Vorsicht Betrüger - Die bestenTricks der Trickbetrüger (German Edition)
Mehreren Filmen liegt dieser Plot zugrunde, darunter David Mamets "The Spanish Prisoner " aus dem Jahre 1997.
Heute gibt es nirgendwo mehr "Spanische Gefangene" als in der Zehn-Millionen-Metropole Lagos, der Hauptstadt Nigerias. Die Online- Scams sind hier zu einer blühenden Industrie geworden. Ihre Produktionsstätten sind die unzähligen Internet-Cafés in den Stadtteilen Oworonshoki , Bariga und Ebutte -Metta. Zu den Dauergästen der Cafés zählt "Akin", ein Teenager, der durch eine Reportage des amerikanischen Magazins "Fortune" bekannt wurde. Er trägt ein Nike-T-Shirt, Adidas-Sneakers, am Handgelenk eine Rolex Submarine und um den Hals, wie der Reporter schätzte, "ein Kilo Gold". Akin arbeitet bis zu zehn Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, um für seinen "Chairman" E-Mail-Adressen und Kreditkartendaten aus dem Cyberspace zu fischen. Der "Chairman", ein Computer-Analphabet, erhält 60 Prozent des erschwindelten Geldes und verwendet weitere 20 Prozent darauf, kontrollierende Polizisten oder Lehrer zu bestechen, die nach ihren Schülern fahnden. Akin erschwindelt sich nicht nur Geld, sondern auch Sachgüter: Laptops, Blackberries , Kameras, Flachbildschirme. Niemand wäre so dumm, sie nach Nigeria zu schicken. Akin hat Freunde in Europa. Sie empfangen die Waren und schicken sie dann via FedEx oder DHL nach Lagos, wo sie auf dem Schwarzmarkt verkauft werden.
Akins Mutter verdient als Putzfrau 30 Dollar. Ihr Sohn ist der Ernährer der Familie. Er gilt als "Yahoo Millionär". Seine Altersgenossen, die ebenfalls in den Internet-Cafés "arbeiten", heißen "Yahoo Boys", weil sie meist Yahoo als Plattform nutzen. In Akins Lieblingscafé hängt an der Wand ein Schild mit der Warnung: "Hier dulden wir keine Scams . Nutzen Sie das Internet nicht, um Geld zu erschwindeln oder Kreditkarten zu knacken. Wir übergeben Sie sofort der Polizei. Keine 419-Aktivitäten in diesem Café!" Die Ankündigung wird als Witz verstanden. Die Zahl 419 bezieht sich auf den Paragrafen des nigerianischen Strafgesetzbuchs, der Internetbetrug unter Strafe stellt. Doch gerade dieser Betrug ist zur nationalen Lieblingsbeschäftigung geworden. Ein populärer Schlager in Lagos heißt "I Go Chop Your Dollar": "419 ist nur ein Spiel. Ich bin der Gewinner, du bist der Verlierer. Die Weißen sind gierig. Ich nehme dein Geld und verschwinde. Du bist der Dumme, ich bin der Chef." Einheimische Kritiker nennen Nigeria, ein Land von 150 Millionen Einwohnern, eine 419-Gesellschaft.
Akin hat kein schlechtes Gewissen. "Was soll ich tun?", fragt er. "Ich nutze das Talent, das Gott mir gegeben hat. Unsere Politiker machen ihr Ding. Ich mache meins. Ich bringe meine Familie durch, meine Mutter, meine Schwester, my popsie . Die Weißen sind zu leichtgläubig. Sie sind reich. Was ich ihnen abnehme, ist für sie doch nur ein Taschengeld." Die Internet-Seiten der nigerianischen Regierung sind voll mit Berichten über Cyberspace-Kriminelle, die angeblich zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt wurden. In ihren Blogs aber machen sich die Yahoo Boys über die nigerianische Economic Fraud and Financial Crimes Commission (EFCC) lustig. "Seid ihr verrückt, unsere künftige politische Elite einzusperren? Die EFCC sollte die Yahoo Boys in Ruhe lassen und lieber die Politiker aufs Korn nehmen, nicht zuletzt Chief Lucky." Die Anspielung ist deutlich: Staatspräsident Jonathan trägt den schönen Vornamen Goodluck . Andere nennen die EFCC selbst korrupt und verweisen auf Russland, wo der Internetbetrug noch verbreiteter sei als in Nigeria. Außerdem: immer noch besser, Fremde zu schröpfen als Landsleute zu betrügen. 419-Aktivitäten sind die Rache für Sklavenhandel und Öldiebstahl. Durchgängig werden die Weißen, die sich auf Scams aus Nigeria einlassen, selbst als Kriminelle beschimpft - betrogene Betrüger. Ein Kommentator aus Lagos begnügt sich mit einer kurzen Frage: "War Bernie Madoff eigentlich Nigerianer?"
Triumphierend schrieb ein Yahoo Boy mit dem klingenden Pseudonym " Moneyspeaking ", jetzt studiere er mit dem erschwindelten Geld in Großbritannien an der University of Essex. Seine Kommilitonin sei die Enkelin des früheren Staatspräsidenten Olusegun Obasanjo: " Our Leaders are the biggest Yahoo Boys". " Moneyspeaking " verdient nach eigenen Angaben 2000 Dollar in der Woche, er hat einen Amerikaner, einen Brasilianer und einen Australier um mehr als 100 000 Dollar erleichtert. "John", ein anderer Yahoo Boy, studiert an einer
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