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Vorsatz und Begierde (German Edition)

Vorsatz und Begierde (German Edition)

Titel: Vorsatz und Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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hierher zurückkam, hörte ich die Nachrichten auf dem Beantworter ab, weil mir einfiel, daß Alex es sich anders überlegen und anrufen könnte. Und da erst, zu spät, hörte ich George Jagos Mitteilung. Und ich wußte, daß der Mord nicht mehr dem Whistler angehängt werden konnte. Also mußte ich Ryan Blaney ein Alibi besorgen. Deswegen rief ich ihn an und sagte ihm, daß ich das Bild abholen würde. Als ich ihn nicht erreichen konnte, wußte ich, daß ich nach Scudder’s Cottage fahren mußte, und zwar so schnell wie irgend möglich.«
    »Du hättest das Porträt holen und dann an die Tür klopfen können, um ihm zu sagen, daß du es abgeholt hast, einfach nur ganz kurz mit ihm sprechen. Das wäre Beweis genug dafür gewesen, daß er zu Hause war.«
    »Aber das hätte zu konstruiert gewirkt, zu vorbedacht. Ryan hatte deutlich zu verstehen gegeben, daß er nicht gestört werden wollte, daß ich nur das Porträt abholen sollte. Daran hatte er keinen Zweifel gelassen. Und Adam Dalgliesh war dabei, als er mir das sagte. Kein normaler Besucher, sondern Scotland Yards intelligentester Kriminalbeamter. Nein, ich brauchte einen triftigen Grund, um anzuklopfen und mit Ryan zu sprechen.«
    »Also hast du das Porträt in den Kofferraum deines Wagens gepackt und ihm gegenüber behauptet, es sei nicht im Schuppen?« Es kam Meg seltsam vor, daß das Entsetzen in ihr vorübergehend von Neugier überlagert wurde, von dem Bedürfnis, etwas zu erfahren. Sie hätten ebensogut komplizierte Vorbereitungen für ein Picknick besprechen können. »Genau«, bestätigte Alice. »Er würde kaum darauf kommen, daß ich es eine Minute zuvor an mich genommen hatte. Es war natürlich günstig, daß er angetrunken war. Nicht so betrunken, wie ich es Rikkards geschildert habe, aber eindeutig nicht in der Lage, die Robarts zu ermorden und bis Viertel vor 10 wieder in Scudder’s Cottage zu sein.«
    »Nicht mal mit dem Lieferwagen oder dem Fahrrad?«
    »Der Lieferwagen war nicht fahrtüchtig, und auf dem Fahrrad hätte er sich nicht halten können. Außerdem wäre er mir begegnet, wenn er nach Hause geradelt wäre. Meine Aussage bedeutete, daß Ryan selbst dann in Sicherheit war, wenn Theresa gestand, daß sie das Haus verlassen hatte. Nachdem ich mich von ihm verabschiedet hatte, fuhr ich über die menschenleere Landzunge zurück. Bei der Pillbox hielt ich kurz an und warf die Schuhe hinein. Verbrennen können hätte ich sie nur in dem offenen Feuer, in dem ich Papier und Bindfaden von dem eingepackten Porträt verbrannt hatte, aber ich dachte mir, daß brennendes Gummi Spuren und einen penetranten Gestank hinterlassen würde. Daß die Polizei die Schuhe suchen würde, auf die Idee kam ich nicht, weil ich nicht glaubte, daß sie einen Abdruck finden würden. Aber selbst wenn sie es getan hätten, so hätte es nichts gegeben, das diese speziellen Schuhe mit dem Mord in Verbindung bringen konnte. Ich hatte sie unter dem Außenhahn gründlich gewaschen, bevor ich sie wegwarf. Im Idealfall hätte ich sie zur Trödelkiste zurückbringen können, aber ich wagte nicht länger zu warten, und da du in Norwich warst, wußte ich, daß die Hintertür verschlossen sein würde.«
    »Und dann hast du das Bild durch Hilarys Fenster geworfen?«
    »Irgendwie mußte ich es loswerden. So wirkte das Ganze wie ein geplanter Vandalismus aus purem Haß, und dafür gab es zahlreiche Verdächtige, und zwar nicht nur hier auf der Landzunge. Das würde die Sache noch weiter komplizieren und ein weiterer Beweis für Ryans Unschuld sein. Aber es diente auch noch einem anderen Zweck: Ich wollte unbedingt ins Thyme Cottage hinein. Deswegen habe ich das Fenster so weit eingeschlagen, daß ich hindurchklettern konnte.«
    »Aber das war doch furchtbar gefährlich! Du hättest dich schneiden können, oder eine Glasscheibe hätte sich in deiner Schuhsohle festgesetzt. Und das waren zu jenem Zeitpunkt deine eigenen Schuhe, denn die Bumbles hattest du ja schon weggeworfen.«
    »Ich habe die Sohlen gründlich kontrolliert. Und vor allem gut aufgepaßt, wohin ich trat. Da sie im Erdgeschoß die Lichter hatte brennen lassen, brauchte ich nicht mal meine Taschenlampe.«
    »Aber warum? Was hast du gesucht? Was hofftest du dort zu finden?«
    »Nichts. Ich wollte den Gürtel loswerden. Ich habe ihn sorgfältig aufgerollt und im Schlafzimmer in die Schublade zu ihren anderen Gürteln, Strümpfen, Taschentüchern und Socken gelegt.«
    »Aber wenn die Polizei ihn untersucht hätte, wären ihre

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