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Vor dem Urknall

Vor dem Urknall

Titel: Vor dem Urknall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Clegg
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werden zu können. So dauerte es nur vier Jahre, bis Emmett Leith und Juris Upatnieks an der University of Michigan das erste echte Hologramm herstellten, ein bizarres Stillleben mit einer Modelleisenbahn und einem Paar ausgestopfter Pinguine.
    Frühe Hologramme wie das von Leith und Upatnieks konnte man auch nur mit einem Laser sehen, aber mit modernen Holographietechniken hat man Hologramme geschaffen, die man im normalen weißen Licht sehen kann. So entstanden auch jene reflektierenden Hologramme auf dünnen Filmschichten, die zur Beglaubigung von Kreditkarten, Geldscheinen und DVD s benutzt werden. In ihnen wird Licht von hinten durch einen Plastikfilm geschickt, wobei eine reflektierende Metallschicht verwendet wird. Es ist der Effekt des Hologramms auf dieses Licht, das das 3- D-Bild hervorruft.

Dreidimensionales Sehen
    Manche Leser könnten denken, Hologramme seien nichts Neues. Denn sie konnten bereits in den 1950 er und 1960 er Jahren ihre 3- D-Bilder in einem Gerät betrachten, das View-Master heißt. Es gab Zeiten, als man keinen berühmten Ort besuchen konnte, ohne in Andenkenläden diese Pappscheiben mit den farbigen Diapositiv-Paaren entlang der Peripherie zu sehen.
    View-Master war eine kompakte Version des viktorianischen Pendants zum Fernseher, die damalige Spitzenunterhaltung fürs Wohnzimmer. Das Stereoskop ist ein seltenes Beispiel für eine Technik, die vor mehr als 100  Jahren ihre Blütezeit erlebte und heute noch immer bemerkenswert erscheint, weil sie nicht mehr gang und gäbe ist und weil die Nachfolger des Stereoskops nie den gleichen kommerziellen Erfolg hatten. Statt einer Fotografie nimmt eine Stereokamera zwei Bilder gleichzeitig auf, die so weit voneinander getrennt sind wie der Abstand zwischen den Augen des Betrachters, sodass jedes Bild eine geringfügig andere Sicht bietet. Wir sehen eine dreidimensionale Ansicht der Welt, weil das Gehirn «flache» Bilder von den beiden Augen, die knapp sieben Zentimeter voneinander getrennt sind, kombiniert und ihren leicht veränderten Sichtwinkel ausnutzt, um Tiefe zu suggerieren. Die beiden gleichzeitig in einem Stereographen aufgenommenen Bilder werden durch das Stereoskop betrachtet, das jedem Auge ein Bild anbietet und dem Gehirn erlaubt, die beiden auf gleiche Weise zu verbinden.
    Einst glaubte man, dass die Augennerven, die die Augäpfel mit dem Gehirn verbinden, ausschließlich in die gegenüberliegenden Hälften des Organs führen (sodass die rechte Hemisphäre Signale vom linken Augapfel erhält und die linke Hirnhälfte vom rechten Auge). Aber dadurch bekäme das Gehirn Schwierigkeiten, die sehr raschen Vergleiche durchzuführen, die für ein stereoskopisches, beidäugiges Sehen notwendig sind. In den 1990 er Jahren entdeckte man etwas Erstaunliches. Obwohl im Fötus alle vom Auge ausgehenden Neuronen sich anfangs der gegenüberliegenden Gehirnseite zuwenden, werden einige abgewehrt und verbinden sich schließlich mit der auf derselben Seite des Auges liegenden Gehirnhälfte.
    Je mehr wachsende Neuronen sich ab der Mittellinie des Gehirns wieder zurückwenden, umso besser ist das beidäugige Sehen. Rund 40  Prozent unserer Verbindungen wechseln nicht auf die andere Seite, wie es im Gegensatz dazu etwa bei Mäusen nur 3  Prozent sind und überhaupt keine bei vielen Vögeln und Fischen, denen beidäugiges Sehen ganz und gar fehlt. Weil jede Gehirnhälfte, die für das Auge gegenüber zuständig ist, die vom anderen Auge kommenden Informationen vergleicht, kann sich zwischen ihnen ein vollständiges Bild aufbauen, das uns die überzeugende Illusion vermittelt, in drei Dimensionen zu sehen. Jede Gehirnhälfte verarbeitet in erster Linie die Informationen von der gegenüberliegenden Seite des Gesichtsfelds, aber diese Informationen kommen aus beiden Augen.
    Die Idee, jedem Auge ein anderes Bild zu präsentieren, um ein realistischeres Bild zu bekommen, geht der Fotografie voraus. Im späten 16.  Jahrhundert zeichneten Giovanni Battista della Porta und Jacopo Chimenti da Empoli nebeneinanderplatzierte Bilder, und 1613 erfand der französische Geistliche François d’Aquillon den Begriff stereoskopisch (oder, um genauer zu sein,
stéréoscopique
). Aber ohne ein optisches Gerät, das kontrolliert, was jedes Auge sieht, ist es sehr schwierig, die beiden Augäpfel separat zu fokussieren. Außerdem machte die limitierte Genauigkeit des freihändigen Zeichnens das Ganze bis zur Erfindung der Fotografie ziemlich unpraktisch. Nachdem das

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