Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
gehört. Der einzige Weg, sich Gewißheit zu verschaffen, bestand darin, seine Röcke hochzuheben und nachzusehen, ob er einen Penis und Hoden hatte. Daran konnte auch Schwindler Kojote nichts ändern - und wollte es auch nicht. Er war viel zu stolz auf den Beweis seiner Männlichkeit.
    Unruhig geworden, verließ Hungriger Bulle den Pfad. Wachsam und vorsichtig kletternd suchte er mit den Augen die Umgebung ab. So, wie er dank seiner Gerissenheit den kleinen Dieb in die Falle gelockt hatte, könnte auch er im ewigen Spiel um Leben und Tod in eine Falle gehen. Die im Jagdlager auf ihn wartenden Drei Zehen und Schwarze Krähe würden nie erfahren, was mit ihm passiert war.
    »Da bilde ich mir doch tatsächlich ein, vielleicht auf einen Krieger der Anit'ah zu stoßen«, murmelte Hungriger Bulle vor sich hin. »Aber die Stimme rief in der Sprache des Volkes.« Er biß sich auf die Lippen.
    Inzwischen konnte er die Gestalt dort oben bereits deutlicher erkennen. Trotzdem war sie im Gegenlicht nur schemenhaft erkennbar, eine abwartende, unheilvolle Silhouette, das Gewicht auf dünnen Beinen ausbalancierend. Die kalten Finger einer bösen Vorwarnung strichen über Hungriger Bulles Rückgrat.
    Was hat Schwerer Biber gesagt?
    Ein Fluch liegt auf dem Land?
    Schwerer Biber sagt, wir hätten den Großen Büffel im Himmel beleidigt, deshalb hat Er uns Seine Kinder genommen und dem Regen befohlen zu ruhen, um Vater Sonnes Volk das Leben noch schwerer zu machen.
    Und das da vorn? Ist das Schwindler Kojote? Oder ein böser Geist? Ein herumwandernder Geist?
    Etwas, das mich ergreift und tötet?
    Bei den strammen Eiern des Großen Büffels im Himmel! Die Gestalt sah aus wie Schwindler! Eine eisige Schlinge legte sich um Bulles Herz.
    Gleichzeitig kehrte eine längst vergessene, äußerst unangenehme Erinnerung zurück.
    »Ich mag keine Geistermächte. Ich habe für das ganze Geisterzeug nicht das Geringste übrig. Bringt nichts als Ärger…« Sein Herz begann dumpf zu hämmern. Unverwandt starrte er auf die rätselhafte Erscheinung.
    Höchst wachsam, jederzeit zur Flucht bereit, blickte er sich um. Er suchte die Umgebung nach Anzeichen von Geistern ab, nach einer Andeutung des Bösen - als ob er wüßte, wie das aussehen würde. Das Gefühl der Unruhe durchzuckte seine Gedärme stechend wie die Kaktusdornen, die noch immer in seiner Hand steckten.
    Um sich Gewißheit zu verschaffen, rief er: »Schwindler? Bist du das, Kojote?«
    Ein gackerndes Lachen erklang, fast ärgerlich, doch mit einem vergnügten Unterton.
    »Kojote? Ich?« Die schemenhafte Gestalt schlug sich hörbar auf die Hüften. »Ha! Das lehren sie euch Kinder heutzutage? Hornmark muß im hohen Alter verrückt geworden sein, oder was ist los?«
    Hornmark ist längst tot! Feuer und Rauch! War das ein Geisterscherz?
    Er schluckte mühsam und begann sich zurückzuziehen. Angstschauer durchkribbelten ihn wie die winzigen Beine unzähliger Ameisen.
    »Ach, nun komm schon«, rief die Silhouette und gestikulierte wild.
    »Ich marschiere nicht den ganzen Weg da hinunter. Dafür bin ich bereits zuviel gelaufen. Eh? Was soll das? Willst du wegrennen?«
    Die Stimme gackerte hysterisch. »Ich gehe in ein Dorf des Volkes und erzähle allen Leuten, wie einer ihrer tapferen jungen Männer aus Angst vor mir davongestürmt ist wie Bruder Eselhase vor einem Wolf. Haha, ich kann den Spaß kaum abwarten!«
    Ein wenig beschämt setzte Hungriger Bulle seinen Weg den Hang hinauf fort. Er versuchte sich an die Alten zu erinnern, um die Stimme einer Person zuordnen zu können. Gegen das Licht der Morgensonne konnte er die Gestalt nicht deutlich erkennen. Wildkirsche? Nein, dazu war sie nicht dick genug. Schlafende Föhre? Zu groß. Trotzdem, irgend etwas an ihr…
    Wer ist sie?
    Er erreichte den Hügelkamm und sah sich vorsichtig um, immer noch unsicher, ob er nicht doch mitten in eine Falle der Anit'ah hineingetappt war unsicher wegen so vieler Dinge. Sein Blick fiel auf vom Staubwind glattpolierte Steine, dürren Salbei und magere Büschel Hartweizen, die sich unter der Liebkosung der Morgenbrise leicht bewegten. Aber weit und breit konnte er keine Krieger entdecken, die in einem Hinterhalt auf ihn lauerten. Die alte Frau beobachtete ihn mit schiefgelegtem Kopf. »Zumindest bist du kein ganzer Narr.« Wie unter einem plötzlichen Schmerz zuckte sie zusammen und kam auf ihn zu.
    Er blieb auf der Hut. Seine Handflächen, mit denen er den Speer wurfbereit umklammert hielt, wurden schweißnaß. Er

Weitere Kostenlose Bücher