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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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zog sie unweigerlich die Blicke der Männer auf sich. Selbst die alten Männer sahen auf, wenn sie vorüberging, und blickten mit leuchtenden Augen der vor Gesundheit strotzenden, betörend sinnlichen Frau nach. Trotz der beiden Kinder, die sie Hungriger Bulle geboren hatte, war ihr Bauch flach geblieben, waren ihre Brüste voll und hoch.
    Jenseits des mit Salbeisträuchern getupften Arroyo stolzierte der Antilopenbock. Plötzlich wandte er sich seitwärts und starrte zu ihr herüber. Die Kuh ging gleichmütig weiter und kam neugierig näher, den Kopf vorsichtig gesenkt. Der Rest der Herde verhielt sich abwartend. Einige Tiere folgten zögernd der Kuh, die anderen blieben stehen und knabberten am Salbei.
    Los, folgt ihr. Ihr müßt ihr alle folgen!
    Lautlos summte Salbeiwurzel das Lied der Antilope. Sie fürchtete sich, es laut zu singen, fürchtete, seine Macht wäre nicht groß genug, reichte nicht aus zur Befriedigung der Lebensbedürfnisse des Volkes. Die Erinnerung an das abgezehrte Gesichtchen ihres Sohnes schwebte ihr ständig vor Augen. Wenn es nur gelänge, die Antilopen in die Falle zu treiben. Wenn nur Hungriger Bulle zurückkäme, singend und tanzend und mit guten Neuigkeiten von der Büffeljagd.
    Wenn es nur regnen würde. Wenn … Wenn … Schwerer Bibers haßerfüllte Drohung hatte von ihren Gedanken Besitz ergriffen, war ihr ständig gegenwärtig. Schlechte Zeiten, hatte er gesagt. Schlechte Zeiten, das konnte man wohl behaupten.
    Wieder stieß Salbeiwurzel mit dem Stock in die Luft, so daß das daran befestigte weiße Präriehundfell flatterte.
    Kowwww! rief die Kuh und trat vorsichtig über die knorrigen Salbeisträucher. Es fehlte nicht mehr viel. Die Wände der in mühsamer Arbeit errichteten Falle schwebten waagerecht zu beiden Seiten.
    Wenn die Tiere nur noch ein wenig näher kamen, konnte sie das Pfeifsignal zum Zuschnappen der Falle geben.
    Salbeiwurzel ließ die Kuh das flatternde Fell einen Augenblick lang betrachten und fuchtelte dann wieder heftiger mit dem Stock, um ihr Interesse wachzuhalten. Sie durfte sich nicht nach dem Bock umdrehen. Und tatsächlich trottete die Kuh weiter, der Rest der Herde folgte ihr. Wie gewöhnlich wartete der Bock, bis alle Kühe und Kälber sich versammelt hatten. Erst dann würde er die Führung übernehmen.
    Nervös kaute Salbeiwurzel auf der Unterlippe und zog sie zwischen ihre kräftigen weißen Zähne.
    Beinahe … nur noch ein kleines Stück. Der Wind spielte mit dem weißen Fellfetzen, ließ ihn tanzen und wedeln.
    Khowwwww! Wieder rief die Kuh, die anderen Tiere fielen in einem neugierigen Echo ein.
    Die Antilopenherden waren in diesem Jahr noch klein. Die Kühe hatten erst gekalbt. Viele lebten noch abgesondert von den Herden. Sie versteckten ihre Kälber zum Schutz vor Kojoten, Wölfen und Adlern im dichten Salbeigestrüpp. Erst wenn die Jungtiere genug Kraft aus der Muttermilch gesaugt hatten und so schnell wie der Wind laufen konnten, fanden sich die Herden wieder zusammen. Dann zogen die Mütter die Jungtiere unter dem Schutz der vielen Augen und Ohren in der Herde auf.
    Der Bock ging an den die Falle markierenden Salbeibüscheln vorbei.
    Die Leitkuh war inzwischen nahe genug. Mit aufgestellten Ohren ging sie unruhig weiter. Bis jetzt hatte sie mit dem weißen Spiegel ihres Hinterteils noch kein Signal zum Rückzug gegeben und noch keinen warnenden Laut ausgestoßen. Auf beiden Seiten warteten die Wände der Falle darauf, geschlossen zu werden.
    Salbeiwurzels Herz hämmerte. Aufgeregt befeuchtete sie ihre vollen roten Lippen. Sie holte tief Luft.
    Ihr Pfiff, die perfekte Nachahmung des Rufes eines Wapitis, gellte scharf durch den Wind.
    Die Kuh sprang mit zurückgeworfenem Kopf unruhig herum. Aus den geschützten Gruben am Ende jeder Falltür sprangen schreiend und kreischend die Frauen und Kinder des Stammes. Die Falle schloß sich.
    Das weiße Hinterteil der Leitkuh blitzte warnend auf. Sie versuchte zur Seite auszuweichen und lief gegen eine feste Wand aus geflochtenen Salbeinetzen. Zitternd tanzte sie auf behenden Beinen seitwärts; die in Panik geratene Herde folgte ihr.
    Salbeiwurzel wartete mit geballten Fäusten. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Längst war den Antilopen der Fluchtweg abgeschnitten. Rufend und singend kamen die Leute heran und drängten die Antilopen in die ausweglose Falle. Die Leitkuh wandte sich um, sah nur den einen Fluchtweg und stürmte hinunter in die Trockenrinne. Beim Anblick der dahinfliegenden Antilopenkörper

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