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Vorstoß ins Niemandsland

Vorstoß ins Niemandsland

Titel: Vorstoß ins Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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möchte ich, dass Nom-Tanjaj Bras-Kon sich mit einem Beiboot auf die Oberfläche begibt, um dort die Lage zu erkunden.«
    Ein Nom-Tanjaj war ein niederer Offiziersrang innerhalb der sich selbst als gleichermaßen elitären wie verschworenen Gemeinschaft betrachtenden Kaste der Gotteskrieger.
    »Es wird mir eine Ehre sein!«, meldete Bras-Kon, und seine Haltung straffte sich dabei.
    »Eure Expedition ist nicht die erste, die Korashan V anfliegt. Das letzte dort abgesetzte Außenteam verschwand unter mysteriösen Umständen. Es wird unter anderem eure Aufgabe sein, nach dem Verbleib dieses Teams zu suchen. Letzte Meldungen besagten, dass unsere Glaubensbrüder auf Vertreter jener heidnischen und schnabellosen Spezies von Säugetierabkömmlingen trafen, von denen unsere Kundschafter vermuten, dass sie jenseits der unbekannten Zone ein großes Sternenreich besitzen.«
    Tan-Balo ballte seine krallenbewehrten Klauen. »Irgendwann werden wir diesen schnabellosen Heiden begegnen und gezwungen sein, sie im Kampf niederzuringen, damit sie sich der Göttlichen Ordnung unterwerfen können. Und dazu brauchen wir hier im Korashan-System eine starke Basis …«
    Tan-Balo ließ den Blick schweifen, was für einen Kridan nur eine minimale Kopfdrehung bedeutete, denn sie besaßen eine Rundumsicht von fast 270 Grad. Er fixierte Rekrut Sun-Tarin, was dieser als äußerst unangenehm empfand. »Zeig mehr Eifer, Sun-Tarin! Ich habe in letzter Zeit den Eindruck, dass es Dinge in deinen Gedanken gibt, die dich von deiner wahren Bestimmung ablenken. Was auch immer das sein mag, verbanne es aus deinem Bewusstsein.«
    »Ja, Kommandant!«, gab Sun-Tarin zurück, der sehr wohl wusste, dass Widerspruch zwecklos war. Das hatte er während seiner Ausbildung zum Tanjaj vollkommen verinnerlicht. Der Gehorsam gegenüber den Vorgesetzten bildete die Grundlage der Kampfkraft, so hatte man es sie gelehrt. Kein Sieg für den Glauben ohne Disziplin. Mochte Sun-Tarin als Tanjaj auch einem einfachen Industriearbeiter an gesellschaftlichem Ansehen haushoch überlegen sein, so hatte er sich und sein Leben doch vollkommen unterzuordnen. Aber das sah er als Selbstverständlichkeit an. Wie sonst hätte das Heilige Imperium seine permanente Expansion nun schon so lange fortsetzen können?
    Die Gedanken, die dich von deiner Aufgabe ablenken – du kennst sie genau , dachte Sun-Tarin. Und du weißt auch, dass sie sich nicht so einfach verbannen lassen. Weder durch Meditationstechniken, noch durch eine rituelle Reinigung, wie sie dein Vorgesetzter mit Sicherheit gleich vorschlagen wird!
    »Du solltest unsere Bordpriester aufsuchen«, sagte Tan-Balo in einem sehr viel versöhnlicheren Tonfall. Er galt als ein Kommandant, der sehr um das spirituelle Wohl seiner Tanjaj besorgt war.
    »Jawohl.« Sun-Tarin senkte den Kopf so tief, dass der nach unten gebogene Schnabel beinahe die Uniformbrust berührte.
    »Manchmal kann es in deinem Alter vorkommen, dass man glaubt, die Reinigungsrituale ungestraft gering schätzen zu können. Mir ist es nicht anders gegangen.«
    »Ich danke dir für dein Verständnis, Kommandant. Aber ich habe mir in dieser Hinsicht nichts vorzuwerfen.«
    Jeder Tanjaj musste in einem Tempel Reinigungs- und Läuterungsrituale durchführen, bevor es ihm gestattet war, an Bord seines Schiffs zu kommen. Den Glaubenskriegern wurde von Anfang an eingeimpft, wie wichtig nicht nur die Pflege der Waffen, sondern auch die Pflege des Glaubens und die Reinheit der eigenen Seele waren.
    Beides stand nach den Lehren der kridanischen Überlieferung, auf die sich die Tanjaj beriefen, gleichrangig nebeneinander. Das eine war ohne das andere nicht denkbar. Was nützte ein gut bewaffneter Glaubenskrieger, der seine Feinde mit Leichtigkeit besiegen könnte, wenn sein Geist und sein Glaube schwach waren und dafür sorgten, dass er den Mut verlor, den der Kampf für die Sache der göttlichen Ordnung nun einmal verlangte?
    »Geh zum Bordpriester, bevor du das Beiboot betrittst, das dich nach Korashan V bringen wird!«, verlangte Tan-Balo noch einmal. »Sonst wirst du Unglück über die Mission bringen.«
    »Ich werde tun, was du verlangst, mein Kommandant«, versprach Sun-Tarin.
     
     
    Fünf Kridania-Stunden später hatte die KRALLE DER GLÄUBIGEN so weit abgebremst, dass sie ihr Beiboot ausschleusen konnte. Dabei war es nicht Tan-Balos Absicht, in ein Orbit einzuschwenken. Stattdessen ließ er die KRALLE DER GLÄUBIGEN auf einem Tangential-Kurs an Korashan V

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