Von nun an fuer immer
Assistenzärztin war sehr von sich eingenommen, fast schon hochnäsig, und hatte ganz offensichtlich ein Auge auf James, den Hauptgewinn der Klinik, geworfen.
„Nicht nötig“, wehrte James ab. „Ich weiß noch gar nicht genau, ob ich überhaupt hingehe.“
„Aber du hast doch gerade gesagt, du würdest auf einen Drink kommen. Ich fahre dich gern! Schließlich passiert es nicht oft, dass wir beide gleichzeitig an einem Samstagabend frei haben.“
Großartig! May amüsierte sich immer mehr. Was dachte Abby sich nur dabei, so zu tun, als wären sie und James ein altes Ehepaar?
„Ich habe Samstag noch etwas anderes vor“, erklärte James und lächelte seine Kollegin dabei so unverbindlich an, dass es May eine wahre Freude war. Abby lief vor Verlegenheit über den Korb rot an.
„Wie gesagt, ich werde versuchen, kurz vorbeizukommen, denn ich möchte mich natürlich gern von Mick verabschieden. Er war schließlich über zwanzig Jahre unser Pförtner.“ Damit war jeder Zweifel ausgeräumt, und keine der anwesenden Damen konnte sich Hoffnungen machen, dass der attraktive James ihretwegen zur Party kommen würde.
May lächelte. Wann würden diese Mädchen endlich erkennen, dass James Morrell seine Arbeit und sein Vergnügen streng getrennt hielt? Andererseits … Wäre sie selbst dreißig Jahre jünger, dann würde sie es vermutlich auch bei ihm versuchen. Selbst wenn es ziemlich aussichtslos war, denn in all den Jahren, die sie nun schon mit James zusammenarbeitete, hatte May es kein einziges Mal erlebt, dass er eine Freundin mit zu einer Klinik-Veranstaltung brachte.
Ohne es genau beschreiben zu können, spürte May instinktiv eine Reserviertheit in James’ Verhalten. Er war immer höflich, nett und zuvorkommend, doch gleichzeitig stets sehr verschlossen, wenn es um sein Privatleben ging.
Er war natürlich sehr sexy – und zweifellos hatte er auch oft Sex.
Als Oberschwester musste May ihn öfter bei Notfällen zu Hause anrufen, und es war schon häufig vorgekommen, dass eine Frau den Telefonhörer abgenommen hatte oder dass ein atemloser James das Gespräch entgegennahm und im Hintergrund unmissverständliche Geräusche zu hören waren.
Mays resolute Freundin Pauline, die als Haushälterin bei James angestellt war, tratschte zwar nicht über ihren Chef, doch von Zeit zu Zeit machte sie Andeutungen darüber, dass James ein sehr reges Privatleben hatte.
James sah gedankenverloren aus dem Fenster. Draußen schneite es noch immer, und der Himmel war wolkenverhangen und grau. Wieso war er nur so nervös? Egal, wie sehr er sich auch anstrengte, es gelang ihm nicht, seine verspannten Muskeln zu lockern und zur Ruhe zu kommen.
„Sind Sie wieder bereit zur Aufnahme?“, tönte es aus der Funksprechanlage.
„Nein, noch nicht!“, antwortete May bestimmt. Ihre Mitarbeiter brauchten diese Pause. Wegen des Massenunfalls war das North London Regional Hospital vorübergehend für alle anderen Aufnahmen gesperrt. Diese Maßnahme war absolut notwendig, um die hohe Qualität der Versorgung gewährleisten zu können, und May war nicht bereit, in diesem Punkt nachzugeben. In ihrer Abteilung herrschte ohnehin ständiger Personalmangel.
Zwei Assistenzärzte hatten die Klinik überraschend verlassen, und zu allem Überfluss war einer der Fachärzte seit Wochen krank. Abby war zwar eine gute Assistenzärztin, doch es fehlte ihr noch an Erfahrung. Sämtliche Kollegen hatten in der letzten Zeit Überstunden gemacht, und der heutige Tag war für viele eine echte Herausforderung gewesen.
Die Kollegin von der Leitstelle ließ sich allerdings nicht so leicht abwimmeln. „Es wurde gerade noch eine weitere Verletzte gefunden. Sie war in ihrem Wagen eingeklemmt. Eine junge Frau Ende zwanzig, Hypothermie und Herzstillstand.“
James war bereits aufgesprungen und eilte zur Tür. Die Vorstellung, dass sie an der zugegebenermaßen unübersichtlichen Unfallstelle jemanden übersehen hatten, entsetzte ihn. Die arme Frau musste ein paar furchtbare Stunden durchgemacht haben.
„Wir nehmen sie auf!“, sagten er und May gleichzeitig.
Sofort kam Leben in die Gruppe. Das gesamte Team machte sich daran, alles für die neue Patientin vorzubereiten. Eine elektrische Wärmedecke wurde angeschlossen, die vermutlich nötigen Infusionen in ein Wärmebad gelegt und der Anästhesist angepiept.
„Was wissen wir noch?“, erkundigte James sich über die Funksprechanlage.
„Nicht viel“, erwiderte die Leitstellendisponentin. „Der Wagen
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