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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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entstand.
    »Gestutzte Feder«, flüsterte sie zärtlich. »Du warst Balsam für meine Seele.« Sie beugte sich vor und legte noch etwas feuchten Salbei auf das Feuer. Tief inhalierte sie den dampfenden Wohlgeruch und atmete langsam aus, um ihre Lungen zu reinigen.
    »So ist der Kreis also fast geschlossen. Sieh dich an, Weißes Kalb. Sieh, was am Ende deines langen Lebens aus dir geworden ist.« Sie versuchte, die Dinge in das richtige Verhältnis zu rücken. Welchen Sinn konnte eine alte Träumerin in ihrem Leben finden? Die Kinder, die sie geboren, die Träume, die sie geträumt, die Lektionen, die sie gelehrt hatte? Was machte ihr Leben lebenswert? Die Empfindungen? Die Gedanken? Die Handlungen?
    Sie hob die Hände zur Spirale hinauf und lehnte sich über das Feuer. Brennend fühlte sie die Hitze auf ihren Oberschenkeln.
    Angeregt von der pulsierenden Hitze und dem reinigenden Salbei, wallte das Feuer der Begierde in ihr auf.
    Sie gab sich diesem Vergnügen hin, starrte unentwegt auf die Spirale und schloß die Augen, sah sie im Geiste vor sich. Kreise über Kreise, einer in den anderen führend, sich niemals berührend.
    Leben, wundersames Leben.
    Das Geräusch der sich teilenden Türfelle schreckte sie nicht auf. Noch einmal atmete sie tief den Salbeigeruch ein und wieder aus. Sie schluckte und öffnete die Augen, verlor sich für einen Augenblick wieder in der Spirale. Erst dann wandte sie sich um.
    Das Mädchen starrte sie aus weit aufgerissenen Augen angstvoll an.
    Auch sie war nackt. In der Hand hielt sie einen Atlatl mit wurfbereit eingelegtem Speer. Ihrem blutbesudelten, mit Prellungen übersäten Körper war übel mitgespielt worden. Zitternd vor Kälte stand sie da. Die Beine waren zerkratzt, die mißhandelten Brüste hoben und senkten sich unter ihren keuchenden Atemzügen. Ihr straffer, muskulöser Bauch ließ darauf schließen, daß ihre Hüften noch nie die Last eines Kindes getragen hatten.
    Weißes Kalb richtete ihre Aufmerksamkeit auf das Gesicht des Mädchens. Hinter dem Entsetzen und der Angst in ihren schwarzen, wie die eines Pumaweibchens blitzenden Augen lag die Kraft einer ungeheuren Wut. Ihre schönen Wangenknochen betonten die gerade Nase. Über herrlich geschwungenen Augenbrauen erhob sich eine hohe klare Stirn. Das Kinn war kräftig. Allerdings war ihre Unterlippe derart angeschwollen, daß ihr Mund jegliche Proportion verloren hatte.
    »Komm näher, Kind.« Weißes Kalb trat einen Schritt vom Feuer zurück holte noch ein paar Scheite Feuerholz und legte sie auf die Kohlen.
    »Komm her, komm und wärme dich. Du siehst aus, als könntest du ein bißchen Wärme brauchen.«
    Schüchtern trat die junge Frau näher. Mißtrauisch beäugte sie die alte Frau. »Warum bist du auf…
    warum schläfst du nicht um diese Zeit?«
    Weißes Kalb lachte trocken. Sie betrachtete das mißhandelte Fleisch, die Streifen auf der Innenseite der Mädchenschenkel.
    »Vielleicht sind heute nacht mehr Menschen auf den Beinen, als du auch nur ahnst. Vielleicht habe ich dich erwartet.« Ja, die Spirale hat sich gedreht. Das Ende naht.
    Die junge Frau straffte sich und duckte sich leicht, als setze sie zum Sprung an. Der argwöhnische, gehetzte Blick beherrschte wieder ihre Augen.
    »Ach, nun komm schon. Du bist nicht in Gefahr. Heute nacht wirkt eine Macht.« Sie deutete auf die Spirale. »Diese Nacht bedeutet das Ende vieler Dinge - und den Beginn vieler anderer. Es ist eine Nacht des Wandels … die Mächte verlagern sich. Du bist ohnehin nicht in der Verfassung, noch weiter fliehen zu können, deshalb kannst du dich ebensogut entspannen und für diese Nacht hier Zuflucht suchen.«
    Sie streckte die Hand aus und griff nach der eiskalten Hand der jungen Frau. Das Blut auf dieser Hand stammte nicht von ihr. Hatte sie aus Vergeltung getötet? Die Speere, die sie bei sich trug, gehörten einem Jäger des Kleine-Büffel-Volkes und sie gehörte offensichtlich zum Rothand-Volk. Man hatte sie also vergewaltigt.
    »Komm, stell dich über das Feuer. Genauso, wie du es eben bei mir gesehen hast.«
    »Du bist Weißes Kalb - die Hexe?«
    »Wer nennt mich eine Hexe? Ah, Blutbär. Natürlich. Armer Narr.«
    »Warum soll ich mich über das Feuer beugen?«
    »Weil da eine Windung der Spirale ist.« Sie deutete auf die Felswand. »Gerade als du kamst, stand ich in der Hitze, badete im Dampf des Salbeis und stellte mir Fragen über das Leben. Ich dachte darüber nach, wer ich gewesen bin und was ich getan habe.«
    Sie führte die

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