Vegas Vampires 02 - Ein Vampir zum Anbeißen
1
Seamus Fox war
viele Dinge gleichzeitig. Fast vierhundert Jahre alt. Ire. Vampir.
Wahlkampfmanager des amtierenden Präsidenten der Vampirnation.
Und Babysitter.
Bei einer paranoiden, albernen Vampirin namens Kelsey, der er dummerweise sein
Blut gegeben hatte.
Er war sich
nicht ganz sicher, wie sich sein Leben dahin hatte entwickeln können - dass er
bei dem Äquivalent eines vampirischen Kindergartenkindes Händchen hielt und
zugleich Sprecher einer Art Aktenzeichen XY ungelöst der Untoten war.
»Ich war noch
nie in einem Striplokal«, sagte Kelsey. »Was siehst du dir gerade an? Du machst
eine ernste Miene. Als würdest du nachdenken.«
So weit, so
gut.
Seamus hob sein
Glas an die Lippen und gab vor, einen kleinen Schluck von dem mit Wasser
verdünnten Whiskey zu trinken. Er zählte auf Gälisch bis zehn, riss den Blick
von der exotischen Tänzerin, der er durchaus mit Vergnügen bei ihren
Verrenkungen zugesehen hatte, bis Kelsey ihn an ihre Nähe erinnert hatte. Ihre
andauernde geschwätzige, fordernde Nähe. »Ich suche bloß nach jemandem.«
»Nach wem
denn?« Kelsey rutschte näher an ihn heran, sodass ihr langes schwarzes Haar
über seinen Arm fiel. »Nach was für einer Person suchst du in einem
Striplokal?«
Lass mich überlegen. Nach einer Stripperin vielleicht?
Seamus unterdrückte den Drang, die Augen zu verdrehen. Kelsey war wie eine
Kreuzung zwischen einem Labrador, einem dreijährigen Kind und einem Pornostar.
Ständig rieb sie sich an ihm und stellte ihm neunhundert Fragen pro Stunde und
kleidete sich aufreizend.
Und er hatte sie am Hals, weil er derjenige gewesen war, der
sie mit Blut versorgt hatte, nachdem ein anderer Vampir sie vollkommen hatte
ausbluten lassen und ihren Körper in Präsident Carricks Hotelsuite
zurückgelassen hatte. Seamus war sich nicht einmal sicher gewesen, ob es
möglich war, eine Vampirin wie Kelsey nach einem totalen Blutverlust
zurückzuholen, aber der Versuch, sie zu retten, war die einzige humane Reaktion
gewesen, und es hatte funktioniert. Sie hatte ihren vorherigen Vampirismus
wiedererlangt, allerdings hatte es jetzt den Anschein, als gehörte sie ihm.
Sein kleines Vampir-Hündchen.
Üblicherweise war sie lästig, doch während der Arbeitszeit
nutzte er wenigstens ihre Fähigkeiten als Sekretärin, um sie beschäftigt und
aus der Schusslinie zu halten. Und von seinem Schoß, auf dem sie sich gerne
niederließ, wenn sie ihn in einem unbedachten Augenblick erwischte und ihr
knochiges Hinterteil auf seine Oberschenkel schob. Leider hatte er feststellen
müssen, dass er ein ziemliches Weichei war und es nicht übers Herz brachte,
gemein zu Kelsey zu sein. Normalerweise ließ er sie ein, zwei Minuten auf
seinen Knien hocken, bis er sich vorkam wie der Weihnachtsmann mit Reißzähnen
und einen Vorwand fand aufzustehen. Nervig - ja. Ein möglicherweise wachsendes
Problem - zweifellos. Allerdings nicht das Ende der Welt.
Aber sie jetzt um sich zu haben, während er der
sinnlichsten Frau, die ihm in den letzten zweihundert Jahren begegnet war,
dabei zusah, wie sie ihren nackten Körper um eine Stange wand, war
ausgesprochen irritierend.
»Ich suche nach einer Stripperin, Kelsey.« »Oh.«
Das ging ihr ein, zwei Sekunden durch den Kopf. Dann
zupfte sie an dem Mieder ihres eng anliegenden, roten Kleides. »Warum suchst du
eine Stripperin?«
Weil er noch immer ein Mann mit sexuellen Bedürfnissen
war, auch wenn er sich zweihundert Jahre lang große Mühe gegeben hatte, so zu
tun, als wäre er es nicht. Aber das ging niemanden etwas an außer ihn selbst.
In Wahrheit war er hier, um Jodi Madsen zu finden,
Brittany Baldizzis Tante, die in diesem Striplokal hinter der Bühne mit den
Mädchen die Choreographien einstudierte, seit sie selbst mit dem Tanzen
aufgehört hatte. Es war nicht sehr wahrscheinlich, dass Brittanys Tante Jodi
eine Ahnung hatte, wer Brittanys Vater war, aber fragen kostete ja nichts.
Seamus wusste, dass der Mann ein Vampir war, doch er wollte einen Namen.
Sein ursprünglicher Plan war gewesen, Kelsey an einem der
Tische zurückzulassen und ohne Umschweife nach Jodi zu suchen. Geradewegs. Den
Job effizient und geschäftsmäßig erledigen. So war er. Normalerweise. Aber dann
hatte er gesehen, wie diese Frau sich auf der Bühne bewegte. Die
Schattentänzerin. Und er hatte etwas verspürt, von dem er angenommen hatte,
dass es vorüber wäre.
Interesse. Verlangen. Das Begehren, das Fleisch einer Frau
zu schmecken, ihr dickes, pulsierendes Blut
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