Vor Vampiren wird gewarnt
arbeitete im Schneckentempo.
»Na ja«, begann ich. »Ich wollte ihm sagen, dass ich ihn gern am Leben lassen würde, wenn er Victor Madden für dich umbringt.«
Ich hatte Eric verblüfft, so sehr wie jemand, der so ausgelaugt war wie er, nur verblüfft sein konnte. »Das wäre gut gewesen«, sagte er langsam. »Eine gute Idee, Sookie.«
»Ja. Wird nur jetzt nichts mehr draus.«
»Du hast recht«, sagte Eric, und er sprach noch immer sehr langsam. »Hier sieht es wirklich aus wie am Ende eines Stücks von Shakespeare.«
»Und wir sind die Überlebenden. Juchhu.«
»Ich bin frei«, sagte Eric und schloss die Augen. Dank der letzten Nachwirkungen der Droge konnte ich quasi sehen, wie das Elfenblut durch seine Adern zischte, wie seine Kräfte wuchsen. Alle körperlichen Wunden waren verheilt, und die berauschende Wirkung von Colmans Blut ließ ihn jetzt seine Trauer um seinen Schöpfer und seinen Bruder vergessen und nur noch die große Erleichterung empfinden, frei zu sein. »Ich fühle mich so gut.« Er sog die Nachtluft ein, in der noch der Geruch von Blut und Tod hing. Eric schien diesen Duft zu genießen. »Du bist meine Liebste«, sagte er, und seine Augen blitzten wahnsinnig blau.
»Ich bin froh, das zu hören«, erwiderte ich, völlig unfähig zu lächeln.
»Ich muss nach Shreveport zurück, um mich um Pam zu kümmern und die Dinge zu tun, die ich nach Ocellas Tod tun muss«, sagte Eric. »Aber sobald es geht, werden wir beide uns wieder treffen und die verlorene Zeit wettmachen.«
»Klingt gut«, erwiderte ich. Endlich waren wir wieder allein mit unseren Blutsbanden, auch wenn sie nicht mehr so stark waren wie früher. Wir hatten sie länger nicht erneuert. Und das würde ich Eric auch nicht vorschlagen, heute Nacht jedenfalls nicht. Er sah auf, sog noch einmal den Geruch ein und erhob sich in den Nachthimmel.
Als alle Leichen vollständig verschwunden waren, stand auch ich auf und ging ins Haus. Das Fleisch auf meinen Knochen fühlte sich an, als könnte es jeden Augenblick vor lauter Müdigkeit abfallen. Ich sagte mir, dass ich ein gewisses Triumphgefühl empfinden sollte. Nicht ich war tot, sondern meine Feinde. Aber in der Leere, die die Droge hinterließ, empfand ich nur eine gewisse bittere Genugtuung. Im großen Badezimmer unten lief Wasser, und ich konnte meinen Großonkel und meinen Cousin reden hören, ehe ich meine eigene Badezimmertür hinter mir schloss. Als ich geduscht hatte und bettfertig war, öffnete ich die Tür wieder und sah, dass die beiden in meinem Schlafzimmer auf mich warteten.
»Wir wollen uns mit in dein Bett legen«, sagte Dermot. »Dann werden wir alle besser schlafen.«
Das erschien mir unglaublich seltsam und unheimlich - oder vielleicht dachte ich auch nur, dass es das sollte. Ich war einfach viel zu müde, um mich noch zu streiten, und so krabbelte ich ins Bett. Claude legte sich auf meine eine, Dermot auf die andere Seite. Und gerade als ich dachte, dass ich so nie einschlafen würde, dass diese Situation viel zu seltsam und falsch war, strömte eine wohltuende Entspannung durch meinen Körper, eine Art ungewohntes Behagen. Ich hatte Familie um mich, Blutsverwandte.
Und dann schlief ich ein.
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