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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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die beschwörende Stimme ihres Mannes:
    »Hört nicht auf dieses Kind! Das Mammut lebt dort drüben… genau im Norden! Ich sah unsere Jäger bei den Herden. Tief drangen ihre Speere in die brüllenden Kälber. Die Mütter liefen mit erhobenem Rüssel davon. Aber wir sind schlau und listig! Die Kälber zappeln im tiefen Schnee, ihr Blut tränkt unsere Speere. Die Herde ergreift die Flucht. Unser Weg führt nach Norden!«
    »Lügner!« erhob sich Gebrochener Zweigs wütende Stimme. »Nichts hast du gesehen. Du hast dir diese Geschichte gerade eben ausgedacht. Deine Augen zeigen keinen Traum.«
    Tanzende Füchsin krümmte sich zusammen. Das Geräusch eines scharfen Schlags hallte durch die plötzliche Stille. Sie hüllte sich in Krähenrufers Decken und zog sie über den Kopf, um dieses klatschende Geräusch von Fleisch auf Fleisch nicht länger mit anhören zu müssen. Eine ohnmächtige Wut ergriff von ihr Besitz. Ihr Magen rebellierte, und sie übergab sich.
    Sie fürchtete um das Leben der alten Frau und um ihr eigenes, denn auch sie hatte Krähenrufer die Stirn geboten. Er würde es ihr in der Nacht heimzahlen, das wußte sie. Sie rollte sich zusammen.
    Bei dem Gedanken an die Qualen, die er sie würde erleiden lassen, stöhnte sie leise auf.
    Wieder hob Krähenrufer die Hand und schlug Gebrochener Zweig. Die alte Frau ließ sich fallen und murmelte undeutliche Worte vor sich hin. Sie kroch hinaus ins Freie. Rosarote und orangefarbene Streifen färbten den grauen Himmel.
    »Laß sie in Ruhe«, befahl Der im Licht läuft mit fester Stimme. Deutlich stand das Bild von Tanzende Füchsins entsetztem Gesicht vor seinen Augen. Die Kraft des Wolfes strömte reich und stolz durch seine Adern. Aus den Tiefen seiner Seele stieg unbändiger Haß auf diesen alten Mann, der sein Volk peinigte.
    »Nanu? Worte der Tapferkeit aus dem Munde meines Bruders?« Rabenjäger verschränkte in Erwartung der kommenden Auseinandersetzung genüßlich die Arme vor der Brust.
    »Du wagst es, den Frieden des Volkes zu stören?« verhöhnte Krähenrufer seinen Herausforderer.
    »Du? Du drohst mir?«
    »Es herrscht kein Frieden, wenn eine alte Frau leidet. Du selbst hast ihn zerstört.«
    »Und das wagst du, mir ins Gesicht zu sagen?« Krähenrufer richtete sich kerzengerade auf und warf sich in die Brust. »Mir gebührt das Recht zu bestrafen, während du …«
    »Dieses Recht gebührt niemandem. Nicht einmal …«
    »Ich töte dich, Junge. Meine Macht ist unendlich groß!« Ein Grinsen verzerrte das aschgraue Gesicht des alten Mannes und enthüllte gelbe, schadhafte Zähne. Er hockte sich nieder. Ein magerer Arm fuhr aus seinem Mantelärmel und malte magische Zeichen in die Luft.
    Der im Licht läuft atmete tief durch und beschäftigte sich angelegentlich mit seinen Speerspitzen.
    »Der Wolf schützt mich. Ich habe keine Angst vor dir.« Aber im Innersten fürchtete er sich doch. Zu oft war er Zeuge der Macht des alten Zauberers geworden. Er hatte mit eigenen Augen gesehen, was dieser Mann anrichten konnte. Lautlos betete er zu dem Wolf und bat ihn um Mut.
    Undeutlich nahm er Geflüster wahr, hörte sich entfernende Schritte im knirschenden Schnee und bemerkte, daß sich die anderen respektvoll zurückgezogen hatten. Niemand wollte in die Auseinandersetzung der beiden Schamanen verwickelt werden. Die beiden standen einander nun allein gegenüber. Knisternde Spannung lag in der Luft.
    »In vier Wochen«, sang Krähenrufer mit monotoner Stimme, den Kopf weit in den Nacken geworfen, »schmerzt dein Magen. Dein Innerstes stülpt sich nach außen …« Die folgenden Worte waren nicht zu verstehen. Der alte Mann hob die Arme, seine zitternde Stimme stieg zum Himmel empor, und er bewegte sich in einem merkwürdig hüpfenden Tanz.
    Der im Licht läuft kniff fest die Augen zusammen. Krähenrufers Zauberkräfte bedrängten seine Seele.
    »Der Wolf schützt mich«, bekräftigte er wieder und wieder. Doch sein Herz hämmerte. »Er läßt mich nicht sterben, bevor ich nicht im Land hinter dem Großen Eis angekommen bin.« Er berührte die aus Wolfsblut skizzierte Zeichnung auf seiner Stirn. »Der Wolf führt mich nach Süden in Sonnenvaters Land. Ich folge dem Wolfstraum.«
    Krähenrufers Einfluß auf ihn ließ nach. Der im Licht läuft öffnete die Augen und blickte lächelnd auf den tanzenden alten Schamanen.
    Ein ehrfurchtsvoller Aufschrei angesichts seiner Standhaftigkeit erklang hinter ihm. Gebrochener Zweig faßte mit den Händen an ihre Zehen und

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