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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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schien es völlig verlassen. Doch im Näherkommen entdeckte er eine Menschenansammlung hinter dem Geburtszelt. Ein Wehklagen hob an und schnitt wie die scharfe Schneide einer Speerspitze durch die bleierne Stille des Tages.
    Zwei Rauchwolken stöhnte. Er empfand das Grauen körperlich.
    Welches neue Elend war über sie hereingebrochen? Sein Magen wand sich wie eine sich häutende Schlange. Er taumelte und wünschte, einfach losrennen zu können.
    In diesem Augenblick schien sich der Himmel zu verdunkeln. Die Welt verschwamm vor seinen Augen, er starrte wie durch grauen Nebel. Kopfschüttelnd versuchte Zwei Rauchwolken die entsetzliche Angst zu bagatellisieren, die sein Herz fast stillstehen ließ. Was könnte… »Das Wolfsbündel!« schrie er. Rasch wandte er sich um und humpelte so schnell er konnte auf Salbeiwurzels Zelt zu.
    Blutbär straffte sich, als er den angstvollen Schrei einer Frau auf der anderen Seite des Lagers vernahm. Eine unheimliche Stille folgte. Er beobachtete, wie die Leute aufsprangen und losliefen, um nachzusehen. Selbst die dösenden Hunde wurden munter und folgten neugierig ihren Herren.
    Endlich war die lang ersehnte Gelegenheit gekommen. Das Lager lag offen vor ihm.
    Lautlos schlich Blutbär zum Lager. Das Herz schlug ihm vor Erregung bis zum Hals. Für diese Verwegenheit gebührte ihm Ehre.
    Diese wagemutige Tat, das Eindringen in ein Lager des Kleinen-Büffel-Volks am hellichten Tag würde ihm Ruhm und den Ruf eines gerissenen Mannes einbringen. Darauf konnte er seinen Anspruch als Anführer aufbauen.
    Ohne zu zögern riß er die Zeltwände auseinander und trat ein.
    Drei Deckenrollen lagen vor ihm. Gleich die erste Lagerstatt erregte seine Aufmerksamkeit. Ein fester Beutel, mit herausragender Kunstfertigkeit gearbeitet, lag auf einer Grasmatte hinter dem Kopfteil. Die Nähte waren so dicht gestichelt, daß man fast vermuten konnte, der Beutel sei wasserdicht. Das strahlende Weiß des perfekt gegerbten Leders betonte die leuchtenden Farben der Verzierungen.
    Bildhafte Darstellungen des Wolfes, des Weißen Fells und all der anderen Mythen des Rothand-Volkes bedeckten die Seiten.
    Fast zitternd sank Blutbär auf die Knie. Unter lautem Geklapper legte er seine Speere ab und begann mit ungeschickten Fingern die Bänder zu lösen.
    Das Innere offenbarte ein herrlich gegerbtes Wolfsfell. Blutbär nahm es heraus, wickelte die seidenweiche Haut auf und legte das Wolfsbündel frei. Es schien abgenutzt, dennoch war es ihm wohlvertraut.
    »Der Geist des Rothand-Volkes!« keuchte er. »Ich habe gewonnen. Niemand wagt es, sich jetzt noch gegen mich zu stellen. Ich bin der Anführer meines Volkes.«
    Hastig schloß er den Beutel wieder. In einer abschließenden Geste des Triumphes verstreute er glühende Asche im Innern des Zeltes, riß ungestüm ein Bündel Trockenfleisch an sich und hängte es sich um die Schultern.
    Das Wolfsbündel fest an seine Brust gepreßt, ergriff er mit der anderen Hand Atlatl und Speere und duckte sich durch die Tür.
    »Blutbär!« Der Schrei traf ihn völlig unvorbereitet.
    Mit der Schnelligkeit eines in die Enge getriebenen Luchses drehte er sich um. Instinktiv schnellte sein rechter Arm nach hinten, sofort bereit, den tödlichen Speer auf seinen Widersacher zu werfen. Erst jetzt erkannte er das entsetzte Gesicht seines Opfers: Zwei Rauchwolken!
    »Stirb, Berdache!«
    Zwei Rauchwolken ließ sich zur Seite fallen und entfernte sich kriechend von Blutbär, der bereits einen zweiten Speer in seinen Atlatl legte.
    Mist und Fliegen! Gleich würde die ganze Bande hinter ihm her sein. Einen Sekundenbruchteil lang zögerte Blutbär. Um mehr Bewegungsfreiheit zu bekommen, verlagerte er mit einer Schulterbewegung das Fleischbündel. Sollte er noch einen Speer an den Berdachen verschwenden? Vielleicht würde er jeden einzelnen brauchen, um aus dem Lager zu entkommen.
    Ein alter, weißhaariger Mann eilte mit ängstlich aufgerissenen Augen um eines der Zelte herum. Bei Blutbärs Anblick blieb er wie angewurzelt stehen, den Mund zu einem entsetzten Schrei aufgerissen.
    Blutbär zielte genau. Mit äußerster Kraft und Schnelligkeit schleuderte er seinen Speer dem Alten in die Brust. Zwei Wapitis erbebte unter dem wuchtigen Aufprall. Ein würgender Laut drang aus seiner Kehle. Seine Beine gaben nach, er sank auf die Knie und fiel auf die Seite.
    Blutbär schaute sich suchend nach Zwei Rauchwolken um, doch der Berdache schien wie vom Erdboden verschluckt. Die Rufe und Schreie der

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