Von nun an gemeinsam (Bianca) (German Edition)
1. KAPITEL
„Du gemeiner, hinterhältiger Dieb!“ Mit forschen Schritten überquerte Maggie Stevens die zertrampelte Wiese des Rummelplatzes. Nur mühsam gelang es ihr, ihre Empörung im Zaum zu halten und nichts von dem Bier in den beiden Plastikbechern zu verschütten. „Du nimmst mir meinen Mann weg!“
Kyle Greeley warf ihr ein böses kleines Grinsen zu und fuhr ungerührt fort, Geldscheine von einem dicken Bündel abzuzählen. Als Maggie die Wiese überquert hatte und vor ihm stand, hatte er mindestens schon einhundert Dollar beiseitegelegt und reichte sie einem Cowboy, der neben ihm stand – ihrem Cowboy.
„Nicht nur einen Mann, Schätzchen“, sagte Kyle. „Mehrere.“
„Was meinst du damit, ‚mehrere‘?“ Sie sah den Cowboy scharf an. Es war Spence Wilson, einer ihrer Arbeiter, der in den vergangenen Monaten auf der Farm geholfen hatte.
Dann bemerkte sie Charlie Bain. Er trat lautlos aus dem Schatten am Rande des Festgeländes, den Blick starr auf seine Stiefel gerichtet.
Sie hätte es wissen müssen.
Bisher war es ein herrlicher Sommertag gewesen. Es war der vierte Juli – der amerikanische Nationalfeiertag –, den sie gemeinsam mit ihrer Tochter und ihrer Großmutter in Destiny verbrachte, einem kleinen Ort in Wyoming. Und den ganzen Tag über hatte sich noch keiner ihrer Cowboys blicken lassen.
Bis jetzt.
„Nehmen Sie’s nicht persönlich, Miss Stevens“, sagte Spence. „Wir arbeiten ja gerne auf Crescent Moon, aber Mr Greeleys Angebot ist einfach zu verlockend, um Nein zu sagen.“
Maggie schäumte vor Wut. Auf das ‚verlockende Angebot‘ waren schon einmal ihre Arbeiter hereingefallen – zumindest die jungen und kräftigen. Sie hatten sich von den fetten Geldbündeln ködern lassen wie streunende Hunde von einem saftigen Stück Fleisch.
Genau wie du, Maggie. Es ist noch gar nicht so lange her.
Sicher, ein paar schicke Abendessen waren nicht dasselbe wie Bargeld. Trotzdem war auch sie auf Kyle hereingefallen. Auf seine schmeichelnden Worte und auf diese aalglatte Art, mit der er jeden um den Finger wickeln konnte. Bis sie herausgefunden hatte, was für ein Mistkerl er in Wirklichkeit war.
Selbstgefällig grinsend kam Kyle näher. „Tja, Maggie, du hast die Wahl. Es könnte doch so einfach sein: Verkauf mir dein Land, zieh in die Stadt und du wärst alle Probleme los. Du könntest mehr Zeit mit deiner Tochter verbringen. Und dir endlich mal einen Mann zulegen …“
Bebend vor Zorn starrte sie in die Plastikbecher. Am liebsten hätte sie damit sein spöttisches Grinsen ausgelöscht. Durch zusammengebissene Zähne zischte sie: „Ich hab’s dir schon einmal gesagt, mein Land ist nicht zu verkaufen.“
Aus den Augenwinkeln konnte sie die Schemen ihrer Cowboys sehen, die mit leisen Schritten in den Schatten der Hütten und verwaisten Tierpferche verschwanden. Ihre ehemaligen Cowboys.
Die Feiglinge.
Sie wandte sich an Kyle. „Und warum nur die beiden? Warum schnappst du dir nicht gleich auch noch Willie und Hank und zerstörst mich endgültig?“
„Diese alten Knacker? Die gehören doch schon seit Jahren notgeschlachtet.“ Er kam näher. Mit einer anzüglichen Geste fing er eine lose Strähne aus ihrem Pferdeschwanz und wickelte sie um seinen Finger. „Gib’s doch zu, Schätzchen, das ist alles ein bisschen zu viel für dich. So viel Land, die Weiden, die Pferde …“
Maggie reckte trotzig das Kinn und entwand sich seinem Griff. „Fahr zur Hölle, Kyle.“
Sie fuhr herum und ging auf die Lichter zu, die jenseits der Pappeln von einer erleuchteten Holzbühne in das Dunkel fielen. Er folgte ihr.
„Vor nicht allzu langer Zeit hättest du mich nicht zur Hölle geschickt, Schätzchen.“
Kopfschüttelnd sah sie ihn an. Seine hellblauen Augen, die wie gemeißelt scharfen Wangenknochen und dazu diese unwiderstehlichen, süßen Lügen. Alles in ihr sträubte sich bei dem Gedanken daran, dass sie einmal darauf hereingefallen war. „Drei Monate“, sagte sie bitter, „drei Monate hast du den Verehrer gespielt, nur um an mein Land zu kommen.“
Er grinste boshaft. „Manchmal muss ein Mann eben Opfer bringen. Ich hab’ sowieso nie verstanden, was Alan an dir fand. Aber dann ist mir aufgegangen, dass er nur hinter deinem Besitz her war.“
Wütend fuhr sie ihn an: „Aber es ist noch immer meine Ranch, kapiert? Und du wirst deine verdammten Finger davon lassen!“
Inzwischen hatten sie die Bäume erreicht. Kyle beugte sich über sie und packte grob ihre Arme.
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