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Von nun an gemeinsam (Bianca) (German Edition)

Von nun an gemeinsam (Bianca) (German Edition)

Titel: Von nun an gemeinsam (Bianca) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christyne Butler
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nieder und murmelte beruhigende Worte, während seine Hände prüfend über das Vorderbein des Hengstes fuhren. Als er die Stellen um die Reisebandagen befühlte, schnaubte der Hengst unwillig und verlagerte das Gewicht.
    „Ich weiß, du hasst diese Dinger, aber sie helfen gegen die Schwellung.“
    Diesmal aber leider überhaupt nicht.
    Vor einer Woche hatte er zum ersten Mal bemerkt, dass der Hengst lahmte. An jenem Abend hatte er seinen letzten Job verloren, mit einer sehr unerfreulichen Szene, die man besser schnell vergaß. Seither hieß es improvisieren: Sieben Tage auf der Straße, ohne feste Unterkunft oder Box für den Hengst. Sieben Tage lang nur angetaute Eisbeutel für das verletzte Bein und der Trailer wie eine lahme Entschuldigung für einen richtigen Stall, den das Tier so dringend brauchte.
    So konnte es nicht weitergehen.
    Drei Jobs hatte er seit seiner Freilassung angenommen, und drei Mal hatte man ihm den Laufpass gegeben. Beim ersten Mal war er noch so dumm gewesen, von seiner Verurteilung zu erzählen.
    Den Fehler hatte er nicht noch einmal gemacht. Danach hatte er immer versucht, nichts von sich preiszugeben. Er hielt sich bedeckt und blieb für sich, aber früher oder später war immer etwas durchgesickert.
    Sein Magen knurrte laut. In einer Ecke des Trailers bewahrte er eine Truhe auf, doch als er hineingriff, musste er feststellen, dass sie leer war. Die Eisbeutel waren auch längst nicht mehr kalt.
    Er lehnte den Kopf an die Seite des Hengstes und streichelte das glatte, weiche Fell. „Ich hol mir was zu futtern und frische Eisbeutel. Bin gleich zurück.“
    Ein letztes Mal strich er über den Hals des Tieres, dann verließ er den Trailer und schloss ihn sorgfältig ab. Er überquerte die Straße und betrat einen kleinen Supermarkt. Unter dem grellen Licht der Leuchtstoffröhren saß eine Frau an der Kasse und warf ihm einen aufmerksamen Blick zu.
    Oder war es ein argwöhnischer Blick?
    Er nickte ihr höflich zu und eilte durch den Laden. Fünf Minuten später kam er zurück und war im Begriff zu zahlen, als sein Blick auf einen zerknitterten Zettel an einer Pinnwand fiel. Die Worte „Cowboys gesucht“ erregten seine Aufmerksamkeit. Er riss den Zettel von der Wand und stopfte ihn in seine Tasche.
    Verdammt, er musste den Verstand verloren haben.
    Er zahlte und verließ rasch den Laden. Mit einem Sandwich, einer Flasche Mineralwasser und einem frischen Eisbeutel kehrte er zu dem dunklen Parkplatz zurück. Das Brot schmeckte alt und schal, aber zumindest überdeckte es den bitteren Geschmack, den der argwöhnische Blick der Kassiererin hinterlassen hatte.
    Sicher, er sah nicht gerade taufrisch aus. Sein Haar war zu lang, und seit einer Woche hatte er sich nicht rasiert. Womöglich sah er einfach ein bisschen zu wild aus. Vielleicht begegnete man hier Fremden auch grundsätzlich mit Skepsis. In einer kleinen Stadt wie dieser musste man oft mit dem engen Horizont der Bewohner rechnen. Schließlich hatte sich die Verkäuferin den anderen beiden Cowboys gegenüber nicht so abweisend verhalten. Im Gegenteil: Die Einheimischen wurden freundlich gegrüßt. Allerdings sahen sie mit ihren gebügelten Hemden und glänzenden Gürtelschnallen so frisch und adrett aus, als hätte man sie direkt aus einem Katalog für Cowboy-Mode bestellt.
    Nun, was spielte das schon für eine Rolle.
    Landon verschlang das Sandwich in zwei Bissen und versuchte, die düsteren Gedanken abzuschütteln. Seit seiner Freilassung war er bemüht, möglichst wenig zu grübeln. Davor war das eine seiner Hauptbeschäftigungen gewesen. Er hatte sich den Kopf zerbrochen über Dinge, die nicht mehr rückgängig gemacht werden konnten. Die der Vergangenheit angehörten. Heute zog er es vor, hart zu arbeiten. So hart, dass ihm abends nichts mehr blieb außer der gütigen Leere eines erschöpften, traumlosen Schlafes.
    Aber seit einer Woche war ihm nicht einmal mehr das gegönnt.
    Landon ging um den Hänger herum und führte G.W. hinaus in die Nacht. Im gelben Licht einer Laterne nahm er die Reisebandagen ab und legte den Eisbeutel um das verletzte Bein. Nachdem er sich um den Hengst gekümmert hatte, öffnete er die Wasserflasche und trank mit tiefen Zügen. Dann zog er das zusammengefaltete Papier aus der Jeanstasche und starrte lange auf die schwarzen Lettern.
    „Also dann, Crescent Moon“, sagte er in die Dunkelheit, „du bist meine letzte Chance.“
    Plötzlich war da etwas hinter ihm. Aus dem Augenwinkel konnte er eine Bewegung

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