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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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müssen.
    Gesegnet sei dein Fleisch. Möge deine Seele so schnell wie der Wind hinauf zum Großen Tanz zwischen den Sternen laufen.« Die um sich tretende Kuh wurde ruhiger, besänftigt von den tröstlichen Worten.
    Die tiefen Teiche ihrer braunen Augen versenkten sich in die der Frau.
    Salbeiwurzel hob den schweren Hammerstein. Mit der Sicherheit langer Erfahrung schmetterte sie ihn auf das Gehirn der Kuh. In ihrem Geist hallte ein Echo wider, die Erinnerung an das Geräusch, als der Schädel des Neugeborenen auf den heißen Steinen aufschlug.
    Das weitere Vorgehen erforderte gewissenhafte Arbeit. Unter Singen, Scherzen und Lachen wurden die Tiere ausgenommen, in Stücke geschnitten und das Fleisch aus der Falle getragen. Gleich an Ort und Stelle aßen hungrige Mäuler die Leber, nach dem Ritual wurde das Fleisch zuerst Freunden und Helfern angeboten. Das rote Blut rann über kauende Kiefer und Kinne. Blutbeschmierte alte Frauen nahmen die Fleischviertel entgegen und schnitten sie in Streifen.
    »Beeilt euch mit dem Streifenschneiden«, befahl die alte Wildkirsche. »Bei dieser Hitze muß das Fleisch schnell verarbeitet werden. Seht zu, daß ihr es auf dem Salbei auslegt. Wenn ihr das nicht schnell genug macht, essen die Maden mehr als das Volk!«
    Salbeiwurzel dehnte den Rücken. Die gebückte Haltung verursachte ihr Schmerzen. Sandstaub knirschte zwischen ihren Zähnen, doch der wunderbare Geschmack von Blut und frischer Leber lag auf ihrer Zunge.
    »Wie viele haben wir erlegt?« Sie wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Ihre schöne Haut war danach blutbesudelt.
    »Ungefähr dreimal zehn Finger. Der mit Steinen wirft und Feuer in der Nacht ließen kein einziges Tier entkommen.«
    Mit ihrem Hammerstein spaltete Salbeiwurzel das Becken eines Kadavers und spreizte dessen Beine, um das Fleisch freizulegen. Mit einer scharfen Steinklinge durchschnitt sie Sehnen und Haut, durchtrennte mit ihrem Hammerstein das Kreuzbein und zog das Fell von der Unterseite ab. Sie hob das letzte ihrer Tiere den eifrigen Händen der neben ihr stehenden Helfer entgegen. Zurück blieb blutiger grauer Sand, überdeckt vom Abfall weißer und brauner Antilopenhaare. Zwinkernd blickte sie in das grelle Licht der Nachmittagssonne.
    Die Salbeisträucher hatten sich unter dem Gewicht der langen, zum Trocknen in der Sonne ausgelegten Fleischstreifen rot verfärbt.
    Kinder tollten herum, spielten und fuchtelten wild mit den Händen, um die Fliegen von dem feuchten Fleisch zu verscheuchen.
    »Seht ihr? Ihr habt mir nicht geglaubt, aber ich wußte genau, sie würden kommen. Ich saß oben auf dem Hügel und habe sie gefühlt.«
    Lächelnd drehte sie sich zu dem unentwegt schwatzenden Kleiner Tänzer um, der überglücklich herumhüpfte und mit einem Salbeizweig über einem blutbesudelten Busch fuchtelte. »Seht her! Essen!
    Essen für alle!«
    »He! Paß doch auf. Paß auf, wo du mit dem Ding herumwedelst. Du schlägst das Fleisch herunter.
    Dann wird es ganz sandig, und du mußt es essen.«
    Ernüchtert senkte er den Blick. Sein Gesicht wurde plötzlich ernst, und er widmete seine Aufmerksamkeit wieder uneingeschränkt dem Verjagen der Fliegen.
    Sie lachte in sich hinein. Ja, Essen für alle. Und vielleicht hatten auch Hungriger Bulle, Drei Zehen und Schwarze Krähe Jagdglück. Oder vielleicht eine andere Gruppe der Jäger, die vom Moon-River-Gebiet in verschiedene Richtungen hinausgezogen waren, um eine Herde aufzuspüren.
    Sie beschattete die Augen und blickte hinüber zu den schroffen Gipfeln der Berge im Südwesten. Die Schneegrenze lag nach diesem Winter höher als je zuvor. Unten beim Hauptlager konnte man durch den Fluß waten, das Wasser reichte nie höher als bis zu den Knien.
    Selbst die Pappelwälder sahen staubverkrustet aus. Und der Wind blies unaufhörlich aus Südwesten, heiß, trocken, auch noch den letzten Rest der Feuchtigkeit aufsaugend, die vom Staub noch nicht bedeckt war.
    »Salbeiwurzel!«
    Auf den warnenden Ruf hin drehte sie sich um. Wiesenlerche unten im Arroyo gestikulierte heftig.
    Drei Menschen bahnten sich den Weg durch das Salbeidickicht. Sie brauchte die Augen nicht zusammenzukneifen, um besser zu sehen. Schwerer Bibers schwerfälligen Gang erkannte sie sofort.
    »Ich glaube, das ist der richtige Zeitpunkt zum Verschwinden… versteck dich unter den Knochen im Arroyo«, bemerkte Die die Spaß macht trocken.
    »Nein. Man muß tun, was man tun muß.« Salbeiwurzel richtete sich kerzengerade auf. Übelkeit regte sich

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