Vor dem Urknall
Thriller «Illuminati». Das CERN ist der Ort, wo grundlegende Komponenten des Universums beim Versuch, ihre Beschaffenheit zu analysieren und ihre Eigenschaften zu verstehen, mit enormer Energie zusammenstoßen.
Das CERN ist nun schon seit vielen Jahren in Betrieb, aber seine größte Maschine ist der Große Hadronen-Speicherring ( LHC ), eine 84 Kilometer lange unterirdische Rennstrecke, eine riesige Metallröhre, in der Teilchen beschleunigt werden. Es ist der Albtraum eines Karussells, das von gewaltigen Magneten angetrieben wird, die den Strombedarf einer Großstadt beanspruchen. (Bei meinen Vorträgen über Wissenschaft und globale Erwärmung werde ich häufig gefragt, wie man guten Gewissens den Stromverbrauch und die CO 2 -Emissionen des CERN rechtfertigen kann. Meistens antworte ich, dies sei leichter zu rechtfertigen als die Stromverschwendung beim Konsum von Reality- TV -Sendungen.)
Wenn die Teilchen auf der LHC -Rennstrecke mit annähernder Lichtgeschwindigkeit unterwegs sind, kollidieren sie und verursachen eine unglaublich hohe Energiereaktion, die den Temperaturen des Urknalls nahe kommt (wenn auch in viel kleinerem Maßstab). Das ist nicht unbedingt Wissenschaft auf subtilem Niveau, sondern eher der Ansatz, den kleine Kinder gern wählen. Schlag drauf, so hart es geht, und schau, was passiert. Fragt man Wissenschaftler, die am CERN arbeiten, was das aufregendste Ergebnis wäre, werden sie wahrscheinlich antworten, das sei die Möglichkeit, das Higgs-Boson zu entdecken. Das ist ein hypothetisches Teilchen, das anderen Teilchen Masse verleiht. Seine Entdeckung wäre eine großartige Bestätigung des derzeitigen «Standardmodells» der Beschaffenheit von Teilchen.
Es gibt aber auch Leute, die das aufregendste Ergebnis für das erschreckendste halten. Einige von ihnen haben behauptet, das LHC könnte das Ende der Welt oder gar das Ende des Universums als Folge der Wiedererzeugung des Urknalls herbeiführen. Denkbar wäre auch die Produktion eines bizarren Teilchens, das «seltsame Materie» (strangelet) genannt wird. Manche fürchten, es könnte eine unkontrollierbare Kettenreaktion auslösen und die gesamte Materie des Planeten in eine andere Form umwandeln. Der Versuch, eine einstweilige Verfügung gegen CERN zu erwirken, um die Forscher an der Zerstörung des Universums zu hindern, scheiterte.
Das CERN spielt das Risiko herunter und betont, dass selbst die Art von Energie, die im LHC erzeugt wird, gering ist im Vergleich zu Naturereignissen. Strangelets (instabile Teilchen aus Strange-Quarks, einer anderen Quarksorte als jene, aus denen unsere Protonen und Neutronen bestehen) seien rein hypothetisch und würden die Welt nicht in seltsame Materie umwandeln, falls sie aus den Experimenten hervorgingen. In der Praxis weiß niemand genau, was geschehen wird, aber es herrscht Einvernehmen darüber, dass das Ende der Welt nicht droht, wenn der LHC eingeschaltet wird.
Allerdings glauben Kosmologen, es könne etwas noch viel Aufregenderes geben als das vom Großen Hadronen-Speicherring erzeugte Higgs-Boson, nämlich winzige teilchengroße Schwarze Löcher. Der besten derzeitigen Theorie zufolge reichen die vom LHC generierten Energieniveaus nicht aus, um solche Schwarzen Nano-Löcher hervorzubringen. Aber sie könnten durchaus entstehen, falls ein Paralleluniversum für zusätzlichen Gravitationsinput sorgen würde. Sollten sie auftauchen, werden sie großes Interesse an der Existenz anderer Universen in der Reichweite unseres eigenen Universums erregen.
Ist irgendjemand da draußen?
Könnten wir noch weiter gehen und nicht nur andere Universen entdecken, sondern auch mit ihnen kommunizieren? Der Physiker Michio Kaku, versiert im Umgang mit den Medien, ist davon überzeugt. Seine Vorstellung sieht folgendermaßen aus: Nach vielen Milliarden Jahren werden wir ein Stadium erreichen, in dem unser Universum kein geeigneter Ort für das Leben mehr sein wird. Viele Prognosen für die Zukunft sprechen von einer allmählichen Verwahrlosung des Universums, bis es ein kalter Ort mit unzureichender Energie ist, wo selbst eine unfassbar entwickelte, auf reiner Energie basierende Lebensform zunehmend abbauen würde und dem Tod geweiht wäre.
Kaku stellt die Vermutung an, dass unsere fernen Nachkommen (oder eine andere, später auftauchende intelligente Lebensform) tatsächlich eine Möglichkeit finden könnten, von einem Universum zum anderen zu reisen, was mit Sicherheit der endgültige Beweis für die Existenz
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