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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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hat mich auf die Probe gestellt, mich durch Härte und Leiden geformt. Er zeigte mir Angst und Kälte und Hunger und Schmerz. Und nun zeigt er mir den Weg zur Führung des Volkes.«
    »Du hast Büffelrücken umgebracht!« rief Gebrochener Zweig mit matter Stimme und deutete mit einem knochigen Finger anklagend auf ihn. »Du hast den Frieden des Volkes gebrochen. Das letzte Mal hielt uns Wolfsträumer davon zurück, dich aus der Gemeinschaft auszustoßen. Aber das … das ist zuviel!«
    Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Du forderst mich heraus, Frau? Noch einen Schritt weiter, und ich töte dich. Denk an die Macht des Weißen Fells. Solange du diese Macht nicht spürst, verstehst du nicht, was sie mir gibt.« Gestärkt von der Berührung des Fells griff er nach ihrem mageren Arm. Er preßte seine kräftigen Finger um das dürre Handgelenk und fühlte, wie die spröden Knochen übereinanderglitten. Ihr gräßlicher Schrei stachelte ihn nur noch weiter an. Die Knochen krachten und knackten. Gebrochener Zweig schrie in höchster Qual.
    Endlich ließ er sie los. Wie ein wimmerndes Häufchen Elend fiel sie vor seinen Füßen zu Boden. Kalte Macht strahlte von ihm aus. Sein leidenschaftlicher Blick wanderte von einem entsetzten Gesicht zum nächsten.
    Niemand hielt diesem Blick stand. Alle wichen kopfschüttelnd und verängstigt zurück.
    Er setzte sich und achtete sorgsam darauf, seinen verletzten Arm zu schonen. »Behandelt ihr so den Besitzer des Weißen Fells? Heißt ihr so einen Helden willkommen? Bringt mir Essen. Heiße Leber, dicke, fette Fleischstücke. Sofort! Oder die Alte stirbt.«
    Grünes Wasser trat aus der Menge heraus. Sie beachtete ihn überhaupt nicht, sondern eilte sofort zu Gebrochener Zweig und versuchte ihr aufzuhelfen.
    »Ich habe nicht gesagt, daß sie gehen kann.« Eiskalt sah Rabenjäger die junge Frau an.
    »Und ich habe dich nicht gefragt.« Grünes Wasser starrte ihn an. In ihren Augen lag eine unglaubliche Kraft, die ihm an ihr noch nie zuvor aufgefallen war.
    Rasch trat er neben Grünes Wasser und stieß sie mit einem Fußtritt beiseite.
    Grünes Wasser verlor das Gleichgewicht, fing sich aber im letzten Moment mit den Händen. Ihre Augen funkelten hart wie Granit. Ihre Kiefer mahlten vor unterdrückter Wut. Hochaufgerichtet stellte sie sich vor ihm auf.
    Ich habe noch nie bemerkt, wie attraktiv sie ist. Vielleicht sollte ich mir von ihr das Weiße Fell anwärmen lassen, bis Tanzende Füchsin kommt. Er kicherte.
    Wie lange war es eigentlich her, daß er eine gute Frau gehabt hatte?
    Er bückte sich und zog Gebrochener Zweig näher zu sich heran. Stöhnend hielt die alte Frau den gebrochenen Arm. Er ließ Grünes Wasser nicht aus den Augen.
    »Setz dich«, befahl er der jungen Frau und zeigte neben sich auf den Boden. Sie schüttelte den Kopf, da packte er mit grobem Griff die alte Frau am Genick. Grünes Wasser erstarrte.
    »Setz dich«, wiederholte Rabenjäger mit sanfter Stimme.
    »Tu es nicht!« wütete Gebrochener Zweig und spuckte und trat nach Rabenjäger. »Dein Kopf ist aufgeblasen wie eine Walroßblase. Wie kommst du darauf, daß wir uns einem Narren wie dir unterwerfen?«
    Mit einer lässigen Handbewegung schleuderte er sie zur Seite. Dann beugte er sich vor und glotzte in ihr vom Alter gezeichnetes Gesicht. »Du hast gar keine andere Wahl«, sagte er und zeigte ihr das Fell.
    Erneut wandte er sich an Grünes Wasser. »Ich sagte, du sollst dich setzen!«
    Grünes Wasser sah ihm unverwandt in die Augen. Sie ließ sich nieder, beobachtete ihn aber unentwegt.
    Zwei junge Mädchen stellten einen mit Fleisch gefüllten Kochsack vor ihn hin und zogen sich schleunigst wieder in die Dunkelheit zurück. Selbstgefällig blickte Rabenjäger über die schweigende Menge, setzte sich gemütlich hin und begann langsam, aber mit Appetit zu essen. Er wußte, wie vorsichtig man einen ausgehungerten Magen füllen mußte.
    »Wo ist mein Bruder?« Er sah auf. Speichel lief ihm über das Kinn. Er genoß den Geschmack des frischen Fleisches. Die Kraft, die er so lange Zeit nur aus dem Weißen Fell gesogen hatte, kehrte endlich auch in seinen Magen zurück.
    Mit ausdruckslosem Gesicht antwortete Hüpfender Hase: »Er ist dort draußen, irgendwo im Dunkeln.
    Der der schreit ging ihn holen.«
    Rabenjäger legte den Kopf schief. »Draußen im Dunkeln?« Er lachte schallend. »Mein idiotischer Bruder treibt sich im Dunkeln herum, wenn sein Meister kommt, um das Volk in ein neues Land zu

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