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Vorsatz und Begierde

Vorsatz und Begierde

Titel: Vorsatz und Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Nicht ich, o nein, aber das, was ich zu tun versucht habe. Aber sie hat mich an der Nase herumgeführt. Sie hat mich ausgenutzt, hat nur hier gewohnt, weil sie in Carolines Nähe sein wollte.«
    »Aber die beiden können sich nicht allzu oft getroffen haben«, wandte Dalgliesh ein.
    »Woher soll ich das wissen? Vermutlich ist sie zu ihrer Liebhaberin geschlichen, sobald ich nicht hier war. Timmy muß stundenlang allein geblieben sein. Nicht mal der Junge hat ihr was bedeutet. Die Katzen waren ihr wichtiger als Timmy. Die hat Mrs. Jago jetzt. Ihnen geht’s gut. Manchmal, am Sonntagnachmittag, ging sie weg und erklärte mir rundheraus, sie werde sich mit ihrem Liebhaber in den Dünen treffen. Ich hielt das anfangs für einen Scherz, das mußte ich einfach glauben. Dabei war sie die ganze Zeit mit Caroline zusammen, und die beiden haben sich über mich totgelacht.«
    »Aber Sie haben nur Reeves’ Aussage als Beweis dafür, daß die beiden ein Liebespaar waren. Caroline hätte ihn auch belügen können.«
    »Nein! Nein, sie hat nicht gelogen. Das weiß ich genau. Sie haben uns beide ausgenutzt, Reeves und mich. Amy war nicht … nun ja, sie war nicht gerade gegen Sex. Über ein Jahr haben wir hier zusammengelebt. Am zweiten Abend erbot sie sich … na ja, zu mir ins Bett zu kommen. Aber das war nur ihre Art, mich für Kost und Logis zu bezahlen. Es wäre damals nicht richtig gewesen – für uns beide. Nach einiger Zeit aber fing ich wohl doch an zu hoffen. Ich meine, nachdem wir hier zusammenlebten, begann ich irgendwie, sie zu mögen. Aber sie wollte mich nie so richtig in ihrer Nähe haben. Und wenn sie von diesen Sonntagsspaziergängen zurückkam, wußte ich Bescheid. Ich redete mir ein, daß ich nichts wüßte, aber ich wußte es doch. Richtig selig sah sie aus. Strahlend vor Glück.«
    »Hören Sie«, wandte Dalgliesh ein, »ist das wirklich so wichtig für Sie, diese Sache mit Caroline – selbst wenn sie wahr sein sollte? Was Sie beide hier zusammen hatten, die Zuneigung, die Freundschaft, die Kameradschaft, die Liebe zu Timmy – zählt das alles nichts für Sie, nur weil sie ihren Sex außerhalb der vier Wände des Caravans gesucht und gefunden hat?«
    »Sie meinen, ich soll alles vergeben und vergessen?« gab Pascoe bitter zurück. »Wie Sie das sagen, klingt das so einfach.«
    »Ich glaube zwar nicht, daß Sie vergessen können, vielleicht wollen Sie das ja auch gar nicht. Aber ich begreife nicht, warum Sie das Wort vergeben gebrauchen müssen. Sie hat Ihnen niemals mehr versprochen, als sie Ihnen gegeben hat.«
    »Sie verachten mich, nicht wahr?«
    Dalgliesh dachte, wie unsympathisch sie doch war, diese Egozentrik der zutiefst Unglücklichen. Aber es gab noch ein paar Fragen, die er dem Mann stellen mußte. »Hat sie denn gar nichts hinterlassen, keine Papiere, keine Unterlagen, kein Tagebuch, nichts, dem man entnehmen könnte, was sie hier, auf der Landzunge, zu suchen hatte?«
    »Nichts. Und was sie hier suchte, warum sie herkam, das weiß ich genau. Sie wollte in Carolines Nähe sein.«
    »Hatte sie Geld? Selbst wenn Sie sie verköstigt haben, muß sie doch ein bißchen eigenes Geld gehabt haben.«
    »Sie hatte immer etwas Bargeld, aber woher, das weiß ich nicht. Sie hat es mir nicht gesagt, und ich wollte sie nicht danach fragen. Daß sie keine Unterstützung von der Wohlfahrt bekam, weiß ich. Sie wollte nicht, daß die hier rumschnüffeln kamen, um zu erfahren, ob wir miteinander ins Bett gingen. Ich konnte es ihr nicht verübeln. Ich wollte das ebensowenig.«
    »Hat sie denn keine Post gekriegt?«
    »Von Zeit zu Zeit mal eine Postkarte. Ziemlich regelmäßig eigentlich. Also muß sie Freunde in London gehabt haben. Was sie damit gemacht hat, weiß ich nicht. Vermutlich weggeworfen. Hier im Caravan gibt es nichts mehr als ihre Kleider und ihr Make-up, und die werde ich gleich anschließend verbrennen. Dann ist überhaupt nichts mehr da, woran man erkennen könnte, daß sie jemals hier gewesen ist.«
    »Und der Mord?« erkundigte sich Dalgliesh. »Glauben Sie, daß Caroline Amphlett die Robarts umgebracht hat?«
    »Mag sein. Ist mir egal. Mich interessiert das alles nicht mehr. Wenn nicht, wird Rikkards sie zum Sündenbock machen, sie und Amy, alle beide.«
    »Aber Sie können doch nicht im Ernst daran glauben, daß Amy einem Mord Vorschub geleistet hat!«
    Pascoe musterte Dalgliesh mit dem frustrierten, zornigen Ausdruck eines verständnislosen Kindes. »Ich weiß es nicht! Hören Sie, so gut

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