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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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gefurchte Stirn. »Da liegt das eigentliche Problem. Du hast nur sein Wort, daß er ein Geisterträumer ist. Mord und Totschlag, Frau, du mußt glauben, daß er ein Lügner ist! Das ist deine einzige Hoffnung… die einzige Hoffnung für unser Volk! Was ist, wenn du stirbst? Ha?
    Denk mal darüber nach! Wenn du dich umbringst, weil du vor seinen widerwärtigen Stöcken Angst hast, was dann? Glaubst du, dein Tod macht einen besseren Menschen aus ihm? O nein, er wird seine Macht bald an jemand anderem erproben.«
    Entsetzt starrte Salbeiwurzel in Wildkirsches Augen.
    »So ist es doch. Wer kommt nach dir an die Reihe?«
    »Das wollte ich nicht. Ich wollte doch nur meinem Kind zu essen geben.«
    Wildkirsche schüttelte den Kopf. »Ich weiß. Aber dich hat es nun einmal getroffen. Das haben vielleicht die Geister entschieden, ha?«
    Salbeiwurzel stöhnte. Am liebsten hätte sie vor Entsetzen laut aufgeschrien. »Warum?«
    Wildkirsche seufzte und schlug sich hilflos mit den Händen auf die Hüften. »Das kommt von der Trockenheit. Die ist schuld daran, daß sich das Volk in viele kleine Gruppen aufteilt, nur um zu überleben. Alles begann schon zu Lebzeiten meines Vaters. Damals hat uns das Weiße-Kranich-Volk hierher in den Süden getrieben.
    Das Kurzhaar-Volk hat um dieses Land gekämpft - es war ihr Land.
    Dann raubte einer ihrer Häuptlinge eines unserer jungen Mädchen.
    Er verliebte sich in sie und hat sie geheiratet. Er schloß Frieden. Es wurde die Abmachung getroffen, daß wir nicht weiter nach Süden vordringen. Er nahm unser Ehrenwort dafür. Die Anit'ah behielten die hervorragenden Jagdgründe in den Buffalo Mountains, weil sie sich dort oben am besten auskennen; und wir bekamen das Gebiet am Moon River bis zu seinem Zusammenfluß mit dem Sand River im Osten. Aber hier gibt es nicht mehr genügend Nahrung. Wir hungern. Früher einmal erstreckten sich hier soweit das Auge sehen konnte riesige Lager des Volkes.«
    »Du hast versprochen, von den Geistermächten zu erzählen«, erinnerte sie Kleiner Tänzer, der neben ihr saß, schüchtern.
    Wildkirsche lachte. »Ja, richtig. Also, was willst du wissen?«
    »Alles!«
    »Alles?«
    »Ja. Wenn ich erwachsen bin und den Namen eines Mannes bekommen habe, möchte ich Geisterträumer werden. Dann wird Schwerer Biber meine Mutter nie mehr bedrohen.«
    Salbeiwurzel unterdrückte ein plötzlich aufkommendes Unbehagen.
    »Warum, mein Sohn? Warum willst du Geisterträumer werden?«
    Trotzig sah der Junge sie an.
    »Weil ich dann Stöcke aufstellen werde und Schwerer Biber umbringen kann!«
    Salbeiwurzel schloß die Augen und schüttelte den Kopf. »Nein. Niemals wirst du etwas Derartiges tun.
    Ich verbiete es dir.«
    Sie fühlte Wildkirsches Augen auf sich gerichtet. »Mädchen, wenn der Junge…«
    »Ich sagte nein! Ich will nicht, daß mein Sohn jemals einen Menschen solchen Qualen aussetzt, wie ich sie jetzt durchmachen muß. Verstehst du? Das ist… ist schlecht!«
    Unbehaglich rutschte Wildkirsche hin und her. Rasch griff sie nach ihren Herdstöcken. Sie teilte die Enden dieser zwei in der Mitte zusammengebundenen Weidenstämmchen, holte mit der so entstandenen Zange die heißen Kochsteine aus der Mitte des Feuers und ließ sie zischend und dampfend in den an einem Dreifuß hängenden Schmorsack fallen.
    »Nun komm schon, Mädchen. Du bist durcheinander. Du hast nichts gegessen und nicht geschlafen.
    Das schadet dem Verstand.«
    Salbeiwurzel schüttelte den Kopf und blickte die im Kochsack rührende alte Frau aus tief in den Höhlen liegenden Augen an.
    »Nein. Ich will mit Geistermächten absolut nichts zu schaffen haben. Ein Geistermann zerstört mein Leben. Ich will nicht, daß mein Sohn das Leben anderer Menschen ruiniert.«
    Wildkirsche biß sich auf die Lippen, prüfte die Temperatur des Eintopfs und schöpfte dann die Schüsseln voll. »Was willst du machen, wenn dein Sohn - der des Nachts die Geister der Antilopen sprechen hört - ein richtiger Träumer ist? Was willst du machen, wenn er mit dem Feuer tanzen und mit den Sternen singen kann?«
    Salbeiwurzel starrte sie an. Ungläubiges Entsetzen glomm in ihren Augen. »Nicht mein Sohn. Niemals lasse ich das zu.« Das beißt, falls Schwerer Biber mich nicht vorher umbringt.
    »Aieeeeah!« Ein schriller Schrei gellte durch die Stille.
    »Was zum…« Wildkirsche bückte sich unter der Tür durch, um nach der Ursache für diesen Aufruhr zu sehen.
    Salbeiwurzel folgte ihr hinaus ins Freie. Die Leute eilten zu einer

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