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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Baumgruppe am Rand des Lagers.
    Angesteckt von der allgemeinen Aufregung hastete Salbeiwurzel den anderen hinterher, Kleiner Tänzer mit festem Griff an ihrem Rock im Schlepptau.
    Eine Menschentraube verdeckte ihr vor dem Geburtszelt die Sicht.
    Eine eiskalte Faust umschloß ihr Herz, eine Vorahnung dessen, was geschehen war.
    »Tanzende Hirschkuh!« rief Die die Spaß macht und drängte sich rücksichtslos durch die Menge. Für den Bruchteil einer Sekunde trafen ihre Augen Salbeiwurzels Blick, dann brach sie in Tränen aus und zerkratzte sich das Gesicht.
    »Sieh nicht hin«, warnte Wildkirsche Salbeiwurzel und legte ihr besänftigend eine Hand auf den Arm.
    Doch diese riß sich los, stolperte vorwärts und spähte über Dauerläuferins Schulter.
    Tanzende Hirschkuh lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden.
    Schwarze Schmeißfliegen umkreisten die scharfe Spitze eines Jagdspeeres, die aus ihrem Rücken ragte. Der Speerschaft war abgebrochen, als ihr Körper darauffiel. Sein mit Federn versehenes Ende ragte in einem Teich gerinnenden roten Blutes unter ihr hervor. Jemand hob ihren Kopf.
    Selbst im Tod spiegelten Tanzende Hirschkuhs Augen noch ihr Elend. Ein gequälter und anklagender Ausdruck stand in ihren todesstarren Augen. Salbeiwurzel erlitt einen Schwächeanfall und sank auf die Knie.
    »Sie ist in den Speer hineingerannt«, erklärte Zwei Wapitis beklommen.
    Zuvor hatte er den Körper mit seinem gesunden Auge gründlich inspiziert, nun verharrte er nachdenklich. »Sie wußte, Langläufer würde nie mehr zurückkommen. Sie starb durch seinen Speer.«
    »Schwerer Biber hat auch sie verflucht«, flüsterte jemand.
    Salbeiwurzel keuchte. In blankem Entsetzen schlug sie sich die Hand vor den Mund, unkontrollierte Schluchzer entrangen sich ihrer Kehle.
    »Es wird Zeit, dagegen einzuschreiten«, brummte Zwei Wapitis.
    »Schlimme Dinge geschehen. Grauenhafte Dinge.« Steifbeinig machte er sich auf den Weg zu Schwerer Bibers Zelt.
    Salbeiwurzel hörte nicht, wie die Leute zu den Zelten zurückeilten. Sie bemerkte kaum, daß Kleiner Tänzer an ihrer Seite geblieben war und sich maßlos verängstigt an sie klammerte. Sie starrte nur fassungslos in das anklagende Gesicht der toten Freundin, über deren trocken werdende Augen schillernde Schmeißfliegen spazierten.
    »Du hast erreicht, was du wolltest. Ich weiß, du mochtest das Kleine-Büffel-Volk nie. Jetzt wirst du zu dem Rothand-Volk zurückkehren«
    Wolfsträumers düstere Stimme verriet schmerzliche Belustigung.
    Das Wolfsbündel antwortete: »Das Rothand-Volk nährt meine Macht. Diese hohlköpfigen Büffeljäger dagegen besitzen nicht mehr Erstand als ihre Ahnen, die das letzte Mammut abgeschlachtet haben. Ich vermute, sie machen dasselbe mit den Büffeln. Stimmt es, daß sie noch den letzten Büffel töten und dann verhungern werden?«
    »Wenn ich die Spirale nicht verändern kann.«
    Das Wolfsbündel dachte einen Moment angestrengt nach. Schließlich sagte es: »Ich hoffe, du kannst es. Ich vermisse das Mammut. Seit das letzte Mammut gestorben ist, fehlt mir innerhalb der Kreise die Erhabenheit ihrer Seelen.«
    »Achte auf dich selbst, Bruder. Wenn die Zeit kommt, wenn der Junge überlebt, braucht er deine Macht. Wir dürfen keinen Fehler machen. Eine Veränderung der Spirale des Großen Weisen im Himmel ist keine Kleinigkeit. Die Welt befindet sich im Wandel. Der Junge könnte allem eine andere Richtung geben… wenn wir ihn im Verlauf dieses Prozesses nicht töten.«

KAPITEL 9
    Zwei Rauchwolken saß auf dem verrottenden Stamm einer umgestürzten Pappel und blickte auf die sich ostwärts erstreckenden Windungen des Moon River. Die Ruhelosigkeit seiner gekränkten Seele hatte ihn nicht schlafen lassen. Mitten in der Nacht hatte er das Lager verlassen und war auf die Hochterrasse geklettert, um auf das Nahen des neuen Tages zu warten. Aber selbst der sich wunderbar rötende Himmel und Vater Sonnes strahlendes Leuchten konnten die Kälte seiner Seele nicht mildern.
    Stundenlang hatte er Grassamen gesammelt, gemächlich grüne Rispen gepflückt, die Spreu von der trockenen Morgenbrise Verblasen lassen und die kleinen Samen zwischen den Zähnen zermahlen.
    Gras wuchs überall, sogar in Dürrejahren wie diesem. Könnten sich die Menschen wie die Büffel von Gras ernähren, wäre alles viel einfacher.
    Seit Jahren beobachtete er die Büffel, verfolgte staunend den Vorgang ihrer Nahrungsaufnahme, pflückte dieselben Gräser, die sie fraßen, aß die gleichen

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