da noch James’ Hand, die wie selbstverständlich auf ihrem Bauch lag. Verwachsungen hin oder her – er schien sie immer noch zu lieben.
Als Lorna wach wurde, hatte sie jedes Zeitgefühl verloren. Eine Weile lag sie ganz still in James’ Armen und dachte über den vergangenen Tag nach. Erst die furchtbare Nachtschicht, dann das Gespräch mit James, bei dem sie ihm endlich die traurige Wahrheit gesagt hatte. Und nun war sie eng an ihn gekuschelt in seinem Bett aufgewacht.
Doch das hatte nichts zu bedeuten. James war viel zu anständig, als dass er sich feige davonstehlen würde. Innerlich machte sie sich auf seine Reaktion gefasst. Bestimmt würde er sagen, dass er sie sehr gern hatte und sie immer ein besonderer Mensch für ihn bleiben würde, doch dass es besser wäre, die Vergangenheit auf sich beruhen zu lassen.
Zu ihrer Überraschung spürte sie jedoch, wie er anfing, ihre Brüste zu streicheln, und mit seiner Zunge zärtlich ihren Hals entlangfuhr. Eine Sekunde lang überlegte sie, ob sie ihm wirklich alles erzählt hatte, denn er benahm sich, als wäre nichts geschehen. Als würde er sie noch immer wollen, obwohl er nun die ganze Wahrheit kannte.
Dann hörte sie auf, nachzudenken, drehte sich in der Dunkelheit zu ihm um und küsste ihn.
Ohne den Kuss zu unterbrechen, drehte er sie auf den Rücken. Manchmal benahm er sich auch im Bett äußerst zielstrebig. Die selbstsichere Entschlossenheit, mit der er ohne ein Wort zu sagen ihre Beine auseinanderschob, erregte sie sehr. Wer brauchte schon immer ein Vorspiel? Als er in sie eindrang, war sie mehr als bereit. Wie selbstverständlich nahm er sie in Besitz und gab das Tempo vor. Noch immer schwiegen sie beide und genossen einfach nur den Körper des anderen. Wer auch immer behaupten mochte, die Missionarsstellung wäre langweilig, hatte dabei noch nie unter James gelegen.
Er hatte keine Eile, sondern bewegte sich so aufreizend langsam, dass Lorna fast verrückt vor Verlangen wurde. Sie spürte seine Hitze auf ihrer Haut, schmeckte seinen Schweiß. Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus und griff mit beiden Händen nach seinem Po, um James noch enger an sich zu pressen und noch tiefer in sich zu fühlen. Sie liebte es, wenn er vor Erregung keuchte und sie sein Gewicht auf ihrem
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