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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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heraufschlängelnden Weg. In diesem Augenblick würde die Falle zuschnappen, und ihre Krieger würden den Feinden den Rückzug abschneiden. Nur ein Fluchtweg stand noch offen hinein in den Wald.
    Dort würden sie die Feinde jagen, immer tiefer zwischen die Bäume hineintreiben und sie ihrem Schicksal überlassen. Ihr Herz raste so fieberhaft wie das eines Jägers, der hinter einer Beute her ist.
    Mit jedem Feind, den sie tötete, wurde das in ihrem Herzen schwärende verzweifelte Verlangen, ihnen weh zu tun, so wie sie ihr weh getan hatten, noch stärker genährt. Jedesmal zahlte sie ihnen tausendfach zurück, was sie ihr an jenem furchtbaren Abend zugefügt hatten. Ihr Körper hatte sich erholt, aber ihr Geist weinte und schrie, gequält von peinigenden Träumen wie dem der vergangenen Nacht.
    Weißes Kalbs Geist wanderte über das Land, der wissende Blick der alten Frau ruhte auf Tangara.
    »Hilf dem Träumer… dem Träumer… « Immer wieder hallten Weißes Kalbs Worte durch Tangaras Kopf.
    Ihm helfen? Was wußte sie schon von Träumern? Erschrocken sprang sie auf. Winzige Füße schienen ihren Arm heraufzukrabbeln. Sie dachte, es sei ein Insekt, aber da war nichts. Verblüfft blickte sie auf den in ihrer Hand liegenden Atlatl von Weißes Kalb. Der tödliche Speer war zum Abwurf bereit.
    »Warum ich?« fragte sie erstaunt und befeuchtete ihre Lippen.
    »Du mußt dem Träumer vertrauen.«
    »Der letzte Mann, auf den ich gehört habe, war Blutbär.« Bei der Erinnerung an die Art und Weise, wie er sie ausmanövriert hatte, stieg Zorn in ihr auf. Wie hatte er es nur geschafft, sie dermaßen zu demütigen und in die Knie zu zwingen? Sie schloß die Augen und versuchte, dieses Bild zu vergessen.
    Sie mußte hierbleiben und sich versichern, daß ihre Leute rechtzeitig draußen waren und noch mehr Feinde auf einen Schlag töten könnten. Was ging es sie an, was der Träumer und Zwei Rauchwolken dort im Hochland trieben?
    »Bist du stark genug?« Weißes Kalbs Frage löste ein unbehagliches Gefühl in ihr aus.
    »Ich bin stark genug - die Niederlage des Kleine-Büffel-Volks wird das beweisen.«
    »Das ist Leidenschaft.« Weißes Kalbs Worte erklangen aus den Tiefen ihres Gedächtnisses. »Kannst du dich zwingen, über deine Wut hinauszublicken ?«
    »Dem Träumer vertrauen?« flüsterte sie.
    Plötzlich fielen ihr Zwei Rauchwolkens Worte über den Speer im Rücken ein. Nein, nicht einmal ein Träumer war dagegen gefeit.
    Aber von welchem verrückten Plan war er da nur besessen? Allein wollten Zwei Rauchwolken und Feuertänzer mitten in Schwerer Bibers Lager hineinmarschieren und träumen? Wer würde ihnen den Rücken von den todbringenden Speeren freihalten?
    »Das ist reiner Wahnsinn.« Sie stand und eilte zu Der das Hörn packt, der in seinem Versteck kauerte.
    »Der das Hörn packt, weißt du, was du zu tun hast?«
    Grinsend blickte der junge Mann sie an. »So viele wie möglich umbringen und die anderen in den Wald hineinjagen.«
    »Das ist nicht alles«, setzte sie verzweifelt hinzu. »Ihr müßt unbedingt zusammenbleiben und sie so weit hineintreiben, bis sie nicht mehr aus noch ein wissen. Laßt sie nicht heraus. Und achtet auf den Himmel.«
    »Im finstersten Wald?« Er legte den Kopf schief.
    »Du weißt doch Bescheid.« Sie blickte den Weg entlang. »Wenn du das Zeichen siehst, lauf. Hol alle deine Leute raus. Folgt dem Winterpfad der Wapitis und rennt wie der Wind. Ihr müßt auch auf versprengte Kleine-Büffel-Krieger achten, damit sie euch nicht überraschen. Schaffst du das?«
    »Ja, aber was ist mit…«
    »Ich muß dem Träumer helfen! Vertrau mir.« Und schon lief sie weg.
    Sie wußte nun, was Zwei Rauchwolken gemeint hatte.
    Widderhorn trat auf den Felsvorsprung hinaus und blickte über die weite Ebene westlich der Buffalo Mountains. Das mit gelblichen und hellgrauen Sprenkeln vermischte Braun des Landes flimmerte in der Sonne. Sein Blick wanderte hinüber auf die andere Seite der Ebene zu den Stinking Water Mountains, wo die brodelnde Erde kochendheißes Wasser hoch in die Luft hinauf schleuderte. Ein Land der Geister, wie manche behaupteten. Die Ferne zog ihn unwiderstehlich an, berührte eine in seiner Seele schlummernde Sehnsucht. Aber selbst ein Adler hätte Mühe, die Distanz in kurzer Zeit zu bewältigen.
    Tangara hatte diesen Platz mit unbeirrbarer Sicherheit gewählt. Von hier aus sollte sich das Feuer ausbreiten und tödliche Flammen unter das Kleine-Büffel-Volk tragen.
    Ein letztes Mal

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