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Vor dem Abgrund: Historischer Roman (German Edition)

Vor dem Abgrund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Vor dem Abgrund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Finnek
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wollte oder im Ernst redete. »Und ich werde bestimmt nicht Ihre Mätresse werden. Deshalb sage ich: Nein danke!«
    »Celia!«, schimpfte Maureen und wandte sich entschuldigend zu Rupert um. »Sie ist noch nicht ganz wieder beisammen. So ein Fieber kann lange nachwirken. Das müssen Sie ihr verzeihen, Rupert.«
    »Meine Absichten sind absolut ehrenhaft, Celia«, bekräftigte Rupert und schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich käme niemals auf die Idee, Ihnen einen unanständigen Antrag zu machen. Das müssen Sie mir glauben.«
    »Wie stellen Sie sich das vor?« Celia wurde nun tatsächlich etwas ärgerlich und knallte den Löffel, mit dem sie ihren Haferbrei gegessen hatte, auf den Tisch. »Was bilden Sie sich eigentlich ein? Sie sind ein unverheirateter Mann, und ich bin eine unverheiratete Frau. Dass Mrs. Adams und alle hier in der Herberge glauben, ich wäre Ihre Geliebte, kann ich noch verkraften. Doch der Vorschlag, den Sie mir da unterbreiten, ist für mich eine Beleidigung und ganz unannehmbar. Ob Ihre Absichten ehrenhaft sind oder nicht, ist dabei völlig unerheblich.«
    Rupert war wie vor den Kopf geschlagen. Damit hatte er nicht gerechnet. Und daran hatte er tatsächlich nicht gedacht. Aber natürlich hatte Celia recht. Die in seinen Augen verstaubten Ansichten von Moral und Sitte waren ihm so fremd, dass er sich nicht einen Augenblick überlegt hatte, welchen äußeren Anschein es erwecken würde, wenn Celia tatsächlich zu ihm ins Cottage zöge. Bruder und Schwester! Wie dumm von ihm! Wie egoistisch und gönnerhaft!
    Wölfe und Schafe!, schoss es ihm durch den Kopf.
    Eine Zeit lang stand er reglos und mit betretener Miene da und starrte zu Boden. Dann hellte sich sein Gesichtsausdruck mit einem Mal wieder auf, und er fragte: »Und wenn ich Ihnen eine Anstellung als Haushälterin anbiete?«
    »Ich habe bereits eine Anstellung bei Miss Watson«, erwiderte Celia ungerührt. »Ich stehe bei ihr im Wort und werde es nicht ohne Not brechen.«
    Maureen schob die Unterlippe vor und zuckte mit den Schultern, als würde sie das nicht unbedingt als Wortbruch auffassen.
    »Aber Sie können doch nicht ernsthaft in diesem elenden Loch bleiben wollen!«, platzte es aus Rupert heraus, und er breitete die Arme aus, als könnte er das Elend mit den Händen fassen. »Das kann ich nicht zulassen!«
    »Das haben Sie nicht zu bestimmen, Sir!«, schimpfte Celia zurück.
    Rupert schluckte und erstarrte.
    »Außerdem werden wir nicht länger in diesem Loch bleiben«, sagte Maureen und lächelte kokett und zugleich ein wenig beleidigt. »Morgen ziehen wir in das neue Gästehaus in der Nähe vom People’s Palace. Die Bühnenleitung hat mir einen längerfristigen Vertrag angeboten und eine bessere Unterkunft besorgt. Die Wohnungen für die Künstler sind recht geräumig, nicht zu teuer und haben sogar einen Blick auf den Regent’s Canal.«
    »Nur einen Steinwurf von Ihrem Cottage entfernt«, fügte Celia hinzu.
    »Herzlichen Glückwunsch, Maureen! Das freut mich für Sie.« Rupert stand wie geohrfeigt da und schaute beschämt auf seine Hände. Er räusperte sich und setzte hinzu: »Es tut mir leid, Celia, ich wollte Sie nicht beleidigen. Ich bin ein Narr. Seien Sie mir bitte nicht böse.«
    »Ich bin Ihnen nicht böse, Rupert«, antwortete sie und lächelte ihm aufmunternd zu. »Ich möchte nur, dass Sie wissen, dass Sie nicht in meiner Schuld stehen. Nicht meinetwegen, nicht wegen meiner Mutter und erst recht nicht wegen meines Vaters.« Sie zögerte und setzte dann hinzu: »Auch nicht wegen Ihres Vaters.«
    »Sie wissen von meinem Vater und Ihrer Mutter?«, wunderte sich Rupert.
    »Das ist nicht mehr wichtig«, sagte Celia und stand auf. »Können wir das alles nicht hinter uns lassen und einfach neu anfangen? Ohne Schuldigkeit, ohne offene Rechnungen.« Sie reichte Rupert mit feierlicher Miene die verbundene Hand und fragte: »Quitt?«
    Rupert staunte einen Moment über diese seltsam kindliche Formulierung, schüttelte dann vorsichtig ihre Hand und antwortete: »Quitt!«
    Sie atmete erleichtert aus, als fiele ihr in diesem Augenblick tatsächlich ein Stein vom Herzen, und sagte: »Danke, Rupert!«
    Rupert hielt Celias Hand länger als nötig und dachte an das, was sie vorhin gesagt hatte. Dann lachte er plötzlich und fragte: »Warum wollen Sie mich eigentlich nicht heiraten?«
    Celia lächelte verkrampft und sagte: »Wir würden uns nur streiten.«
    Celia war hin- und hergerissen. Liebend gern hätte sie Ruperts Angebot

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