Vorsatz und Begierde
böse?«
»O du mein Schatz, mein schöner Liebling! Geht’s dir auch gut?«
»Ich bin nur müde.« Sie lachte. »Liebling, du hast die Tür ins Schloß fallen lassen. Jetzt müssen wir meinen Schlüssel benutzen.«
Er nahm ihr die Handtasche ab, kramte darin nach Schlüssel und Portemonnaie und bezahlte den Fahrer, der ihren einzigen Koffer neben der Tür abgestellt hatte. Dann trug er sie über die Schwelle und setzte sie auf den Stuhl in der Diele.
»Bleib einen Moment hier sitzen, Liebling. Ich kümmere mich um den Koffer.«
»Die Alpenveilchen sind verwelkt, Terry! Du hast sie zuviel gegossen.«
»Nein, habe ich nicht. Sie sind vor Sehnsucht nach dir verwelkt.«
Sie lachte. Es klang wie ein glückliches, zufriedenes Perlen. Am liebsten hätte er sie in seine Arme genommen und laut gejubelt vor Glück. Auf einmal wurde sie ernst. Sie fragte:
»Hat Mummy angerufen?«
»Noch nicht, aber lange wird’s bestimmt nicht mehr dauern.«
Im selben Moment begann, wie auf ein Stichwort, das Telephon zu klingeln. Er griff nach dem Hörer. Als er diesmal auf die Stimme seiner Schwiegermutter wartete, geschah es völlig ohne Angst, ohne die geringste Besorgnis. Denn durch diesen einen großartigen, eindeutigen Entschluß hatte Susie sie beide endgültig aus der destruktiven Reichweite ihrer Mutter entfernt. Er hatte das Gefühl, wie von einer riesigen Woge seinem Elend entrissen und mit den Füßen auf einem unerschütterlichen Felsen abgesetzt worden zu sein. Sekundenlang bemerkte er Susies besorgte Miene – so akut wie einen schmerzhaften Krampf –, dann erhob sie sich schwerfällig, schmiegte sich an ihn und schob ihre kleine Hand in die seine. Aber der Anrufer war nicht Mrs. Cartwright.
»Jonathan Reeves hat im Präsidium angerufen, Sir«, meldete Oliphant, »und die haben ihn an mich weitergereicht. Wie er sagt, sind Caroline Amphlett und Amy Camm zusammen mit dem Boot rausgefahren. Inzwischen sind sie schon drei Stunden fort, und der Nebel wird immer dichter.«
»Warum hat er dann die Polizei angerufen? Er hätte sich an die Küstenwache wenden sollen.«
»Das habe ich bereits getan, Sir. Aber deswegen rief er eigentlich nicht an. Er und die Amphlett haben den letzten Sonntag abend nicht zusammen verbracht. Sie war auf der Landzunge. Er wollte uns mitteilen, daß die Amphlett gelogen hat. Genauso wie er.«
»Vermutlich sind sie nicht die einzigen. Wir werden sie uns gleich morgen früh vorknöpfen und uns ihre Erklärungen anhören. Sie wird mit Sicherheit eine parat haben.«
»Aber warum sollte sie lügen, wenn sie nichts zu verbergen hat?« widersprach Oliphant stur. »Außerdem geht’s nicht nur um das falsche Alibi. Wie Reeves sagte, war ihre Liebesbeziehung nur vorgetäuscht, gab sie nur vor, ihn zu lieben, um ihre lesbische Beziehung zu der Camm zu tarnen. Für mich stecken die beiden Frauen gemeinsam da drin, Sir. Die Amphlett muß gewußt haben, daß die Robarts am Abend schwimmen ging. Das war allen Angestellten von Larksoken bekannt. Und sie arbeitet eng mit Mair zusammen, enger als jeder andere. Schließlich ist sie seine Assistentin. Gut möglich, daß er ihr alles über die Dinnerparty erzählt hat, und wie der Whistler zu morden pflegte. An die Bumbles zu kommen war kein Problem. Und selbst wenn die Amphlett nichts von der Trödelkiste wußte – die Camm wußte auf jeden Fall davon. Ihr kleiner Sohn hat Kleider daraus gekriegt.«
»In den Besitz der Schuhe zu kommen war sicher kein Problem«, wandte Rikkards ein. »Sie zu tragen dagegen vielleicht doch. Diese Frauen sind beide nicht groß.«
Oliphant tat seinen Einwand als für ihn eindeutig kindischen Protest ab. »Aber sie hätten keine Zeit gehabt, sie anzuprobieren, und bestimmt war es vernünftiger, sich ein zu großes Paar zu holen als ein zu kleines, und weiche Schuhe statt welche aus festem Leder. Außerdem hat die Camm ein Motiv, Sir. Ein doppeltes sogar. Sie hat der Robarts gedroht, nachdem die ihren Jungen umgestoßen hatte. Dafür haben wir Mrs. Jago als Zeugin. Und wenn die Camm weiterhin im Caravan wohnen wollte, in der Nähe ihrer Liebhaberin, mußte die Verleumdungsklage der Robarts gegen Pascoe unbedingt gestoppt werden. Außerdem wußte die Camm vermutlich ganz genau, wo die Robarts am Abend schwimmen ging. Wenn die Amphlett es ihr nicht erzählt hat, dann mit Sicherheit aber Pascoe. Er hat uns gestanden, daß er sich gelegentlich an sie ranschlich, um sie zu beobachten. Dreckiger kleiner Spanner! Und noch etwas:
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