Vor Vampiren wird gewarnt
um. Die Küche war blitzblank, wie immer.
Die schrecklichen Dinge waren also nicht hier geschehen.
Ich schlich von der Küche in Erics großes Wohnzimmer und wusste sofort, dass hier jemand gestorben war. Blutspuren überall. Einige waren sogar noch feucht. Und tropften. Ich hörte, wie Jason der Atem stockte.
Eric saß auf dem Sofa, den Kopf in Händen. Außer ihm war in dem Raum niemand mehr am Leben.
Der Blutgeruch nahm mir fast den Atem, doch ich eilte sofort zu ihm. »Schatz?«, sagte ich. »Sieh mich an.«
Als er den Kopf hob, sah ich eine furchtbare klaffende Wunde an seiner Stirn. Die Kopfwunde musste enorm geblutet haben, denn sein ganzes Gesicht war voll getrocknetem Blut. Als er sich aufrichtete, sah ich auch, wie blutdurchtränkt sein zerfetztes weißes Hemd war. Die Wunde am Kopf begann bereits zu verheilen, aber diese andere... »Was ist das, was da durch dein Hemd sticht?«, fragte ich.
»Meine Rippen sind gebrochen, die Knochen stehen hervor«, sagte er. »Das wird wieder heilen, braucht aber seine Zeit. Du wirst sie wieder an ihren Platz schieben müssen.«
»Was ist denn passiert?«, fragte ich und bemühte mich sehr, ruhig zu klingen. Er wusste natürlich, dass ich es nicht war.
»Ein Toter hier drüben«, rief Jason. »Ein Mensch.«
»Wer ist es, Eric?« Ich hob seine nackten Füße aufs Sofa, damit er sich hinlegen konnte.
»Bobby«, erwiderte er. »Ich wollte ihn hier rechtzeitig herausschaffen, aber er war sich so sicher, dass er mir irgendwie helfen könnte.« Eric klang unglaublich erschöpft.
»Wer hat ihn ermordet?« Nach weiteren Lebewesen hatte ich mich noch gar nicht umgesehen, und ich erschrak über meine Achtlosigkeit.
»Alexej ist wieder ausgerastet«, sagte Eric. »Er hat heute Nacht sein Zimmer verlassen, als Ocella sich gerade mit mir unterhielt. Ich wusste, dass Bobby noch im Haus war. Aber ich habe einfach nicht daran gedacht, dass er in Gefahr sein könnte. Felicia war auch hier, und Pam.«
»Warum war Felicia hier?«, fragte ich. In der Regel lud Eric seine Angestellten nicht zu sich nach Hause ein. Und Felicia, die Barkeeperin des Fangtasia, stand auf der Rangleiter der Vampirhierarchie ganz unten.
»Sie war mit Bobby zusammen. Er hatte noch ein paar Papiere, die ich unterzeichnen sollte, und da ist sie mit ihm zusammen hergekommen.«
»Also ist Felicia...?«
»Vampirreste hier drüben«, rief Jason. »Das meiste ist schon Asche.«
»Sie hat den endgültigen Tod gefunden«, sagte Eric.
»Oh, das tut mir so leid!« Ich nahm ihn in die Arme, und bald darauf entspannten sich seine Schultern. Ich hatte Eric noch nie so besiegt gesehen. Selbst in der furchtbaren Nacht, als die Vampire aus Las Vegas uns umzingelt hatten und wir gezwungen waren, uns Victor zu unterwerfen, in der Nacht, als er gedacht hatte, wir würden alle sterben, hatte er immer noch den entscheidenden Funken Entschlossenheit und Energie gehabt. Doch im Augenblick wurde er buchstäblich überschwemmt von Niedergeschlagenheit, Wut und Hilflosigkeit. Dank seines verdammten Schöpfers, dessen Ego ihn dazu getrieben hatte, einen schwer traumatisierten Jungen zum Vampir zu machen.
»Wo ist Alexej denn jetzt?«, fragte ich so forsch, wie ich konnte. »Und wo ist Appius? Lebt er noch?« Zum Teufel mit diesem Doppelgemoppel von Namen. Wäre doch großartig, dachte ich, wenn Alexejs erneuter Wahnanfall wenigstens dazu gut gewesen wäre, den uralten Vampir zu töten. Hätte mir jede Menge Ärger erspart.
»Ich weiß nicht.« Eric klang auch vollkommen besiegt.
»Was?« Ich war ehrlich entsetzt. »Er ist dein Schöpfer, Schatz! Du spürst es, wenn er tot ist. Wenn sogar ich euch drei schon seit einer Woche spüre, musst du ihn doch noch viel stärker wahrnehmen.« Judith hatte gesagt, sie habe am Tag von Lorenas Tod einen Stich gespürt, auch wenn sie nicht verstand, was er bedeutete. Eric war schon so lange Vampir, dass es ihm vielleicht sogar körperlich schaden würde, wenn Appius starb. Im Bruchteil einer Sekunde änderte ich meine Meinung vollkommen. Appius sollte leben, bis Eric sich von seinen Wunden erholt hatte. »Du musst dich auf die Suche nach ihm machen!«
»Er bat mich, ihm nicht zu folgen, als er sich auf die Suche nach Alexej machte. Er will nicht, dass wir alle sterben.«
»Du willst also einfach nur zu Hause herumsitzen, weil er es gesagt hat? Obwohl du nicht weißt, wo sie sind, was sie tun oder wem sie etwas antun?« Ich wusste selbst nicht, was Eric hätte tun sollen. Die Droge
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