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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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noch immer zögernde Frau zum Feuer und zeigte ihr, wie sie sich über das Feuer lehnen sollte. Anschließend warf sie feuchten Salbei in die Flammen, die Dampfwolken stiegen in schwadenartigen Säulen empor.
    »Ich starrte auf die Spirale und dachte an all das, was sie symbolisiert, daran, wie sich das Leben zu einem Kreis vollendet, wie eins zum andern führt, miteinander verbunden, jedoch immer voneinander getrennt.« Sie kaute auf der Unterlippe und beobachtete, wie die junge Frau die Augen schloß, als der warme Dampf sie einhüllte.
    »Verstehst du, wo du nun stehst, stand auch ich einmal. Wie du das Blut eines anderen, der dir Unrecht zugefügt hat, an deiner Hand hast, so war es bei mir. Vielleicht ist das der Weg der Spirale, hmm?
    Vielleicht begreifen wir die großzügige Gabe des Lebens erst, wenn sich uns seine Zerbrechlichkeit und sein Leid offenbart.«
    Die junge Frau öffnete die Augen und starrte auf die Spirale. »Ich bin keine Hexe.« Und urplötzlich wurde ihr die Bedeutung der Spirale bewußt: Anfang und Ende.
    »Ich auch nicht«, entgegnete Weißes Kalb seufzend. Ja, darum war sie in dieser Nacht aufgewacht. Ein Übergang fand statt. »Von nun an bist du die Mutter des Volkes, auch wenn dir das noch nicht bewußt ist. Seltsam, als ich zu Sechs Zähne kam, wollte ich bleiben und mich reinigen. Ich hatte nur einen Grabestock aus Wildkirschenholz bei mir.«
    »Und was hast du mit deinem Grabestock gemacht, alte Frau?«
    Weißes Kalb kicherte. »Er lehnt da drüben an der Wand. Inzwischen benutze ich ihn als Gehstock.«
    »Aus Kriegsspeeren wird kein Gehstock.«
    »Nein, vermutlich hast du recht. Aber die Macht wählt nach ihren jeweiligen Bedürfnissen aus. Als die Macht mich rief, benötigte sie einen Traum. Mit dir - nun, die Speere sprechen für sich selbst.« Weißes Kalb starrte in leidenschaftliche Augen. Sie hielt dem brennenden Blick stand und fühlte, wie sich ihre Macht mit der dieser unbeugsamen Frau vereinte. »Ein Träumer kommt, Tangara.«
    »Woher weißt du meinen Namen?«
    »Ich weiß vieles. Hör zu. Ein Träumer kommt. Er kommt, um Frieden zwischen dem Kleine-Büffel-Volk und dem Rothand-Volk herbeizuführen.
    Ich kann nicht alles sehen; diese Macht besitze ich nicht, sosehr ich sie mir auch wünschte. Ich hatte sie nie, verstehst du. Oh, beachte mich gar nicht. Ich habe wieder einmal mit mir selbst gesprochen.
    Du mußt dich um das Rothand-Volk kümmern. Ich kann dir nicht sagen, was du machen mußt, aber die Leute werden auf dich hören.
    Du wiederum mußt auf den Träumer hören.«
    »Ich bin mir im Augenblick gar nicht sicher, ob ich überhaupt je wieder auf einen Mann höre. Nicht nach allem, was…«
    »Er ist nicht irgendein Mann.« Weißes Kalb massierte die eiskalte Haut der jungen Frau und umging dabei die Verletzungen. Tangaras Durchblutung mußte angeregt werden. »Du wärst gar nicht so weit gekommen, wenn nicht etwas tief in deinem Innern dich getrieben hätte. Irgendeine Kraft, die in deinem Blut fließt.«
    Weißes Kalb bemerkte das Aufleuchten in Tangaras Augen, das leichte Beben der Lippen. »Mag sein.«
    »Mag sein, vielleicht auch nicht. Dies ist ein Zeitalter der Kraft und Stärke. Was wiederum nicht bedeutet, daß es ein Zeitalter der Dummheit ist - trotz allem, was Blutbär allen glauben machen möchte.«
    »Er ist ein großer Krieger.«
    »Er ist ein Dummkopf!«
    »So? Ich habe ihn töten sehen. Ich habe die Körper der Toten gesehen, die er …«
    »Er hat das Wolfsbündel so weit getrieben, daß es das Rothand-Volk verlassen hat! Warum glaubst du stecken wir in so großen Schwierigkeiten? Warum glaubst du bist du dort draußen vergewaltigt worden? Warum streift das Kleine-Büffel-Volk in den Bergen herum und erobert das Land des Rothand-Volkes? Warum verändert sich die Spirale?«
    Die schwarzen Augen Tangaras schleuderten Blitze. »Wovon sprichst du? Das Wolfsbündel ist überall, wo Blutbär ist.«
    »Und wie sieht es aus, hmm? Sag es mir, Tangara. Was sieht man in diesen Tagen in Blutbärs Augen? Sieht man den Blick eines Mannes, der mit sich selbst im reinen ist? Oder den eines Mannes, der in eine Verzweiflung getrieben wird, die er nicht versteht?«
    Sie runzelte die Stirn und stöhnte. Durch die Bewegung brannten die Abschürfungen in ihrem Gesicht.
    »Die meiste Zeit verbringt er damit, seinen kleinen Finger zu reiben. Er sieht besorgt aus. Aber das liegt daran, daß das Kleine-Büffel-Volk…«
    »Das liegt daran, daß er sterben wird.«
    Tangara

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