Vorstandssitzung im Paradies
würde gern mit dir reden«, sagte er. »Lass uns zu den Riffen rausfahren, dort können wir uns in Ruhe unterhalten.«
Ich pflegte den Tag mit Schwimmen im Meer zu beginnen, und oft ruderte ich mit dem Gummifloß bis zu den Riffen, wo sich die Wellen des Ozeans an den Korallen brachen. Auf Taylors Vorschlag hin ruderten wir nun zu zweit hinaus, und als wir bei den Riffen anlangten, sprang ich ins Meer. Taylor hielt währenddessen Hai wacht, und als ich genug gebadet hatte, gab ich ihm die Gelegenheit, ins klare Wasser zu tauchen.
Endlich kletterte auch er wieder auf das Floß. Wir saßen in der Sonne und beobachteten die Wellen, dabei ließen wir das Floß treiben, und bald waren wir so weit von den Riffen entfernt, dass wir nicht schreien mussten, um die Brandung zu übertönen.
»Jetzt sind die Buchstaben also fertig«, sagte Taylor. Ich nickte und wartete auf die Fortsetzung.
»Ich möchte auf keinen Fall von hier weg. Mir scheint, dass auch du nicht mehr so erpicht darauf bist, die Insel zu verlassen.«
Ich dachte nach. Schon allein dieser Morgen: Würde ich in Europa je ein solches Erwachen und diese Art der Morgenwäsche erleben, oder die herrliche Freiheit, die wir hier hatten? Kaum.
Ich sagte zu Taylor, dass es tatsächlich stimmte, ich hatte keine große Lust, nach Hause zurückzukehren. Ich erzählte ihm, dass Helsinki zwar nur klein, aber trotzdem voller Verkehr sei, und besonders im Winter sei es dort äußerst unangenehm, dann fiele nämlich Schnee, der sich auf dem Boden sofort in scheußlichen Matsch verwandelte, und die Helsinkier trugen dann nicht etwa Gummistiefel, sondern liefen in Nappalederschuhen herum, mit nassen Füßen und triefender Nase, den ganzen langen Winter hindurch.
Taylor sagte, dass er die Sache auf dem Fest zur Diskussion stellen wolle. Er fragte, ob ich mich in einem kleinen Wortbeitrag für das Verbleiben auf der Insel aussprechen würde.
Wir einigten uns auf dieses Vorgehen. Taylor bekannte, dass er bereits mit diesem und jenem vertraulich über die Sache gesprochen habe, und etliche hatten gemeint, dass es eine verdammt dumme Idee sei, diesen schönen Strand zu verlassen. Aber viele, besonders all jene, die Familie hatten, wollten weg, koste es, was es wolle.
Wir ließen uns mit dem Floß an den Strand treiben. Die Frauen, die nackt am Ufer herumplanschten, bespritzten uns mit Wasser und zogen dann das Floß auf den Sand.
Bald waren die Leute mit ihren morgendlichen Verrichtungen fertig und begannen mit den Festvorbereitungen. Die schwarze Hebamme stellte zusammen mit der schönen Gunvor in der Dschungelbar ein langes Brett als zusätzlichen Tisch auf, dann deckten sie Kokosbecher in langen Reihen ein. Am Rande des Dschungels hantierten fünf Frauen um ein Lagerfeuer. Sie bereiteten einen Keiler nach fränkischer Art: Das mit Früchten gefüllte Tier steckte auf einem langen Spieß, der über dem Feuer gewendet wurde.
Unsere Waldarbeiter einschließlich des Forstmeisters hatten schon in den frühen Morgenstunden am Ufer einen großen Holzstoß angezündet, der inzwischen zu Asche verbrannt war. Jetzt vergruben sie in der heißen Asche große Fische, die sie mit herben Dschungelpflanzen, allerlei Zwiebeln und Zitronen, gefüllt hatten.
In unserem Kühlschrank stand ein Bottich mit ausgepresstem Fruchtsaft, der schön kalt war, denn die Sonne stand bereits hoch am Himmel und erhitzte die Deckplane, dass sie nur so dampfte.
Lakkonen, Lämsä und Reeves schleppten in Holzeimern Kokosschnaps herbei: Sie hatten während der ganzen vergangenen Nacht den Herstellungsprozess im Dschungel überwacht, und wie es schien, war die Verkostung sehr gründlich ausgefallen. Aber niemand mochte etwas sagen, schließlich war es ein Festtag.
Nach der Mittagsstunde rief die schwarze Hebamme das Lager zusammen. Das Fest begann.
Taylor stieß mich an und sagte, dass wir die Stimmung nicht gleich zu Beginn verderben, sondern vorläufig den Mund halten wollten.
Das Fleisch war gut, es troff vor Fett, und das Meeressalz und die Füllung aus Früchten verliehen ihm einen wirklich ausgezeichneten Geschmack.
Aber zuerst aßen wir die in der Asche gegarten Fische: Makrelen, Schwertfische, Meeresforellen und was es da sonst noch an herrlichen Meeresräubern gab. Wir aßen auch Flusskrebse und tranken dazu Schildkrötensaft als Soße. Mit dem Fruchtsaft spülten wir nach, und zum Fleisch ließen wir uns den Kokosschnaps schmecken. An jedem Tisch wurde fröhlich geplaudert, und die beiden
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