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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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streckte die vielen Beine aus und begann in den Farben des Regenbogens ein Netz über alle Himmel zu spinnen, in dem sich die Tautropfen der Sterne fingen.
    Mit einem Schlag war Eisfeuer hellwach. Nichts als undurchdringliche Dunkelheit umgab ihn. Er stöhnte, seine Beine waren während des langen Sitzens eingeschlafen. Keuchend erhob er sich und massierte sie, um die Durchblutung anzuregen.
    Er blickte durch den schneeverhangenen Himmel zu den Sternen hinauf und erkannte die Gestalt der Spinne, die, abwartend und beobachtend, in ihrem Netz saß.
    »Dann ist es abgemacht«, flüsterte er, noch immer unter dem Eindruck der Vision stehend. Ein ungewohnter Schmerz wütete in seinem Herzen. »Einen Sohn für einen Sohn?« Die tiefen Falten eines längst überwunden geglaubten Kummers gruben sich um seinen Mund. »Ich habe keinen Sohn.
    Großes Geheimnis? Spielst du erneut mit mir? Wirfst du mich schon bald wieder achtlos beiseite wie eine Puppe aus Fischgräten? Gibt es denn keinen anderen Menschen, den du mit Leid überhäufen kannst?«
    Mühsam kletterte Eisfeuer über die Steine. Langsam humpelte er den Abhang hinunter zu den in der Ebene verstreut liegenden kegelförmigen Behausungen aus Mammutfell.
    Weit unten im Süden blinzelte Der im Licht läuft mit den froststarren Wimpern und wunderte sich, was er mit dem merkwürdigen Ältesten der Anderen zu schaffen hatte, dem Mann, mit dem er in seinem Traum so unbekümmert gesprochen hatte.
    Wie kamen ihm nur diese Worte in den Sinn? Was bedeuteten sie? Niemals würde er so respektlos mit einem Älteren sprechen. Zwischen seinen Augenbrauen erschien eine steile Falte. Und was sollte dieser Handel mit Menschen mit Söhnen?
    Verwirrt fand er in die Wirklichkeit zurück. Einen Augenblick lang wußte er nicht, wo er sich befand.
    Doch dann erinnerte er sich an die Jagd. Sich vorsichtshalber vergewissernd, daß diese Jagd nicht etwa auch nur ein Traum gewesen war, streckte er die Hand aus. Beruhigt streichelte er das Wolfsfell.
    So viele Träume. Ängstlich starrte er in die undurchdringliche Dunkelheit. »Ich gehe mit dir nach Süden, Wolf. Aber du, Mann der Anderen, wer bist du? Warum suchtest du mich? Wie kann ich, Der im Licht läuft, dir einen Sohn zum Tausch anbieten?«

KAPITEL 3
    Tanzende Füchsin zog die letzten Lederfetzen eng um das tote Baby von Lachendem Sonnenschein und bedeckte damit das winzige fahle Gesicht. Sie war eine schöne Frau mit einem ovalen Gesicht, hohen Backenknochen und glänzenden schwarzen Augen, groß und rund wie die einer Eule. In einer Mischung aus Zorn und Kummer mahlte sie mit den Zähnen. Es wollte ihr einfach nicht gelingen, eine aus Knochen gefertigte Ahle durch das harte, gefrorene Leder zu stechen.
    »Verflucht du …«
    »Was?« fragte Lachender Sonnenschein zutiefst erschüttert.
    »Ich sprach mit dem Leder. Es ist so steifgefroren, daß ich die Eiskristalle knirschen höre, wenn ich mit der Ahle hineinsteche.«
    »Beeil dich«, bat Lachender Sonnenschein. »Ich halte das nicht mehr aus.«
    Tanzende Füchsin legte das Baby auf ihren Schoß, schob eine Hand in den Ärmel ihres Mantels und benutzte die Fellstulpe als schützendes Polster für die Faust, um mit Gewalt die Ahle durch das Leder stoßen zu können. Mit einem dumpfen Knacken gab die gegerbte Haut nach. Sie nahm die Ahle zwischen die Zähne, fädelte die letzte Sehne durch das Loch und zog sie fest. Das winzige Gesicht des Babys war für immer in dem Ledersack verschwunden.
    So viele Tote. Wird die Lange Finsternis unser aller Seelen essen? Haben Licht und Leben die Welt verlassen?
    Sie strich über ihren ausgemergelten Leib. Ängstlich fragte sie sich, ob Krähenrufers Samen in ihrem Schoß aufgegangen war. Seit zwei Monden war ihre Blutung ausgeblieben aber daran war auch oft der Hunger schuld.
    Ihr gegenüber saß wehklagend Lachender Sonnenschein. Sie wippte auf den Fersen vor und zurück.
    Das Leid verzerrte ihr dreieckiges Gesicht. Mit einem Steinsplitter schnitt sie sich in die Haut der eingefallenen Wangen, bis das Blut über ihr Gesicht strömte. Anschließend säbelte sie sich mit der scharfen Kante die Haare ab. Sie reichten ihr nun gerade noch auf den Pelzkragen. Die langen schwarzen Strähnen ließ sie achtlos auf den gefrorenen, schmutzigen Boden fallen.
    »Sonnenschein?« Tanzende Füchsin sprach sie mit sanfter Stimme an. Das Bild des blau angelaufenen toten Babys, dessen Gesichtsfarbe an den Rauch eines Tranfeuers an einem kalten Morgen erinnerte, verfolgte

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