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Vor dem Urknall

Vor dem Urknall

Titel: Vor dem Urknall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Clegg
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Wheeler, einer der angesehensten Physiker, die sich mit Kosmologie beschäftigten, glaubte daran.
    Wheeler wurde 1911 in Jackson, Florida, geboren und erwarb seinen ersten akademischen Grad an der Johns Hopkins University in Baltimore. Den größten Teil seiner Laufbahn verbrachte er in Princeton, abgesehen von einem zehnjährigen Aufenthalt als Direktor des Zentrums für theoretische Physik an der University of Texas in Austin. Wheelers Arbeitsgebiet war die Quantentheorie (der große Richard Feynman gehörte zu seinen Studenten), aber am bekanntesten ist er wohl für seine Beiträge zu den dramatischeren Aspekten der Astrophysik. Außerdem prägte er einige der wohlbekannten Begriffe auf dem Gebiet, nämlich «Schwarzes Loch» und «Wurmloch».
    Wheelers dramatische Theorie von der Beschaffenheit des Kosmos besagt, dass das Universum selbst nichts weiter als Information ist – wie die Bits in einem Computer. Seine «It from bit»-Theorie beruht auf einem Universum, das sich selbst per Kickstart ins Leben ruft, während der Akt des Beobachtens das Leben mit Informationen versorgt. In gewisser Weise trat Wheelers Universum nur als Ergebnis des Beobachtetwerdens ins Dasein, und es ist sogar möglich, dass es das kreationistische Konzept der «Jungen Erde» beschreibt. Darin entstand die Welt vor 100 000  Jahren, als menschliche Gehirne sich die Fähigkeit erwarben, zu beobachten und zu analysieren, was für ein vollständiges Universum erforderlich war.
    Aber auch wenn man diese bizarre Möglichkeit beiseitelässt, ist Wheelers Theorie immer noch faszinierend, denn sie behauptet, dass alle unsere Erfahrungen lediglich Datenströme sind. Diese Ansicht unterscheidet sich von einer echten
matrix
ähnlichen Welt, in der das ganze Universum, das wir erfahren können, eine Simulation ist, die auf einem realen materiellen Computer läuft. In der «It from bit»-Theorie ist das Universum die Information, und es gibt keinen Computer.

Erfassen ist nicht Sein
    Man könnte einwenden, es drohe die Gefahr, sich durch allzu grobe Vereinfachung bei der Anwendung der Theorie der Lächerlichkeit preiszugeben. Nehmen wir eine Aussage über die «It from bit»-Theorie von Seth Lloyd, Computerwissenschaftler und Befürworter dieser Idee: «Das Universum besteht aus Bits. Jedes Molekül, Atom und Elementarteilchen erfasst Informationsbits.» In dieser Aussage gibt es einen ungerechtfertigten logischen Sprung. Nur weil irgendetwas Informationsbits erfasst, heißt das noch nicht, dass es auch aus diesen Bits besteht.
    Nehmen wir ein Alltagsobjekt, sagen wir, eine Fernbedienung für den Fernseher. Ich könnte behaupten, dieses Objekt registriere ein Informationsbit, je nachdem, ob es mit der Schalttaste nach unten oder nach oben gehalten wird. Ich könnte Ihnen damit eine Botschaft schicken. Wenn Sie ins Wohnzimmer kommen und ich die Fernbedienung mit den Tasten nach oben liegen gelassen habe, könnte das bedeuten: «Ich habe Essen gekocht.» Läge sie mit den Tasten nach untern, hieße das: «Geh bitte und besorge uns was zu essen.» Weil es (in diesem bestimmten Modus) nur zwei Dinge anzeigen kann, erfasst es ein einziges Informationsbit, das ein Computer als 0 oder 1 betrachten würde, aber ich habe eine eher komplexe Information gegeben, die mit einer Mahlzeit verknüpft ist.
    Jedoch steht dieses Informationsbit in keiner Beziehung zur Konstruktion des Objekts. Die Fernbedienung ist nicht aus diesem Bit gemacht; sie erfasst es lediglich. In ähnlicher Weise ist die Aussage, Eigenschaften von Elementarteilchen könnten zugeteilte Werte sein, die Informationsbits entsprechen, nicht das Gleiche wie die Aussage, sie
selbst
seien diese Informationsbits. Sie könnten genauso gut sagen, ich benötigte den neuesten MP 3 -Spieler nicht, da ich ja die vollständigen technischen Angaben habe, die der Hersteller benutzt, um das Gerät zu bauen, und ich sollte daher damit zufrieden sein, sie zu besitzen und dieser Information statt dem Gerät selbst zuzuhören.
    Aber auch wenn man diese grobe Vereinfachung beiseitelässt, ist es immer noch möglich, das ganze Universum im Wheeler’schen Sinn als eine Ansammlung von Informationen zu verstehen, die durch die Wechselwirkung dieser Bits ständig modifiziert wird. Und da wir auf dieser Ebene mit der Quantenphysik zu tun haben, sind es auch Quantenbits. Interessanterweise ergibt sich daraus, dass das Verhalten des Universums nur in Wahrscheinlichkeiten vorhersagbar ist.

Die Neuentdeckung des freien

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