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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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seiner Mutter hatte ihn fast umgebracht. Nur das Wissen um seine Macht hatte ihn die ersten schweren Tage bei Verstand gehalten. Aber niemand hatte seine Macht und seine überragenden Fähigkeiten erkannt. Niemand, außer seiner Mutter und Roter Hornstein.
    Als er dem Volk von Verunreinigung und notwendiger Läuterung zu predigen begann, verspotteten ihn die Männer und Frauen. Doch dann starb Hornmark, die Trockenheit wurde immer schlimmer, und sie hörten ihm aufmerksamer zu. Die jungen Männer begannen beifällig zu nicken, als er ihnen sagte, die Frauen würden die Geister erzürnen. Einer nach dem anderen merkte, wie recht er hatte. Sagte er Schwierigkeiten voraus, trat der Ärger tatsächlich ein. Alles, was er prophezeite, erwies sich als richtig. Der Große Büffel im Himmel hatte seine Kinder fortgeschickt. Der Regenmann tanzte keine Nachmittagsschauer mehr aus den Wolken. Die Anit'ah ließen sich nicht aufhalten. Das Volk erstickte an der eigenen Verunreinigung.
    Nun trug die Erziehung seiner Mutter endlich Früchte. Er hatte Salbeiwurzels Augen gestern abend gesehen. Von Zweifeln zerfressen, befand sie sich am Rande des Zusammenbruchs. Und dann dieses unbeschreibliche Glück, daß sich Tanzende Hirschkuh in Langläufers Speer geworfen hatte. Bis zu ihrem Selbstmord fürchtete er, Salbeiwurzel könne seinen Machenschaften trotz der durch den Stechapfel verursachten Halluzinationen Widerstand leisten. Heimlich beobachtete er sie. Er sah, wie ihr Gesicht aschfahl wurde und sie das Bündel herunterriß. An das Menstruationskissen aus dem Blutungszelt der Frauen war er durch Zufall herangekommen. Müßig fragte er sich, wem es wohl gehört haben mochte. Eine Windbö hatte es herausgeweht, er fand es und hob es auf. Natürlich benutzte er dazu Stöcke, um sich nicht zu verunreinigen. Schon der Gedanke an die monatliche Blutung einer Frau widerte ihn an. Er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, daß seine Mutter jemals an dieser Stelle geblutet hätte - aber schließlich war sie eine einmalige Frau gewesen.
    Roter Hornstein rührte sich unter ihren Decken und streckte einen Arm unter den Fellen hervor. Einen Augenblick lang starrte er sie an. Wie recht seine Mutter gehabt hatte, diese Frau für ihn zu wählen.
    Im Geiste formulierte er die Ansprache, die er an Salbeiwurzels Leiche halten würde. Er würde ihnen sagen, die Große Antilope im Himmel vollführe einen Freudentanz über den ganzen Himmel, weil das Volk die Verunreinigung ausgemerzt habe. Die Leute hörten stets aufmerksam zu, wenn er ihnen Geschichten über seine Träume erzählte. Einen Großteil seiner Zeit verbrachte er damit, sich diese Geschichten auszudenken. Wenn die Tage zunehmend langweiliger wurden, stieg er auf die Hügel, setzte sich gemütlich hin, beobachtete den Himmel und überlegte sich neue Geschichten, die er ihnen erzählen konnte. Stück für Stück war er in seine Rolle hineingewachsen. Inzwischen konnte er diesen geistesabwesenden Blick, wann immer er wollte, zustande bringen. Er wußte genau, in welchem Tonfall er sprechen mußte. Sie hörten zu, mit gesenkten Augen, und nahmen seine Worte als absolute Wahrheit auf.
    Nur noch die Alten spotteten. Doch je schlimmer die Dürre wurde, je scheuer sich die Tiere gebärdeten, um so aufmerksamer hörten die Leute ihm zu. Die jungen Jäger begannen bereits, ihre Frauen zu beschimpfen und sie von den Versammlungen des Rates auszuschließen. Den meisten Frauen war inzwischen der ihnen gebührende Platz zugewiesen worden.
    Manche, wie Hungriger Bulle, beachteten ihn noch immer nicht -aber Hungriger Bulle würde dazulernen müssen. Eine leichte Gänsehaut lief über Schwerer Bibers Rücken. Welch ein Glück, daß sich dieser hitzköpfige junge Mann auf einer ausgedehnten Jagd befand. Ein Hindernis weniger - ganz zu schweigen von der Angst vor einem Speer im Rücken. Nicht auszudenken, wie Hungriger Bulle reagiert hätte, als er seine Frau mit einem Fluch belegte. Nun würde er bei seiner Heimkehr ein leeres Zelt vorfinden. Alles wäre bereits vorbei.
    Und wenn Salbeiwurzel sich in einem letzten Widerstandsversuch auflehnen würde? Schwerer Biber lachte in sich hinein. Er besaß noch einen Stechapfel, noch eine dieser Zauberpflanzen, die ihm der Händler Drei Rasseln verschafft hatte.
    »Eine phantastische Sache«, hatte dieser gesagt. »Wächst in den fernen südlichen Wüsten westlich der hohen Berge. Die Blätter sind dunkelgrün, im Sommer wächst daraus eine große

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