Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
erschauerte Salbeiwurzel. Mit festem Griff packte sie ihre Waffen.
    Ein orgiastische Erregung durchflutete sie.
    Im aufgewirbelten Staub der flüchtenden Tiere rappelte sich Salbeiwurzel auf und verfolgte sie. Vom Jagdfieber gepackt stürmte sie mit fliegenden Haaren Hals über Kopf dahin. Am schmalen Ende der Rinne blieb sie stehen. Sie wußte, die Antilopen mußten auf demselben Weg zurück - sie befanden sich in einer Sackgasse, aus der es kein Entkommen gab.
    Ihren langen Wurfspeer in der Hand, wartete sie auf die Rückkehr der Antilopen.
    »Wir haben es geschafft!« Feuer in der Nacht, ein stämmiger Junge von fünfzehn Jahren, tauchte hinter ihr auf. Trotz seines massigen Körpers war er schnell und beweglich. Seine Brust hob und senkte sich keuchend, die Speere hielt er wurfbereit in der Hand. Zuerst hatte er gezögert, mitzukommen, denn Schwerer Bibers Warnungen über jagende Frauen hatten ihn eingeschüchtert.
    Inzwischen schien er seine Vorbehalte vergessen zu haben.
    »Kannst du diesen Ausgang halten? Vielleicht sollte dir Der mit Steinen wirft helfen? Wenn sie entkommen, müssen wir weiter Hunger leiden.«
    »Wir schaffen es. Über diese Jagd werden wir noch Lieder singen.«
    Grinsend klopfte sie ihm auf die Schulter. Rasch kletterte sie an einer Seite der Falle auf die erodierte Terrasse hinauf und lief zu der Stelle, an der sich die Antilopen drängten. Sie hatten kaum ausreichend Platz, sich umzudrehen und den engen Weg zurückzulaufen.
    Als die Herde heranraste, legte Salbeiwurzel eine Speerspitze in die Kerbe des Schaftes und schoß ihn mit der ganzen Kraft ihres geschmeidigen Körpers ab. Genau ins Ziel treffend, erwischte die Spitze voll den Körper der Leitkuh und drang vollständig in sie ein. Taumelnd brach die Kuh zusammen. Die Herde drängte über den heftig zuckenden und tretenden Körper. Kälber brüllten in höchster Angst und Qual. Die Antilopen schlugen aus, keuchten entsetzlich, die donnernden Hufe wirbelten eine riesige Staubwolke auf.
    Salbeiwurzel legte eine neue Spitze ein und erlegte eine weitere, an ihr vorbeirasende Kuh. Ringsum erschienen brüllend und anfeuernd die Leute und schleuderten Speerspitzen in das enge Gefängnis, aus dem es für die Antilopen keinen Weg in die Freiheit gab. Ein paar der in Panik geratenen Tiere konnte sich selbst in diesem Gemetzel noch aufrappeln. Sie liefen wie bei einem Spießrutenlauf durch die enge Rinne. Kaum eine Antilope kam durch.
    Salbeiwurzel hatte alle ihre Speerspitzen geworfen und blickte triumphierend auf die verzweifelt um sich tretenden sterbenden Tiere. Der Staub hatte schmutzige Streifen auf ihrem Gesicht und ihren Haaren hinterlassen, doch ihr Herz sang vor Freude.
    In der nächsten Zeit würde kein Säugling mehr sterben müssen wie Tanzende Hirschkuhs Baby. Kein nagender Hunger würde die Menschen in der Nacht peinigen. Vorläufig hatten sie genug zu essen. Die alte Falle wieder herzurichten, war ein gewagtes Unternehmen gewesen, eine Arbeit, die in aller Heimlichkeit erfolgen mußte, damit niemand darüber plauderte. Wildkirsches sachlich hervorgebrachte Erinnerung an Schwerer Bibers Macht lauerte bedrohlich in Salbeiwurzels Bewußtsein. Sie konnte seinen Schwur der Vergeltung in der Nacht von Tanzende Hirschkuhs Niederkunft nicht einfach vergessen.
    »He, du zuerst!« rief Die die Spaß macht und bot ihr die Ehre des ersten Fleischstücks. »Es ist schließlich dein Verdienst.«
    Bei diesem Kompliment stieg eine leichte Röte in ihre Wangen.
    Ja, sie hatte sich über Schwerer Bibers Anordnung hinweggesetzt und hatte entschlossen diese Jagd riskiert, als sie die zum Fluß ziehenden Antilopen entdeckt hatte. Die alte Falle hatte so dicht an der Route der Tiere gelegen, daß sie diese Gelegenheit nicht ungenützt hatte verstreichen lassen dürfen.
    Voller Leidenschaft hatte sie den anderen ihr Anliegen vorgetragen. Der Hunger in den Augen der Kinder hatte ihre Überzeugungskraft erhöht. Obwohl zuerst unsicher, waren ihr die Leute schließlich gefolgt.
    Salbeiwurzel lächelte Schwarze Krähes Frau dankbar zu und sprang die staubige Böschung hinab. Vor ihr lag die keuchende Leitkuh. Blutige Schaumblasen traten aus ihren Nüstern. Das mit Federn versehene Ende der Speerspitze erzitterte bei jedem Atemzug des sterbenden Tieres.
    Salbeiwurzel kniete vor die sterbende Kuh nieder, streckte die Hand aus und strich ihr über den Kopf.
    »Verzeih mir, Mutter. Es ist der Lauf der Welt, daß Menschen - und Antilopen - essen

Weitere Kostenlose Bücher