Vor Playboys wird gewarnt
1. KAPITEL
„Lucille, willst du nicht endlich mal wieder abends ausgehen, statt immer nur zu Hause herumzusitzen?" fragte Michelle und trank einen Schluck Cappuccino.
Oh nein, nicht das Thema schon wieder, dachte Lucille.
„Oder willst du dein Leben als Single verbringen, weil deine Ehe nicht funktioniert hat?" fuhr Michelle fort. „Nicht alle Männer sind so wie dein Roger. Nimm beispielsweise Tyler ..."
„Nein, danke", unterbrach Lucille sie und lachte. Dann schob sie sich den Rest eines Donuts in den Mund. „Tyler gehört dir."
Michelle seufzte. „Wie kann ich dich überzeugen, dass er mich wirklich liebt und kein Playboy mehr ist?"
Überha upt nicht, hätte Lucille am liebsten geantwortet. Doch das wollte sie Michelle nicht antun, die erst vor drei Wochen aus den Flitterwochen zurückgekommen und natürlich noch restlos begeistert war. Lucille wollte ihrer besten Freundin die Illusionen nicht zerstören, die sie sich bezüglich ihres attraktiven Mannes machte.
Es stimmte, Tyler war offenbar sehr in Michelle verliebt. Aber würde er in sechs Monaten noch genauso empfinden, wenn die erste Begeisterung nachgelassen und der Alltag angefangen hatte?
Tyler Garrison, Erbe eines Multimediakonzerns, war ein stadtbekannter Frauenheld gewesen. Nur wegen des Eheringes, den er jetzt trug, würde er sich bestimmt nicht ändern. Lucille hatte ihre Freundin oft genug gewarnt, sich nicht in diesen Mann zu verlieben. Sie hatte ihr geraten, die Beziehung und den angeblich fantastischen Sex mit ihm zu genießen, ohne sich gefühlsmäßig zu binden.
Aber den Rat hätte sie sich sparen können. Michelle, eine welt gewandte Brünette und erfolgreiche Werbefachfrau, war für eine flüchtige Affäre nicht skrupellos genug. Sie war viel zu lieb und
nett. Ihrem ersten Freund war sie zehn Jahre treu geblieben, obwohl er sie immer wieder belogen und betrogen hatte. Nachdem der begehrteste Junggeselle des Jetsets von Sydney sich vorge nommen hatte, ihr Herz zu erobern, hatte Michelle keine Chance mehr gehabt. Sie hatte sich in ihn verliebt.
Michelles Ehe würde scheitern, davon war Lucille überzeugt. Sie würde ihre Meinung jedoch für sich behalten.
„Ach, lass dich durch mich nicht beirren", sagte sie. „Ich bin eben eine Zynikerin. Wenn es jemandem gelingen könnte, einen Mann zu ändern, dann dir."
Im Gegensatz zu Lucille war Michelle mit ihren achtundzwanzig Jahren überhaupt nicht zynisch. Vielleicht war das auch einer der Gründe, warum Lucille so gern mit ihr zusammen war. Sie vermisste Michelle, die im selben Apartmentblock gewohnt und jetzt ihre Wohnung zum Verkauf angeboten hatte. Lucille hatte sonst keine Freunde, sondern nur einige Bekannte.
Glücklicherweise arbeiteten sie beide im Norden von Sydney, so dass sie sich regelmäßig zum Lunch oder einem Einkaufsbummel treffen konnten.
Aber nachdem Michelle geheiratet hatte, würde sich natürlich ihre Freundschaft verändern.
„Glaub nicht, du könntest meine Frage einfach ignorieren." So leicht gab Michelle nicht auf. „Du bist erst dreißig, Lucille, und eine außergewöhnlich attraktive Frau. Also, wann fängst du endlich wieder an zu leben?"
Lucille wusste, dass Michelle es gut meinte. Deshalb nahm sie es ihr auch nicht übel, dass sie sich in ihre Privatangelegenheiten einmischte. Sie wischte sich gleichgültig den Zucker von den Lippen.
„Ich habe schon wieder angefangen zu leben. Ich bin beruflich sehr erfolgreich, besitze ein schönes Apartment und habe eine wunderbare Freundin, mit der ich jederzeit über alles reden kann. Wenn ich Lust dazu hätte, mit jemandem auszugehen, würde ich es tun. Aber ehrlich gesagt, Michelle, ich bin überhaupt nicht mehr an Männern interessiert, sondern ganz glücklich darüber, mit mir allein zu sein."
„Das ist doch Unsinn. Du bist überhaupt nicht glücklich. Du fühlst dich verdammt einsam. Wenn du dich nicht für Männer interessiertest, würdest du dich nicht so sexy kleiden. Sieh dir doch dein Outfit an."
Überrascht betrachtete Lucille ihr cremefarbenes Kostüm. „Das alte Ding?
Du machst wohl Witze. Okay, der Rock ist ziemlich kurz, aber die Jacke ist hüftlang und betont meine Figur überhaupt nicht. Meine Brüste sind gut darunter verborgen. Für meinen Geschmack ist es weder sexy noch provozierend. Ich finde es eher konservativ." Im Gegensatz zu den wirklich verführerischen Kleidern, die ich kurz nach der Trennung von Roger in einer rebellischen Phase gekauft habe, um mir selbst etwas zu
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