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Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Titel: Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Theodor zu Giovanni; Guttenberg di Lorenzo
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bleiben?
    Ja, das ist möglich. Ich zumindest musste mich in diesen zehn Jahren so gut wie nie verbiegen.
    Wie kam es eigentlich, dass Sie in die CSU eingetreten sind?
    Ich habe mich ja erst mit 29 für eine Partei entschieden, davor war ich völlig ungebunden. Ich habe das damals nicht unter Karrieregesichtspunkten getan. Ich wurde gefragt, ob ich mich lokal engagieren wolle, und das habe ich gern für die Heimat gemacht. Im Zuge dessen habe ich mich dann mit den Parteien auseinandergesetzt, die dort eine Rolle spielten, bis hin zu den Freien Wählern. Bei der CSU habe ich die meisten Überschneidungen mit meinen damaligen Überzeugungen |181| gefunden, von denen heute sehr viele noch stehen.
    Gab es nichts, was Sie abgeschreckt hat?
    Es gab natürlich auch Punkte, mit denen ich mich außerordentlich schwer getan habe, zum Beispiel die damalige Umweltpolitik. Aber bei anderen Dingen, die mir wichtig waren, etwa in der Familienpolitik, habe ich mich sehr aufgehoben gefühlt.
    Wie finden Sie die Öffnung der Familienpolitik, für die Frau von der Leyen steht?
    Es gibt sicherlich Punkte, an denen man sich immer wieder mal reiben kann, aber das ist ein wohltuender Diskurs. Davon leben Parteien ja letztlich, dass so etwas zugelassen wird und nicht gleich endet wie auf dem Schlachtfeld.
    Hätte ein junger, konservativer Zwanzigjähriger es heute leichter, sich einer anderen Kraft als der Union zuzuwenden, weil die Grenzen zwischen den Parteien verschwimmen?
    Wenn man sich alle vier größeren Parteien anschaut, die Linke lasse ich jetzt mal außen vor, dann muss man sagen, dass dieser Zwanzigjährige es vergleichsweise schwer hätte. Das liegt einfach daran, dass alle Parteien momentan mit ihren Grundüberzeugungen ringen und in vielen Positionen keine überzeugenden Konzepte vorlegen. Ich sehe derzeit bei keiner Partei einen allumfassend überzeugenden Entwurf. Das sage ich, obwohl ich am Grundsatzprogramm meiner Partei mitgearbeitet habe. Vielleicht kann es einen solchen Idealentwurf aber auch gar nicht geben.
    |182| Das heißt, wenn Sie heute noch mal 29 wären, hätten Sie auch größere Schwierigkeiten, sich für eine Partei zu entscheiden?
    Ja. Das heißt aber nicht, dass ich mich deswegen nicht weiterhin bei meiner Partei aufgehoben fühle. Aber ich hätte heute als junger Mensch, wenn ich vor der Eintrittsentscheidung stehen würde, mehr mit der Auswahl zu kämpfen. Das mag den Zwängen unserer Zeit geschuldet sein, das muss man auch erst mal niemandem persönlich zum Vorwurf machen.
    Welche Zwänge meinen Sie? Den Zwang zur Wiederwahl?
    Ja, der kommt natürlich dazu. Und ich glaube, dass falsch mit diesem Zwang umgegangen wird. Zu den großen politischen Herausforderungen gibt es heute keine wirklich intellektuell belastbare Debatte in den Parteien. Und deswegen auch nicht zwischen den Parteien. Das gilt dann leider spiegelbildlich auch für die politikbegleitende Auseinandersetzung. In Amerika wurden im 18.   Jahrhundert die Federalist Papers veröffentlicht, um die Debatte über die Herausbildung der Vereinigten Staaten und die Schaffung einer Verfassung zu begleiten. So etwas vermisst man in der aktuellen europäischen Debatte an allen Ecken und Enden.
    Wie kann man die politische Kommunikation verbessern?
    Ich habe persönlich die Erfahrung gemacht, dass man sehr wohl Menschen erreichen kann. Und ich habe natürlich auch viele erbost, wenn ich auf Mittel zurückgegriffen habe, die manche für verwegen halten.
    Woran denken Sie da?
    Wir hatten das schon. Manchmal können Sie mit einem gezielt gesetzten Satz bei Thomas Gottschalk eine |183| größere Diskussion auslösen als mit einem Namensbeitrag in der »Zeit«.
    Schwer vorstellbar!
    So sehr ich mich im Zweifel immer aus Lust und Laune für den Namensbeitrag entscheiden würde und wahrscheinlich selbst die Verkümmerung der eigenen Argumentationslinie sehen würde, wenn man eine Sendung für ein Schlagwort nutzt: So etwas ist manchmal unverzichtbar, um ein gewisses Publikum zu erreichen, das auf den üblichen Wegen nicht mehr erreichbar ist.
    Kann man diese Leute auch erreichen, wenn man die Anti-Politiker-Tour reitet?
    Das glaube ich, ja. Und ich höre sehr wohl die Kritik, die da mitschwingt. Man darf nicht ständig damit kokettieren, dass man ganz anders und nicht den üblichen Mechanismen des Geschäfts unterworfen sei.
    Aber haben Sie das nicht permanent getan?
    Nein, das wäre ja auch in dem Moment aufgeflogen, in dem ich selbst Entscheidungen treffen

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