Vor Playboys wird gewarnt
beweisen, fügte sie insgeheim hinzu.
Damals war sie viel ausgegangen und entschlossen gewesen, Sydne y unsicher zu machen, wie man so sagte. Doch dann hatte sie sich eingestehen müssen, dass die Männer, die sie kennen lernte, sie völlig kalt ließen.
„Mag sein, dass man deine Brüste nicht sieht, dafür deine langen, schlanken Beine umso besser", entgegnete Michelle. „Und die sind wirklich ungemein verführerisch, ganz besonders in den Schuhen mit den hohen Absätzen. Ist dir nicht aufgefallen, wie interessiert dich die Männer im Vorbeigehen mustern?"
Sie saßen in einem Straßencafe an einer der Hauptstraßen von Sydneys Norden, dessen Geschäftszentrum der Innenstadt jenseits der Brücke Konkurrenz machte. Um diese Zeit waren beinah alle Angestellten aus den umliegenden Büros unterwegs.
Lucille war mit ihrem langen blonden Haar, den grünen Augen und den üppigen Rundungen an die bewundernden Blicke der Männer gewöhnt und nahm sie kaum noch wahr.
„Sollen sie mich doch mustern, es ist mir egal", erwiderte sie kühl. „Das beeindruckt mich nicht."
„Du liebe Zeit, Lucille, was ist in deiner Ehe vorgefallen, dass du so verbittert bist?"
Lucille versteifte sich und zuckte dann die Schultern. „Das lässt sich nicht erklären. Man muss es selbst erlebt haben, um es verstehen zu können."
Michelle war alarmiert. „Hat dein Exmann dich etwa ... missbraucht?"
„Mich missbraucht?" wiederholte Lucille und dachte darüber nach. Sie wäre nie auf die Idee gekommen, es so zu bezeichnen, aber genau das war es gewesen: emotionaler Missbrauch. Deshalb hatte sie sich auch so lange nicht davon befreien können. Jahrelang war sie sich wie zerschlagen vorgekommen und hatte weder Selbstvertrauen noch Selbstachtung gehabt.
Doch das war glücklicherweise Vergangenheit. Lucille wollte, sich nicht noch einmal damit auseinander setzen, sondern die Ehejahre mit Roger vergessen.
„Nein, natürlich nicht", antwortete sie schließlich. „Er war einfach ein mieser, gemeiner Kerl, okay?"
„Schon gut. Es tut mir Leid, dass ich davon angefangen habe. Ich weiß doch, wie ungern du darüber redest. Und es tut mir auch Leid, dass ich dich gefragt habe, wann du mal wieder ausgehen willst. Ich wünsche mir doch nur, dass du glücklich bist."
„Man kann auch ohne einen Mann glücklich sein, Michelle", erklärte Lucille.
„Stimmt. Aber mit einem Mann zusammen zu sein bedeutet nicht automatisch Unglück. Es kommt immer auf den Mann an. Und ich glaube nicht, dass du die Hoffnung schon endgültig aufgegeben hast, denn du hast mir vor einigen Monaten deinen Traummann beschrieben. Er sollte groß, dunkelhaarig und attraktiv sein, wenn ich mich recht erinnere, und er sollte leidenschaftlich und heißblütig sein. Und du müsstest für ihn das Wichtigste sein, wichtiger als seine Freunde, sein Auto und sein Golfclub. So etwas in der Art hast du gesagt."
Lucille lachte. „Habe ich das? Das waren wohl Wunschträume, solche Männer gibt es in ganz Australien nicht."
„Doch. Ich habe so einen geheiratet."
„Tyler hat blondes Haar."
„Ach, so wörtlich darfst du es nicht nehmen. Ich bin sicher, es gibt genug gut aussehende dunkelhaarige Männer. Aber wer weiß, vielleicht ist dein Traummann ja gar kein Australier. Durch deinen Beruf lernst du auch viele Männer aus anderen Ländern kennen."
„Ja, das stimmt ..." Lucille leitete einen Umzugsservice, der für Manager und andere Führungskräfte Umzüge aus Übersee nach Sydney organisierte und entsprechende Häuser oder Apartments suchte. Sie nannte sich Umzugsberaterin.
Sie gestand sich ein, dass keine Woche verging, ohne dass zumindest einer der Männer, mit denen sie geschäftlich zu tun hatte, sie zum Dinner oder dergleichen einlud. Da die meisten dieser Männer verheiratet waren, fühlte sie sich in ihrer schlechten Meinung bestärkt. Darüber wollte sie jedoch mit Michelle nicht reden.
„Leider habe ich es hauptsächlich mit Familienvätern zu tun", erwiderte sie.
„Sie kommen mit ihren Frauen und Kindern. Für solche Leute bieten wir ja auch unseren Service an, weil internationale Unternehmen die Erfahrung gemacht haben, wie ungern sich verheiratete Führungskräfte in andere Länder wegen der damit verbundenen Wohnungssuche und dergleichen versetzen lassen. Aber da wir ihnen alles abnehmen, ist es kein Problem mehr. Du willst doch sicher nicht, dass ich mich mit einem verheirateten Mann einlasse, oder?"
„Natürlich nicht. Es kommen aber bestimmt auch
Weitere Kostenlose Bücher