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Vorsatz und Begierde (German Edition)

Vorsatz und Begierde (German Edition)

Titel: Vorsatz und Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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sie?«
    »Das haben Sie mich schon mal gefragt. Nein, niemals. Ich war überrascht – sogar ein wenig verärgert –, daß sie nicht als meine Assistentin mitkommen wollte, als man mir den neuen Job anbot, und noch weit mehr überrascht über den Grund. Für mich war Jonathan Reeves kaum der Mann, den sie normalerweise gewählt hätte.«
    »Aber es war ein kluger Schachzug«, entgegnete Sowerby.
    »Ein schwacher Mann, den sie beherrschen konnte. Nicht allzu intelligent. Und bereits in sie verliebt. Sie hätte ihn jederzeit wegschicken können, denn er hätte niemals erraten, warum. Und warum sollten Sie Verdacht schöpfen? Sexuelle Anziehungskraft ist ohnehin absolut unlogisch.«
    Eine kleine Pause entstand; dann ergänzte er: »Haben Sie sie kennengelernt, diese Amy, das andere Mädchen? Wie ich hörte, hat sie dem Kraftwerk an einem Tag der offenen Tür einen Besuch abgestattet, aber Sie werden sich kaum an sie erinnern.«
    Mairs Gesicht glich einer schneeweißen Maske. »Ich habe sie, glaube ich, einmal gesehen. Blondgebleichtes Haar, rundes, ziemlich hübsches Gesicht. Sie trug das Kind auf dem Arm. Was soll übrigens aus dem Jungen werden? Oder ist es ein Mädchen?«
    »Der wird in einem Heim untergebracht, nehme ich an«, antwortete Sowerby. »Es sei denn, sie finden den Vater oder die Großeltern. Möglicherweise kommt er zu Pflegeeltern oder wird adoptiert. Möchte wissen, was, zum Teufel, die Mutter sich gedacht hat.«
    »Denken die überhaupt?« fuhr Harding überraschend heftig auf. »Jemals? Kein Glaube, keine Stabilität, keine liebevolle Zuwendung in der Familie, kein Zusammenhalt. Die sind wie Espenlaub im Wind. Und wenn sie dann etwas finden, woran sie glauben können, irgend etwas, das ihnen die Illusion vermittelt, sie seien wichtig – was wählen sie? Gewalttätigkeit, Anarchie, Haß, Mord.«
    Sowerby musterte ihn erstaunt und ein wenig belustigt. Dann sagte er: »Ideen, für die es sich zu sterben lohnt, wie manche finden. Und darin liegt natürlich das Problem.«
    »Nur weil sie sterben wollen. Wenn man mit dem Leben nicht fertig wird, sucht man sich einen Vorwand, eine Sache, für die zu sterben sich angeblich lohnt, und befriedigt so seinen Todeswunsch. Wenn man Glück hat, kann man noch ein Dutzend oder mehr arme Teufel mitnehmen, Menschen, die durchaus mit dem Leben fertig werden, Menschen, die nicht sterben wollen. Und dann gibt es immer noch die äußerste Selbsttäuschung, die allerletzte Arroganz: das Märtyrertum. Einsame und hilflose Toren auf der ganzen Welt werden die Fäuste ballen und deinen Namen schreien und Schilder mit deinem Photo vor sich hertragen und überall nach jemandem suchen, den sie bombardieren, beschießen und verstümmeln können. Und diese junge Frau, die Amphlett: Nicht mal die Ausrede der Armut hatte die. Der Dad ein hoher Army-Offizier, Sicherheit, gute Bildung, Privilegien, Geld. Alles. Sie hatte alles.«
    Es war Sowerby, der erwiderte: »Was sie hatte, wissen wir. Aber wir wissen nicht, was sie nicht hatte.«
    Harding ignorierte ihn. »Und was wollten die mit Larksoken anfangen, wenn sie das Werk gestürmt hatten? Keine halbe Stunde hätten die überdauert. Sie hätten Fachkräfte gebraucht, Programmierer.«
    »Ich glaube, man kann davon ausgehen, daß sie wußten, was und wen sie brauchten, und genau geplant hatten, wie sie sich alles beschaffen konnten«, warf Mair ein.
    »Ins Land hereingeschmuggelt? Wie denn?«
    »Möglicherweise mit Booten.«
    Sowerby warf ihm einen Blick zu; dann sagte er ein wenig ungeduldig: »Sie haben es nicht getan. Sie hätten es nicht tun können. Und es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, daß sie nie dazu in der Lage sein werden.«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen; dann sagte Mair: »Die Amphlett war vermutlich der dominierende Partner. Ich möchte wissen, mit welchen Argumenten oder Anreizen sie gearbeitet hat. Das Mädchen – diese Amy – wirkte auf mich eher wie ein Instinktmensch, der nicht so leicht für eine politische Theorie zu sterben bereit ist. Aber das ist natürlich eine oberflächliche Einschätzung. Ich habe sie schließlich nur einmal gesehen.«
    »Ohne die beiden zu kennen, können wir nicht mit Sicherheit sagen, wer der dominierende Partner war«, gab Sowerby zu bedenken. »Aber ich würde sagen, daß es fast hundertprozentig die Amphlett war. Hinsichtlich der Camm ist nichts bekannt, wird nichts vermutet. Sie wurde wahrscheinlich als Botin benutzt. Die Amphlett muß eine Kontaktperson in

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