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Vor dem Fest

Vor dem Fest

Titel: Vor dem Fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saša Stanišic
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große Mann genießt, den Kopf im Nacken. Auch Frau Schwermuth ist da, dick und weiß und merkwürdig wie die Kreidefelsen auf Rügen. Ein Hawaii-Muster schmückt den Wickelrock ihrer Begleiter, die heiter sich zu Anna drehen, amüsiert, wie es jeder wäre, dem es gelänge, auf dem Wasser zu gehen. Anna, Einteiler, Schwimmkappe und Schwimmbrille, der breite Rücken, schön wie alle konzentrierten Menschen schön sind, ein wenig wie eine Profi-Schwimmerin vor dem Start. Wir sind entschlossen, entspannt, entrückt. Fürstenfelde ist das. Einer mit Schwimmflügeln jongliert, vier bunte Bälle im Flug stehen dem sonnigen Tag gut. Das ist Hirtentäschel. Er will gesehen werden beim Können, obwohl er sicher sagen würde, er mache das nur für sich, Meditation. Ach, Uwe, es ist doch in Ordnung, auch mal mit etwas anzugeben, das man draufhat, und nicht immer nur damit, wie drauf man mal war. Wer noch? Frau Steiner liest auf einem Schwimmkissen Frau Schobers Zukunft aus Tarotkarten, es sieht nicht gut aus für Frau Schober. Ditzsche, abseits, allein. Ja, gut. Einige, abseits, allein. Die Mutter vom stummen Suzi, Manu aus der Eisdiele, Poppo von Blankenburg. Ulli dafür mit zwei Familien – den Trinkern aus den Neubauten und seiner eigenen, darunter auch ein paar, die gern picheln, aber keiner übertreibt. Mit roter Glatze und über dem Bauch GEO -Spezial Alaska , das kann nur Gölow sein. Auf der Luftmatratze neben ihm ruht sich eine zierliche Frau aus. Dann dieunddie und derundder, Frau Reiff in dem alten Kajak, eine FKK -Runde spielt Volleyball. Es ist, als würden die Leute, pflanzengleich, überall dort aus dem Wasser sprießen, wohin unser Blick schweift. Fürstenfelde ist das. Auch der Fährmann ist da, guck, auf dem Steg: der Bart, das lange Haar, der Umhang zu warm für den ewig letzten schönen Tag des Jahres. Er schielt auf die anderen, was hat er vor? Sein Fürstenfelde ist das im seichten Wasser. Ruft er gleich zur Überfahrt? Er lässt sich Zeit. Das kann warten, das muss auch warten, wir haben noch so viel vor. Am Fährhäuschen brennt Licht. Und je länger wir hinschauen, desto dunkler wird es, es wird Nacht. Der Güldenstein glüht. Die Leute harren aus. Herrn Schramm müsste das gefallen mit der ewigen Kippe.
    Ganz vorn: Frau Kranz – wir erkennen sie an ihrer Staffelei –, im rechten Arm eine winzige, die einzige Bewegung.
    Ja, und dann haut Zieschke mit der Bierflasche auf das Stehpult, und die Auktion beginnt. Wer bietet zehn?
    Wir sind froh, Anna wird vermutlich doch nicht verbrannt. Siesteht beim Scheiterhaufen und hebt ein brennendes Scheit in die Luft und wird überboten von uns, wir bieten zwölf.

DANK AN
    Christine Marth, Martin Mittelmeier, Maria Motter, Thomas Pletzinger und Katja Sämann für deren Scharfblick, Witz, investigatives Talent, Zuspruch und die große Unterstützung bei der Arbeit an diesem Buch.
    DANK AN
    die Bewohner von Fürstenberg, Fürstenfelde, Fürstenwalde, Fürstenwerder und Prenzlau für den Austausch und die Gastfreundschaft sowie an die jeweiligen Heimatmuseen, Heimatstuben und Heimatvereine für die historischen Einblicke. Ihre Kirchenbücher und Chroniken und dazu Lieselott Enders’ landesgeschichtliche Darstellungen der Uckermark waren wichtige Quellen für den vorliegenden Text.

Der Autor dankt dem Deutschen Literaturfonds e.V., Darmstadt,
der Spreewälder Kulturstiftung und der Kulturstiftung
des Freistaates Sachsen für die Unterstützung
bei der Arbeit an diesem Buch.

Die Handlung des vorliegenden Buchs ist rein fiktional.
Ähnlichkeiten zu Menschen und Tieren, zu Tieren mit Menschengesicht,
zu Lebenden und Toten, sind nicht beabsichtigt.

Das Märchen Der Ring des Kesselflickers findet sich im Band
»Die rote Feuerkugel – Sagen aus der Uckermarck«,
2009 im Schibri-Verlag erschienen.
In Teilen freie Bearbeitung der Quelle durch Saša Staniši  .
    1. Auflage
    Copyright © 2014
    Luchterhand Literaturverlag, München,
    in der Verlagsgruppe Random House GmbH
    Herstellung: Inka Hagen
    Satz: Uhl + Massopust, Aalen
    ISBN 978-3-641-13326-9

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