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Vorsatz und Begierde

Vorsatz und Begierde

Titel: Vorsatz und Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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es in der Mühle ein echtes Kaminfeuer gab, das knisterte, echte Funken sprühte und nach Herbst duftete, während das seine künstlich war, noch daran, daß Dalglieshs Möbel alt waren, durch jahrhundertelangen Gebrauch poliert und ausschließlich nach Gesichtspunkten der Bequemlichkeit arrangiert, statt zum Vorzeigen, ja nicht mal daran, daß die Bilder echte Ölgemälde und Aquarelle waren oder daß der ganze Raum so zusammengestellt worden war, daß man nie das Gefühl hatte, irgendein Gegenstand darin werde um seiner selbst willen besonders hoch geschätzt. Vor allem, stellte Rikkards fest, lag der Unterschied wohl in den Büchern, den zwei Regalwänden voller Bücher jeglichen Alters und jeglicher Form, Büchern zum Gebrauch, zum Schmökern oder auch zum Betrachten. Seine eigene kleine Sammlung – und Susies natürlich – war im Schlafzimmer untergebracht. Susie hatte nämlich entschieden, daß die Bücher viel zu unterschiedlich und zu zerlesen seien, um einen Platz in dem Zimmer zu verdienen, das sie als Salon bezeichnete, und außerdem waren es nicht sehr viele. In den letzteb Jahren hatte er kaum Zeit zum Lesen gehabt; die Sammlung enthielt moderne Abenteuerromane als Paperbacks, vier Bände eines Buchclubs, bei dem er ein paar Jahre lang Mitglied gewesen war, ein paar Hardcover-Reisebeschreibungen, Polizei-Handbücher sowie Susies Schulprämien für Sauberkeit und gute Leistungen in Handarbeit. Aber ein Kind sollte mit Büchern aufwachsen. Irgendwo hatte er gelesen, der bestmögliche Beginn des Lebens sei es, von Büchern umgeben zu sein, Eltern zu haben, die das Kind zum Lesen anregen. Vielleicht sollten sie, um einen Anfang zu machen, beiderseits des Kamins Regale anbringen. Und als Bücher zum Beispiel Dickens – in der Schule hatte er viel Freude an Dickens gehabt –, dazu natürlich Shakespeare und die großen englischen Dichter. Seine Tochter – weder er noch Susie zweifelte daran, daß es ein Mädchen werden würde – sollte die Dichtkunst lieben lernen.
    Aber das alles mußte noch warten. Zunächst konnte er wenigstens mit der Hausarbeit beginnen. Die dumpfigprätentiöse Atmosphäre des Zimmers lag, wie ihm klar wurde, hauptsächlich am Schmutz. Der Raum wirkte wie ein unsauberes Hotelzimmer, um das sich niemand voller Stolz kümmerte, weil kein Gast erwartet wurde und den wenigen, die doch kamen, einfach alles gleichgültig war. Jetzt sah er ein, daß er Mrs. Adcock hätte behalten sollen, die jeden Mittwoch für drei Stunden zum Putzen kam. Aber die hatte nur während der letzten beiden Monate von Susies Schwangerschaft bei ihnen gearbeitet. Er selbst hatte sie nur flüchtig kennengelernt, und außerdem haßte er den Gedanken, einer vergleichsweise fremden Person die Hausschlüssel anzuvertrauen – allerdings mehr aus Besorgnis um seine Privatsphäre als aus tatsächlichem Mißtrauen. Also hatte er Mrs. Adcock trotz Susies Bedenken eine Entschädigung gezahlt und ihr erklärt, er könne durchaus allein fertig werden. Jetzt packte er seinen Teller samt Besteck zu einer Ladung Geschirr in den Spüler und holte sich aus der Schublade eines der sauber zusammengefalteten Staubtücher. Sämtliche Flächen waren mit Staub bedeckt. Als er im Wohnzimmer mit dem Staubtuch über die Fensterbank fuhr, sah er verwundert den schwarzen, fettigen Schmutzstreifen.
    Anschließend ging er in die Diele. Die Alpenveilchen auf dem Tisch neben dem Telefon waren, obwohl er sie täglich – wenn auch in Eile – gegossen hatte, aber vielleicht auch gerade deshalb, unverständlicherweise verwelkt. Als er mit dem Staubtuch in der Hand da stehenblieb und überlegte, ob er sie wegwerfen sollte oder ob sie noch zu retten waren, hörte er draußen auf dem Kies das Knirschen von Reifen. Er öffnete die Tür, riß sie dabei so heftig auf, daß sie von der Wand abprallte und wieder ins Schloß zurückfiel. Sekunden darauf war er an der Taxitür und zog die unförmige, umfangreiche Gestalt liebevoll in seine Arme.
    »Liebling, o mein Liebling! Warum hast du nicht angerufen?«
    Sie schmiegte sich an ihn. Mitleidig betrachtete er die weiße, durchscheinende Haut, die Ringe unter ihren Augen. Selbst unter ihrem dicken Tweedmantel vermeinte er die Bewegungen seines Kindes zu spüren.
    »Ich wollte nicht warten. Mummy war nur in die Nachbarschaft zu Mrs. Blenkinsop gegangen. Ich hatte gerade noch Zeit, nach einem Taxi zu telephonieren und ihr eine Nachricht zu hinterlassen. Ich mußte kommen. Du bist doch nicht

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