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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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gekommen, Feuertänzer. Hilf mir! HILF MIR!« Die Stimme donnerte in seinem Schädel, zerschmetterte den Traum in splitternde Fragmente, sprengte seinen Geist, wie der Blitz einen bröckelnden Sandstein in Tausende von Teilen zerplatzen läßt.
    Voller Angst schrie Kleiner Tänzer auf und und kämpfte sich aus seinen Decken. Sein Magen rebellierte. Er mußte sich entsetzlich übergeben und versuchte, tief durchzuatmen, um gegen den Übelkeit erregenden Geschmack in Mund und Nase anzukämpfen. Wieder zuckte sein Magen unter heftigen Krämpfen zusammen.
    Fest schlang er die Arme um seinen Oberkörper. Ein rasendes Schwindelgefühl ergriff ihn, ließ ihn glauben, die Weite bräche auseinander. Benommen stützte er sich auf einer Hand ab, mit der anderen umklammerte er seine wunde Kehle.
    »Was ist los?«
    Undeutlich drang Reizende Wapitis Stimme durch das laute Dröhnen in seinen Ohren.
    Endlich bekamen seinen stechenden Lungen wieder Luft. Bei dem Geruch seines Erbrochenen würgte er erneut. Sein Körper verfiel in krampfhafte Zuckungen.
    Irgendein Teil seines außer Kontrolle geratenen Geistes erkannte das Geräusch von Reizende Wapitis Scharren, als sie die Asche schürte und das Feuer mit zerkleinerter Rinde und Zunder wieder zum Leben erweckte. Das erste Aufflackern der Flammen schnitt ihm unerwartet plötzlich und schmerzhaft in die empfindlichen Augen.
    »Kleiner Tänzer?«
    Sie legte ihm den Arm um die Schultern, hielt ihn fest, ihn wärmend und seinen zitternden Körper besänftigend. »Kalt«, flüsterte er, »so kalt.« Das Gewicht ihres auf seinen Schultern ruhenden Armes ließ ihn fast zusammenbrechen. Beinahe wäre er in das Erbrochene auf dem Boden gestürzt. Seit damals, als er fast erfroren wäre, hatte er keine so durchdringende Eiseskälte mehr empfunden. Ihm war, als bliese der Winterwind direkt durch seine ausgehöhlte Seele hindurch.
    »Du bist schrecklich heiß«, sagte Reizende Wapiti besorgt. »Fieber. Kleiner Tänzer, du hast…«
    »Nein, kein Fieber«, brachte er zwischen klappernden Zähnen heraus. »Macht. Das Wolfsbündel.«
    Kopfschüttelnd versuchte er, gegen die ihn quälenden Schauder anzukämpfen. »Das letztemal hatte ich dieses Gefühl als… das Wolfsbündel…«
    »Still. Sprich nicht weiter.«
    »Es ruft. Ich hörte es rufen, die Worte sind in meinem Geist eingebrannt. 'Hilf mir', rief es.«
    Ihre Unterlippe begann zu zittern. Ihre Augen glitzerten, als müsse sie gleich anfangen zu weinen.
    »Nein«, flüsterte sie entsetzt. »Nein.«
    Er brachte es fertig zu schlucken. Beinahe mußte er sich wieder übergeben, sein leerer Magen hatte sich noch immer nicht beruhigt.
    »Komm, komm wieder ins Bett. Du mußt dich unter die Decken legen.
    Du holst dir sonst eine Erkältung… Wir sprechen morgen darüber.«
    Er ließ sich auf das Bett helfen. Das fortwährende Zittern seines Körpers entzog ihm jegliche Kraft zum Widerstand. »Heilige Bündel können sterben, das weißt du. Man kann sie töten wie einen Menschen. Tot… kalt…«
    »Still jetzt. Schlaf.«
    Er blinzelte. Ihm war, als ob er die Augen unter Wasser geöffnet hätte und in die verschwommen schimmernde Welt über dem Wasserspiegel hinaufblicken würde.
    Reizende Wapiti hastete geschäftig hin und her, wischte das Erbrochene auf, trug es hinaus in die Nacht und warf es weg.
    Erst als sie sich wieder neben ihn legte und ihren von der Kälte der Nacht ausgekühlten Körper an den seinen preßte, konnte er sich ein wenig entspannen. Sie schmiegte sich eng an ihn, das reale Gefühl ihres festen Fleisches beschwichtigte ihn.
    Kleiner Tänzer, dessen rasendes Herz sich zu beruhigen begann, sah hinüber zu den Türhäuten.
    Verblüfft erblickte er vor dem Hintergrund des zwischen den nicht vollständig zugezogenen Türbehängen silbrig leuchtenden Sternennetzes die unverwechselbare Silhouette. Der Wolf starrte ihn an.
    Selbst durch die Dunkelheit fühlte er, wie sich der Blick der gelben Augen in die seinen brannte.
    »Das Wolfsbündel«, flüsterte er unglücklich. »Es rief mich.«
    Weißes Kalb schrie auf und erwachte schlagartig. Sie versuchte, den Atem anzuhalten, trotzdem würgte es sie. Ihr Herz raste, ihre zitternden Glieder gebärdeten sich, als hätten sie einen anstrengenden Gewaltmarsch hinter sich. Die Übelkeit löste Magenkrämpfe aus. Ihr Kopf schmerzte, als hätte ihn eine Steinaxt gespalten.
    Was war passiert? Ein Traum? Sie hatte das Gefühl, als hätte sie einen Schlag in den Magen bekommen - und das Zittern

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