Vor aller Augen
die Kugel vielleicht für mich bestimmt gewesen war.
Sie werden den Wolf nie erwischen , hatte Pasha Sorokin in Florida gesagt. Er wird euch erwischen . Jetzt hatte sich die Warnung erfüllt.
Die Krisensitzung an diesem Abend im Hoover Building war die emotionalste, die ich beim FBI bislang erlebt hatte. Stacey Pollack lebte, aber sie lag in kritischem Zustand im Walter-Reed-Krankenhaus. Die meisten Agenten respektierten
Stacey Pollack ungemein und konnten es nicht fassen, dass sie das Ziel dieses Anschlags gewesen war. Ich fragte mich immer noch, ob die Kugel nicht für mich bestimmt gewesen war. Wir beide waren wegen des Wolfs auf dem Weg nach New York gewesen. Er war unser Hauptverdächtiger bei diesem Anschlag. Hatte ihn jemand innerhalb des FBI mit Informationen versorgt?
»Es gibt noch weitere schlechte Nachrichten«, erklärte Ron Burns der Gruppe an diesem Abend. »Unsere Spur nach Brighton Beach war eine falsche Fährte. Der Wolf ist nicht in New York und war offenbar in letzter Zeit auch nicht dort. Jetzt müssen wir folgende Fragen beantworten: Wusste er, dass wir ihm auf den Fersen waren? Wenn ja, woher wusste er das? Hat einer von uns ihm das gesteckt? Ich verspreche, dass ich alles tun werde, um die Antworten auf diese Fragen herauszufinden.«
Nach diesem Meeting war ich einer der Agenten, die zu einem Gespräch in kleinerem Kreis in den Konferenzraum des Direktors gebeten wurden. Die Stimmung blieb ernst und gedrückt, und Burns ergriff erneut das Wort. Er schien über den Schuss auf Stacey Pollack noch erregter zu sein als die Ãbrigen.
»Als ich sagte, dass wir diesen russischen Bastard zur Strecke bringen werden, habe ich das auch so gemeint. Ich gründe jetzt ein BAM-Team, das ihn jagen soll. Sorokin hat behauptet, der Wolf würde auf uns Jagd machen â und das hat er getan. Aber jetzt werden wir ihn mit allem jagen, was wir haben, mit sämtlichen Ressourcen.«
Alle im Raum nickten zustimmend. Ich hatte von der Existenz von BAM-Einheiten im FBI gehört, war aber nie sicher gewesen, ob sie tatsächlich existierten. Die Abkürzung stand für By Any Means, Mit Allen Mitteln . Das brauchten wir jetzt. Das hatte ich hören wollen.
111
Jetzt schien alles zu schnell zu gehen, so als würde sich alles drehen und auÃer Kontrolle geraten. Aber vielleicht stimmte das ja. Der Fall war auÃerhalb unserer Kontrolle â jetzt hatte der Wolf das Sagen.
Zwei Nächte später bekam ich zu Hause einen Telefonanruf. Es war Viertel nach drei Uhr in der Früh. »Hoffentlich eine gute Nachricht.«
»Nein. Die Hölle ist ausgebrochen, Alex. Es herrscht Krieg.« Der Anrufer war Tony Woods und er klang ziemlich fertig.
Ich massierte mir die Stirn. »Wieso Krieg? Was ist passiert?«
»Wir haben vor wenigen Minuten eine Meldung aus Texas bekommen. Lawrence Lipton ist tot. Ermordet. Sie haben ihn in seiner Zelle erledigt.«
Jetzt war ich hellwach.
»Wie? Er hatte doch eine Sonderbewachung, oder?«
»Zwei Agenten wurden zusammen mit Lipton umgebracht. Er hat es vorausgesagt, richtig?«
Ich nickte. »Ja«, sagte ich.
»Alex, sie haben auch die gesamte Familie Lipton ausgelöscht. Sie sind tot. Eines unserer HRT-Teams ist auf dem Weg zu Ihrem Haus, eines zum Direktor und eines zu Mahoney. Jeder, der an diesem Fall gearbeitet hat, ist unserer Meinung nach in Gefahr.«
Ich sprang aus dem Bett und nahm meine Glock aus dem Nachtschränkchen.
»Gut, ich warte auf das HRT«, sagte ich zu Woods. Dann lief ich mit der Waffe in der Hand nach unten.
War der Wolf schon hier? , fragte ich mich.
Der Krieg kam wenige Minuten später in unser Haus. Es war zwar das FBI-Team, aber es war dennoch Furcht einflöÃend. Nana Mama begrüÃte die schwer bewaffneten Agenten mit wütenden Blicken, machte ihnen aber Kaffee. Dann ging ich mit ihr nach oben, um die Kinder so behutsam wie möglich zu wecken.
»Das ist nicht richtig, Alex. Nicht in unserem Haus«, flüsterte Nana auf dem Weg zu Jannie und Damon. »Irgendwo muss Schluss ein, oder? Das hier ist schlimm.«
»Ich weiÃ. Alles ist irgendwie auÃer Kontrolle geraten. So ist das in der heutigen Welt nun mal.«
»Und was wirst du dagegen unternehmen? Was hast du vor?«
»Erst mal die Kinder wecken. Sie in den Arm nehmen und küssen. Dann müssen sie für eine Zeit lang aus dem Haus.«
»Hörst du eigentlich, was du
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