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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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achtend, daß das Wolfsbündel ganz oben lag und nicht von einer Last zerdrückt wurde. Angst erfaßte ihn. Wie hatte Blutbär nur so ein Narr sein können?
    Mit einer aus seinem Beutel entnommenen scharfen Steinklinge watete Feuertänzer in den Morast, der die Sickerstelle der Quelle umgab. Für die Seele der Pflanzen singend, schnitt er mit der scharfen Klinge einige Weidenstämmchen ab. Er patschte aus dem Sumpf, entfernte die Blätter, trieb die angespitzten Enden der Weiden in den weichen Boden und krümmte sie in weite Bogen kreuzweise von Ost nach West und Nord nach Süd. Die Bogen band er in der Mitte zusammen, um so ein stabiles Gerüst für die Häute zu erhalten, die die niedrige Kuppel abdecken sollten.
    Anschließend rollte er die dünnen Häute aus und legte sie so über den Weidenbogen, daß das Innere des Zeltes hermetisch abgeschlossen war. Er sammelte etliche der unten am Hang liegenden Bruchsteine und schnitt weitere Weiden zur Herstellung von Herdstöcken, mit denen er die heißen Steine anfassen konnte. Dann holte er Feuerstöcke aus seinem Gepäck und drehte sie so rasch und geschickt, daß bald kleine Flammen emporzüngelten. Diese Flammen nährte er, bis er Kohlen auf das prasselnde Feuer legen konnte.
    Nun häufte er die Steine zum Erhitzen auf die Kohlen.
    Der Wolf saß aufmerksam dabei. Er hatte den Schwanz um die Beine gerollt und beobachtete die Szene.
    »Wir haben nichts gegessen«, erinnerte Zwei Rauchwolken.
    »Seit Tagen nicht.« Feuertänzer lächelte. Beim Anblick von Weißes Kalbs Leiche war ihm jeglicher Appetit vergangen. Soviel war geschehen. So wenig Zeit blieb - und so viele Zweifel.
    Ehrfurchtsvoll hob er das Wolfsbündel auf und legte es an einen sicheren Ort. Er kippte den Inhalt seiner Trage auf den Boden, patschte wieder durch den Morast und füllte einen Beutel mit Wasser. Er hängte den Beutel an einen Dreifuß aus Espenholz, den er in die Schwitzhütte stellte.
    Schließlich hob er die Hände zur untergehenden Sonne und zog sich aus. Zwei Rauchwolken erhob sich und warf sein Berdachenkleid ab.
    Auch er hob die Hände, schloß die Augen und sprach ein Gebet.
    Mit Hilfe der Stöcke trug Feuertänzer die heißen Steine in das Schwitzzelt. Gebückt trat Zwei Rauchwolken durch den Eingang, sorgsam auf die Schonung seines kranken Beins bedacht. Nachdem er die Häute vor die Öffnung gezogen hatte, wurde es im Innern der Hütte stockdunkel.
    »Wir müssen uns reinigen. Jede Spur eines Makels muß aus unseren Gedanken und Körpern entfernt werden.« Nach diesen Worten sang Feuertänzer zur Macht des Wolfsbündels, zu den Geistern von Erde und Luft und Wasser. Am Ende seines Gebets goß er aus dem Beutel Wasser auf die Steine.
    Zischend stiegen Dampfschwaden auf und erfüllten das Zelt mit feuchter Wärme.
    Wie aus weiter Entfernung horte er Reizende Wapiti rufen. Entsetzt verbannte er den Ruf und zwang sich, zu vergessen. Der alte Kampf begann von neuem. Vertraute Bilder, Geräusche und Erinnerungen drängten heran und blockierten sein Gehirn. Er begann zu schwitzen.
    Sein Magen knurrte und verlangte nach einer heißen Brühe.
    Feuertänzer bemühte sich, all die Bilder aus seinem Kopf zu verbannen und Klarheit in das Chaos zu bringen.
    Zwei Rauchwolkens Singsang beruhigte ihn, schuf eine verbindende Kraft, in der sich Feuertänzer entfalten konnte. Er ließ sich mit diesem Lied treiben, wiederholte die Worte und fühlte, wie der Gesang seine Seele streichelte. Viermal goß er Wasser auf die heißen Steine, bis seine Haut kribbelte und seine Lungen keuchten.
    Die Zeit schien in der Hitze und Reinheit des Zeltes zu fließen.
    Jede Faser seines Körpers begann in das entspannende Gefühl der Einheit zu gleiten. Die Erde pulsierte.
    Auch hier, im Innern des Zeltes, fühlte er die Macht des Wolfsbündels.
    Von dieser Einheit beglückend durchströmt, seufzte er tief auf und gab sich diesem Augenblick hin.
    Er kroch aus dem Zelt. Taumelnd erhob er sich und sog tief die frische Nachtluft ein. Seine Haut prickelte unter der über seinen Körper streichende Brise.
    Der Wolf stand wartend da, ein Schatten in der Dunkelheit.
    Zwei Rauchwolken kam aus dem Zelt, legte sich in das Gras und holte tief Luft.
    Feuertänzer blickte zum Himmel hinauf und hob in einer flehentlichen Geste die Arme zum Sternennetz. »Höre uns. Wir sind gekommen, das Wolfsbündel zu erneuern und wieder zu einem Ganzen zu fügen, was beinahe gestorben wäre. Hilf uns, Großer Weiser im Himmel.
    Hilf uns,

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