Vor uns die Nacht
Traum.«
»Ich hab es noch nie im Traum getan. Ehrlich nicht. Ich wache immer kurz vorher auf.«
»Angst, dich zu verlieren?«
»Vielleicht. Aber ich hab heute Nacht tatsächlich von dir geträumt.«
»Was genau? Erzähl es mir, jedes Detail. Sah ich gut aus?«
»Ich hab dich nicht gesehen. Ich hab uns nur mit dem inneren Auge wahrgenommen. Es war …« Ich tauche in das zeitlose, ätherische Gefühl des Traums hinein. Anschließend war ich minutenlang wach gelegen und hatte nicht glauben können, dass uns Hunderte von Kilometern trennen. Es war so real gewesen. »Der Mond schien und da war Musik und alles, was wir dachten, wurde wahr, binnen Sekunden. Es war wie ein Spiel voller Leichtigkeit und Sicherheit. Wir haben getanzt, ganz langsam.« Wie deutlich ich seinen warmen Leib unter meinen Händen gefühlt hatte. »Und wir waren in blaues Licht gehüllt.«
Jan schweigt eine Weile. Ich kann seinen Atem hören.
»Das kenne ich gut, dieses blaue Licht.«
»Ich hab es zum ersten Mal erlebt.«
Wieder schweigt er, wie so oft, wenn wir skypen. Wir schweigen uns nicht an, wir schweigen miteinander. Ich mag es fast mehr, als wenn er mit mir redet, denn ich nehme Botschaften wahr, die Worte niemals senden können.
»Wo blaues Licht ist, bin ich.«
Nein, ich frage nicht nach. Ich muss es nicht mit dem Kopf verstehen, es genügt, die Worte in mein Herz zu lassen, wo sie geborgen und geschützt sind, in der Weisheit unserer Seelen.
»Sag es, Ronia … bitte, nur ein Mal.«
»Dass du mein Prinz aus dem Morgenland bist?« Mein Puls erhöht sich. Er hat es so viele Male angedeutet, doch ich wage nicht, es zu glauben, und schon gar nicht, es auszusprechen. Ich kann nicht. Und verflucht, er selbst tut es nicht.
»Du weißt, was ich meine.«
»Sag du es.«
»Nein.« Ich spüre, dass er lächelt.
»Warum?«
»Frag nicht, warum. Tu es einfach. Nicht für mich.«
So lange wie jetzt haben wir noch nie geschwiegen. Draußen wird es dämmrig; der Abend bricht bereits früh herein. Bald wird es den ersten Frost geben.
Ich muss an den Moment denken, als Jan in der Nacht vor der Abreise noch einmal in sein Wohnzimmer kam, um mir eine zusätzliche Decke auf meine Beine zu legen. Ich spürte ihn noch in mir, ebenso wie die Tränen, die am nächsten Morgen nach dem Lebewohlsagen kommen würden. Doch noch war ich bei ihm. Nicht im gleichen Raum und nicht im gleichen Bett, doch unsere Träume würden sich begegnen. Er legte seine Hand auf meine linke Wange und blieb bei mir sitzen, bis ich eingeschlafen war.
»Sie ist immer noch da, meine Hand.«
Es sollte mir unheimlich sein und ich sollte an meinem und seinem Verstand zweifeln. Doch nun lächle auch ich.
Langsam schiebe ich den Deckel des Laptops nach unten, bis er zuklickt und sein Summen verstummt.
Unsere Verbindung bleibt, still und verlässlich wie immer. Nur der Herbstwind ist zu hören, dessen raue Böen den Wohnwagen zum Zittern bringen und feinen Staub vor die roten Wolken wirbeln.
Doch in mir strahlen die Sonne, der Mond und Abermillionen Sterne, hell und ewiglich, als ich es ausspreche und dabei nicht nur ihn meine, sondern uns und mich und das, wozu wir hier sind und leben und niemals sterben.
»Ich liebe dich.«
Ich danke …
… meinen Leserinnen und Lesern – denn nur durch eure Fantasie und Vorstellungskraft werden meine Bücher lebendig; meiner Lektorin Anna Baubin für ihr Vertrauen; dem gesamten Einsteller-Team der Meltho-Ranch, unseren hoffnungslos verwöhnten Zossen, meiner isländischen Rennsemmel und meinem Lieblingshuhn Mathilda für die nötige Erdung, viel Lachen und Lebensfreude; SdS, weil du ganz freiwillig immerzu schuld bist (und zwar an allem!) und meine Freude am Schreiben neu belebt hast; meinem dreifarbigen Glücks- und Schmusekätzchen für sein tiefenentspanntes Schnurren neben der Tastatur; meiner Qi-Gong-Lehrerin Hadmut Mühlendyck für ihre Herzenswärme und Energie; Angy, die genau zum richtigen Zeitpunkt und mit den richtigen Worten in mein Leben geflattert kam; Sabrina Kühl für eine inspirierende Kindheitserinnerung; meinen Mädels für den entsprechenden Gacker-Faktor, ein grandioses Depeche-Mode-Konzert und gemeinsames Saunachillen; Cauac für die Erkenntnis, dass das Schöne manchmal erst dem Schmerz folgt; Domenico – dafür braucht es keinen Grund; Jack Kornfield, Khalil Gibran und Thich Nhat Hanh, weil sie so wundervoll (be)schreiben, was in jedem von uns schlummert; der Sonne, dem Wind und dem Mond – und all den
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