Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat
Löffel gefüttert hatte. »Bäh«, sagte er. Das Klümpchen, das er als Nahrung verschmäht hatte, übte anscheinend eine neue Faszination als Spielzeug aus, denn er fing es mit seiner oberen rechten und unteren linken Hand ein, als es langsam von ihm wegrotierte. »Äh!«, protestierte er, als sein neuer Satellit auf den Händen verschmiert wurde.
»O Andy«, murmelte Ciaire frustriert und wischte mit einem ziemlich vollgesudelten Tuch von hoher Kapillarität die Flecken in einer heftigen Bewegung von seinen Händen. »Ach, komm schon, Baby, du mußt das versuchen. Dr. Yei sagt, es ist gut für dich!«
»Vielleicht ist er schon voll«, schlug Tony hilfreich vor.
Das Ernährungsexperiment fand in Claires privater Unterkunft statt, die ihr bei Andys Geburt eingeräumt worden war und die sie mit dem Baby teilte. Sie vermißte oft ihre alten Kameradinnen von den Schlafräumen, aber sie räumte bedauernd ein, daß die Firma recht hatte; ihre Popularität und Andys Faszination hätten wahrscheinlich nicht viele Nachtfütterungen überlebt, dazu Windelwechsel, Gasangriffe, mysteriöse Durchfälle und Fieber und andere kindliche Nöte während der Nacht.
In letzter Zeit hatte ihr Tony auch gefehlt. In den letzten sechs Wochen hatte sie ihn kaum gesehen; sein neuer Schweißinstrukteur hielt ihn so beschäftigt. Das Tempo des Lebens schien im ganzen Habitat schneller zu werden. Es gab Tage, an denen kaum Zeit zum Atmen zu bleiben schien.
»Vielleicht mag er es nicht«, mutmaßte Tony. »Hast du versucht, es mit dieser anderen Pampe zu mischen?«
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»Alle sind Experten«, seufzte Ciaire, »außer mir… Er hat jedenfalls gestern etwas davon gegessen.«
»Wie schmeckt es?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe es nie versucht.«
»Hm.« Tony nahm ihr den Löffel aus der Hand und steckte ihn in den offenen Lebensmittelbecher, holte einen Klecks heraus und stopfte ihn sich in den Mund.
»Heh…!« begann Ciaire ungehalten.
»Bäh!« Tony würgte. »Gib mir das Tuch.« Er entledigte sich seiner Probe. »Kein Wunder, daß er es ausspuckt. Das bleibt einem ja im Hals stecken.«
Ciaire packte den Löffel, murmelte »Was?!« und schwebte zu ihrer Einbauküche hinüber, um den Löffel durch die Handlöcher in den Wasserspender zu stecken und ihn mit dampfend heißem
Wasser zu spülen. »Keime!«, sagte sie vorwurfsvoll zu Tony.
»Versuch du es mal!«
Sie schnupperte mißtrauisch an dem Essensbecher. »Ich nehme dein Wort dafür.«
Andy hatte in der Zwischenzeit mit seinen oberen Händen die untere rechte erwischt und knabberte daran.
»Du sollst noch kein Fleisch bekommen«, seufzte Ciaire und streckte Andy wieder gerade. Andy holte Luft, um einen Protest anzustimmen, aber er ließ es bei einem bloßen »Aah« bewenden, da die Tür zur Seite glitt und ein neues interessantes Objekt erschien.
»Wie geht es, Ciaire?«, fragte Dr. Yei. Ihre kräftigen, nutzlosen Planetarierbeine hingen entspannt von ihren Hüften, als sie sich in die Kabine zog.
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Claires Gesicht hellte sich auf. Sie hatte Dr. Yei gern; die Dinge schienen sich immer ein bißchen zu beruhigen, wenn sie in der Nähe war. »Andy will den Sahnereis nicht essen. Die filtrierte Banane hat er ziemlich gern gehabt.«
»Nun, wenn du ihn das nächstemal fütterst, dann versuche statt dessen, mit dem Haferschleim zu beginnen«, sagte Dr. Yei. Sie schwebte hinüber zu Andy und streckte ihm ihre Hand entgegen; er ergriff sie mit seinen oberen Händen. Sie streifte seine Hände ab und hielt ihre Hand weiter unten; jetzt erfaßte er sie mit seinen unteren Händen und kicherte. »Die Koordination seines Unterkörpers entwickelt sich gut. Wenn er seinen ersten Geburtstag hat, entspricht sie bestimmt der des Oberkörpers.«
»Und vorgestern hat er seinen vierten Zahn bekommen«, sagte Ciaire und führte ihn vor.
»Auf diese Weise sagt dir die Natur, daß es Zeit ist, Sahnereis zu essen«, belehrte Dr. Yei das Baby mit gespielter Ernsthaftigkeit.
Andy klammerte sich an ihren Arm, seine kleinen, runden, glänzenden Augen waren auf ihre goldenen Ohrringe gerichtet. Das Essen hatte er ganz vergessen. »Mach dir nicht zu viele Sorgen, Ciaire. Man hat immer die Neigung, beim ersten Kind alles erzwingen zu wollen, einfach um sich selbst zu beruhigen, daß man alles fertigbringt. Beim zweiten ist man dann entspannter. Ich garantiere dir, alle Babies schaffen ihren Sahnereis, bevor sie zwanzig sind, egal, was man mit ihnen macht.«
Ciaire lachte und war insgeheim erleichtert.
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