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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Schauder über seinen Rücken. Er holte tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen.
    Furchterfüllt durchtrennte er die zerschlissene Verschnürung des heiligen Bündels und öffnete es.
    War das Donner? Oder nur die Einbildung seines aufgewühlten Geistes?
    Die Macht strich an seinen Fingern entlang, kräuselte die Muskeln seiner Arme und seiner Brust, ließ sein Herz tanzen. Eine entsetzliche Erregung durchströmte die Tiefen seiner Seele. Er fühlte sich wie ein Mann, der einer unvermittelt über ihn hereinbrechenden Flut entfliehen mußte.
    Sein Körper war schweißgebadet. Mit zitternden Fingern entnahm er nacheinander den Inhalt des heiligen Bündels und breitete ihn vor sich aus. Eine große Bärenklaue, an der noch ein Stückchen schneeweißen Fells hing. Ein Stück geschnitztes Elfenbein mit dem Abbild eines Monsters. Eine große Steinspeerspitze, auf deren Kunstfertigkeit Drei Zehen neidisch gewesen wäre. Sie war lang und lanzettförmig, am unteren Ende ausgekehlt - die Spitze eines Monsterjägers. Als nächstes kam ein Rabenkopf, eingewickelt in Balsamgräser. Ein uralter Blutfleck verklebte Federn und Schnabel.
    Eine Meeresmuschel schimmerte im Feuerschein wie ein Opal.
    Feuertänzers Hände förderten an einem spröden, teilweise gerissenen Riemen aufgefädelte Wolfszähne zutage. Er traute sich kaum, diesen Fetisch zu berühren. Überaus vorsichtig legte er ihn auf die Balsamgräser und sang und betete zu der Macht, damit sie die Kette wieder zu einem Ganzen zusammenfüge.
    Selbst die Nacht schien sich zu verändern, wogte wellenförmig auf und ab. Feuertänzer versuchte, durchzuatmen. Seine Lungen gierten nach Sauerstoff. Blinzelnd blickte er hinaus in die Nacht.
    Ehrfurcht erfüllte ihn beim Anblick der Sterne, die auf eine höchst sonderbare Weise pulsierend aufleuchteten.
    Zwei Rauchwolken arbeitete mit flinken Fingern. Mit einer Klinge schnitt er das rohe Wolfsfell in Form, das alte Fell diente ihm als Vorlage. Auf Anweisung Feuertänzers räucherte er das Fell in Balsamgräsern und säuberte es mit heiligen Salbeiblättern, die Leben und Glück versprachen, vollkommen durch das Blut.
    Nacheinander führte Kleiner Tänzer die Reliquien durch den Rauch, reinigte sie, erneuerte die immer stärker auf- und abwogende Macht.
    Mit größter Sorgfalt reinigte und bearbeitete Zwei Rauchwolken das Material, bis es vollkommen zu sein schien. Er bohrte eine Ahle durch das Wolfsfell und achtete genau darauf, daß es nicht mit dem Boden in Berührung kam. Er lobpries den Faden, den er aus dem Darm des Wolfes gefertigt hatte und begann mit dem komplizierten Doppelstich, der das neue Bündel zusammenhalten sollte.
    Feuertänzer beobachtete den Weg der Sterne am nächtlichen Himmel.
    Singend fühlte er seine Seele durch die Nacht gleiten.
    Machen wir es richtig? Er bot der kühlen Brise sein Gesicht dar und wünschte, leicht atmen zu können. Neben ihm verrichtete Zwei Rauchwolken gewissenhaft seine Arbeit. So saßen sie beieinander, zwei Menschen, zusammengekauert in der Nacht.
    Habe ich richtig gehandelt? Feuertänzer schloß die Augen, Verzweiflung stieg in ihm auf. Und wenn nicht? Werde ich ebenso entsetzlich bestraft wie Blutbär?
    Die sich auf allen Seiten erhebenden Felsen schienen ihn fast zu erdrücken. Eine sonderbare Finsternis begann die Sterne zu verdunkeln.
    Ranken einer Macht schlängelten sich wie Nebelfinger durch die Nacht. Schwerer Biber träumte, er stünde inmitten seines Lagers. Die Männer und Frauen seines Volkes sangen und klatschten beim Tanzen in die Hände. Die Augen aller blickten ihn bewundernd an. Ihr Lächeln entbot freundliche Wünsche, in ihren Augen lag Anbetung.
    »Siehst du, Mutter? Siehst du, was dein Sohn erreicht hat?« Er hob die Hände und hörte sein Volk jauchzen und lobpreisen.
    »Ich habe ihnen den neuen Weg gebracht. Sieh sie dir an, stark und mächtig.
    Nicht einmal die übermächtigen Anit'ah können sich gegen uns halten.
    Ich habe die Welt neu erschaffen, so, wie du dir das gewünscht hättest.«
    Das Lager schien zu leuchten. Die Zelte waren mit neuen Häuten bedeckt. Sogar die Hunde sahen wohlgenährt und faul aus.
    Vorratsbehälter waren aufgestellt, alle randvoll mit Trockenfleisch. Die Kleidung der Leute war hervorragend gegerbt, mit weißer Lehmfarbe bemalt und in mühseliger Arbeit von den Frauen zu einer geschmeidigen Weichheit verarbeitet worden. Junge Männer stolzierten herum, tanzten zu seinem Ruhm und seiner Ehre.
    »Das habe ich geschaffen! Das ist

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