Von wegen Liebe (German Edition)
mich zu ihr umdrehte. »Er ist schwul , Jess! Du hast keine Chance, also gib’s endlich auf. Ich muss hier raus. Bitte.«
Ich zog sie auf den Parkplatz, wo uns die klirrend kalte Januarluft praktisch die Haut von den Wangen schälte. Casey und Jessica kuschelten sich eng an mich. Wahrscheinlich hatten sie festgestellt, dass ihre sexy Outfits nicht dazu taugten, dem eisigen Wind standzuhalten. Dicht aneinandergedrängt liefen wir zu meinem Wagen und lösten uns erst voneinander, als wir die Stoßstange erreicht hatten, von wo aus ich die Türen entriegelte, damit wir ohne Verzögerung in meinen nur unwesentlich wärmeren Saturn steigen konnten.
Casey kauerte sich zähneklappernd auf dem Beifahrersitz zusammen. »Wieso willst du denn schon gehen? Es ist doch erst, keine Ahnung, Viertel nach neun.«
Jess wickelte sich auf der Rückbank in eine alte Decke (die ich immer dabeihatte, weil die verdammte Heizung meistens streikte) und zog einen Flunsch.
»Ich hab mich mit jemandem gestritten«, erklärte ich, während ich unnötig heftig den Schlüssel ins Zündschloss rammte. »Dann hab ich ihm meine Cola über den Kopf geschüttet und bin gegangen, weil ich nicht scharf drauf war, seine Antwort abzuwarten.«
»Und wer war das?«, fragte Casey.
Mir hatte vor der Frage gegraut, weil ich die Reaktion darauf schon kannte. »Wesley Rush.«
Wie erwartet löste die Antwort zwei schmachtende Seufzer aus.
»Oh bitte«, sagte ich genervt. »Der Typ ist eine männliche Nutte. Ich kann ihn nicht ausstehen. Er schläft mit allem, was sich bewegt, und sein Hirn sitzt zwischen seinen Beinen – was bedeutet, dass es mikroskopisch klein ist.«
»Das bezweifle ich.« Casey seufzte erneut. »Gott, B, außer dir gibt es niemanden, der an Wesley Rush irgendetwas auszusetzen hat.«
Ich warf ihr einen bösen Blick zu, als ich den Kopf nach hinten drehte, um aus der Parklücke zu stoßen. »Er ist ein Arschloch.«
»Das stimmt nicht«, widersprach Jess. »Jeanine hat erzählt, dass sie sich neulich auf einer Party mit ihm unterhalten hat. Sie war mit Vikki und Angela da, und sie meinte, er kam einfach irgendwann angeschlendert, hat sich neben sie gesetzt und total nett mit ihr geredet.«
Das überraschte mich nicht. Jeanine war definitiv eine DUFF , wenn sie mit Angela und Vikki ausging. Ich fragte mich, welche von beiden Wesley an dem Abend abgeschleppt hatte.
»Er ist echt süß«, sagte Casey. »Du kannst es nur nicht zugeben, weil du sonst deinen Ruf als Zynikerin aufs Spiel setzen würdest.« Sie sah mich liebevoll lächelnd von der Seite an. »Aber jetzt erzähl doch mal, was hat er denn gemacht, dass du ihm deine Cola über den Kopf geschüttet hast?« Immerhin war sie jetzt zur Abwechslung mal um mich besorgt. Wurde auch langsam Zeit. »Hat er irgendwas Blödes zu dir gesagt, B?«
»Nein«, log ich. »Er hat mich nur total auf die Palme gebracht.«
DUFF .
Das Wort hallte durch meinen Kopf, während ich eine Spur zu schnell die Fifth Street entlangfuhr. Ich brachte es nicht über mich, meinen Freundinnen von dem wunderbaren neuen Kosenamen zu erzählen, der gerade meinem Wortschatz hinzugefügt worden war, aber als ich mich kurz im Rückspiegel betrachtete, dachte ich unwillkürlich, dass Wesley mit seiner Einschätzung womöglich recht hatte. Jess mit ihrer perfekten Sanduhrfigur und ihren warmen leuchtend braunen Augen, Casey mit ihrer makellosen Haut und ihren ellenlangen Beinen … Dem Vergleich mit ihnen konnte ich einfach nicht standhalten.
»Also ich würde sagen, da es noch so früh ist, gehen wir noch irgendwo anders hin«, schlug Casey vor. »Draußen in Oak Hill soll eine große Studentenparty stattfinden. Angela hat mir heute Morgen davon erzählt. Na, wie sieht’s aus?«
»Cool! Ich bin dabei!« Jess erwachte unter ihrer Decke zu neuem Leben. »Wie der Name schon sagt, gibt’s auf Studentenpartys immer jede Menge Studenten . Das klingt doch nach einem Haufen Spaß, B, oder?«
Ich stöhnte. »Nein. Nicht wirklich.«
»Ach, komm schon.« Casey griff nach meiner Hand und drückte sie. »Tanzen ist für diesen Abend gestrichen, okay? Und weil du offensichtlich was gegen heiße Typen hast, versprechen Jess und ich, dir jeden vom Leib zu halten, der es wagt, in deine Nähe zu kommen«, versuchte sie mir ein Lächeln zu entlocken.
»Ich hab nicht das Geringste gegen heiße Typen«, brummte ich. »Nur gegen den einen.« Einen Moment später bog ich seufzend auf den Zubringer Richtung Oak Hill. »Okay, ihr habt
Weitere Kostenlose Bücher