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Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Titel: Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Theodor zu Giovanni; Guttenberg di Lorenzo
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nächsten Jahren auf dem Weltmarkt eine Chance gegen die USA, China, Indien und andere Staaten haben wollen, müssen wir uns zusammentun.
    Ich bin diesem Argument gegenüber sehr aufgeschlossen. Aber es hat in den letzten Monaten nicht gegriffen, obwohl es sehr oft wiederholt wurde. Trotzdem halten zu viele Menschen in Deutschland die Rückkehr zur D-Mark für den richtigen Weg. Meiner Meinung müsste man umgekehrt vorgehen und vom Nationalstaat ausgehen, um Europa zu begründen: Die Stärke eines Landes und damit die Zukunft der eigenen Kinder lässt sich nur über Europa gewährleisten. Die europäische Entwicklung hat die Menschen in den letzten Jahren oft erschreckt und überfordert. |187| Die letzten Erweiterungsschritte waren richtig, aber sie gingen viel zu schnell. Es fehlt in ganz Europa an Begabungen, die es schaffen, die komplexen Zusammenhänge verständlich zu vermitteln.
    Ist das für Sie das Kernziel: komplexe Zusammenhänge immer besser zu verstehen?
    Es ist für mich ein lohnendes Ziel, in meinem Leben noch so viel lernen zu dürfen, dass ich sie mir zunächst einmal selbst erklären kann.
    Das sagt immerhin der ehemalige Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland.
    Das sagt der ehemalige Wirtschaftsminister, der seine Grenzen und die einiger Kollegen mit voller Wucht erlebt und festgestellt hat. Einer dieser Kollegen will jetzt Kanzlerkandidat werden. Er hat sicherlich Zeit gehabt, einiges zu lernen.
    Peer Steinbrück!
    Ja, Peer Steinbrück.
    Sie vermissen Grundsatzdebatten – aber wir hatten in Deutschland in diesem Jahr doch zwei intensive Diskussionen, ausgelöst durch Fukushima und den Arabischen Frühling. Es ging um die Fragen, wie wir in Zukunft unsere Energieversorgung sichern wollen, und ob es gerechte Kriege gibt, an denen man sich beteiligen muss.
    Ja, aber mindestens eine dieser Diskussionen ist mir immer noch zu schwach ausgebildet. Es mag Ausnahmen geben, aber für die breite Bevölkerung hat die Debatte über die Folgen des sogenannten Arabischen Frühlings gar nicht stattgefunden. Man hat fasziniert zugeschaut, |188| was da in den arabischen Ländern passiert, aber man fragt nicht nach den Konsequenzen. Gerade die Ägypten-Debatte müsste jetzt geführt werden. Aber wo ist sie? Nirgends. Und die Syrien-Debatte droht auch schon wieder abzuebben.
    Wie fanden Sie es, dass sich die schwarz-gelbe Bundesregierung im März bei der Entscheidung des UN O-Sicherheitsrats über die Libyen-Resolution enthalten hat?
    Ich war entsetzt.
    Können Sie sich erklären, wie diese Haltung zustande kam?
    Nein, ich kann ja nicht in Köpfe blicken. Die Stimmungslage im Bündnis ist wegen dieser Sache, ich versuche es höflich zu formulieren, weiterhin sehr frostig bis gefroren, und es ist immens viel Arbeit vonnöten, um hier wieder das Vertrauen zu schaffen, das vor dieser Entscheidung herrschte. Es geht gar nicht nur um die Frage der Luftangriffe. Was zu sehr viel mehr Verstörung beigetragen hat, ist der Abzug von Marineeinheiten aus dem Mittelmeer. Auch das war nicht nachvollziehbar.
    Wären Sie dafür gewesen, dass Deutschland sich an dem Militäreinsatz beteiligt?
    Ich glaube, es wäre schwer gewesen, Truppen zur Verfügung zu stellen, weil die Bundeswehr wirklich bis ans Limit gebunden ist, in Afghanistan, im Kosovo und an anderen Orten. Aber etwa logistische Aufgaben, die nicht so viel Personal erfordern, hätte man bezüglich Libyen durchaus offen übernehmen können.
    |189| Was unterscheidet den Einsatz in Libyen von dem in Afghanistan?
    In gewisser Hinsicht hat man hier aus dem Afghanistan-Einsatz gelernt. Man hat sich militärisch besser auf die Gegebenheiten vor Ort eingestellt und in weit größeren Zirkeln schon vorher über die Zeit nach dem Einsatz nachgedacht.
    War das in Ihren Augen eine völlig selbstlose Intervention, zur Vermeidung von Massakern in Bengasi und anderswo?
    Ja, im Wesentlichen schon. Wenn einer der Verbündeten in ein oder zwei Jahren Geschäfte mit der Nachfolgeregierung macht, wird es aber immer die Schlaumeier geben, die sagen, es ging wieder nur ums Öl. Dieser Reflex ist absehbar, den werden Sie auch nie verhindern können, ganz egal, wie hehr Ihre Ziele sind. Sie können niemandem verbieten, dass er später mit einer libyschen Regierung wirtschaftliche Beziehungen unterhält, die letztlich für alle Beteiligten von Vorteil sein könnten. Ich kann mir auch vorstellen, dass eine libysche Regierung dann lieber mit Staaten verhandelt, die dem Land geholfen

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