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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Horizont neigte sich, alles begann sich zu drehen, Steine prasselten auf ihn nieder, und er stürzte in den Abgrund.
    »Narr!« schrie Weißes Kalb.
    Schwerer Biber kicherte schadenfroh.
    Kleiner Tänzers Magen drehte sich um, schien ihm in die Kehle zu steigen. Der entsetzte Aufschrei seines Vaters gellte im unter ihnen liegenden Nichts.
    Der Wind heulte brüllend, riß an seinen Kleidern und trieb ihm brennende Tränen in die Augen. Wie durch einen Schleier sah er weit oben die Felsformation des Grates in sich zusammenbrechen und mit einem lauten Donnern herabstürzen.
    Fallen … fallen… In der Sekunde, bevor er auf dem Boden aufschlug, öffnete Kleiner Tänzer die Augen. Gierig sog er die Luft in seine erstickenden Lungen. Er zitterte, als er die Bilder des Traumes zu verblassen begannen.
    Kleiner Tänzer erinnerte sich, daß er sich in einem Erdloch neben einem uralten Waldriesen verkrochen hatte. Er setzte sich in den sich kaskadenartig ausbreitenden Nadeln auf und streckte und dehnte sich.
    Rasch kroch er aus seinem Loch und blickte sich um. Er starrte über die grau vor ihm in der Dämmerung liegende Wiese und erschauerte in der kühlen Luft des frühen Morgens. Die Blätter hatte der Nachtfrost mit zartem Reif geschmückt. Am Waldrand standen die Pflanzen noch in saftigem Grün. Ein Rabe krächzte in den Bäumen, und ein Eichhörnchen warf Tannenzapfen auf morsche, umgestürzte Stämme hinunter.
    Der Himmel über ihm hüllte sich in düsteres Grau.
    Mit den Fingern strich er sich durch das lange Haar, um die braunen Nadeln herauszukämmen. Noch immer verfolgten ihn die Traumbilder. Geistesabwesend flocht er sein Haar und marschierte über die Wiese. Die Kälte der Nacht steckte ihn noch in den Knochen. Unsicher stakste er auf steifen Beinen durch das Gras.
    Sein gähnend leerer Magen begann zu rumoren.
    Eine kleine Meise begrüßte mit fröhlichem Gesang den neuen Morgen, und ein Eichhörnchen keckerte in der morgenfrischen Luft zu ihm herunter, ehe es sich von Ast zu Ast hüpfend rasch davonmachte.
    Er durchquerte eine Baumgruppe, kletterte den von Felsbrocken übersäten Hang zu einem Grat hinauf und lugte über dessen Kante.
    Unter ihm lag eine trapezförmige, von steilen Sandsteinwänden umstandene Wiese. Ein mit großer Sorgfalt errichteter Holzzaun verlief quer über das dürr werdende Gras - Hungriger Bulles Abgrenzungslinie beim Büffeltreiben.
    Mit einem Seufzer der Erleichterung kletterte Kleiner Tänzer über den Grat und machte sich an den Abstieg. Gerade als er unten ankam, begann eine dünne Rauchsäule zwischen den Bäumen emporzusteigen.
    Lächelnd fiel er in einen leichten Trab.
    Hungriger Bulle hockte vor einem kleinen Feuer und briet auf heißen Steinen einen gerade erlegten Schneehasen. Mit den scharfen Augen des Jägers hatte Hungriger Bulle seinen Sohn längst erspäht.
    Freudig erhob er sich und streckte ihm grüßend die Hand entgegen.
    »Hast du es wieder einmal nicht mehr ausgehalten?«
    Kleiner Tänzer nickte und setzte sich neben den Vater. Stumm teilten sie einen unschätzbaren Augenblick der Kameradschaft. »Hab mich letzte Nacht verirrt. Ich hatte keine Ahnung, daß ich mich bereits ganz in deiner Nähe befand.«
    Lange Zeit saßen sie schweigend beieinander.
    »Wie geht's mit der Falle voran?«
    »Ist fast fertig. Du kannst mir helfen, dann schaffen wir es heute. Mit dem ersten Schnee kommen die Büffel von den hochgelegenen Wiesen herunter. Im Hochtal über uns weidet eine Herde. Bestimmt kommen sie den alten Wildwechsel herunter. Ich glaube, wir können genügend Tiere erlegen, so daß wir gut über den Winter kommen.«
    Er hob den Blick zum grauverhangenen Himmel. »Es ist gut, wenn wir erst spät Beute machen, dann friert das Fleisch dauerhaft durch.
    Das ist die beste Vorgehensweise. Die Tiere spät erlegen und das Fleisch gefrieren lassen. So hält es den ganzen Winter.«
    Kleiner Tänzer lief das Wasser im Munde zusammen, als er in das heiße Hasenfleisch biß.
    Schweigend aßen sie.
    Als die Knochen abgenagt und das Mark herausgesaugt war, warfen sie sie in das Feuer, um den Vorrat an Knochenkohle zu vergrößern.
    Anschließend gingen sie zur Falle hinüber und begutachteten die bisherige Arbeit.
    »Du glaubst, da brechen die Büffel nicht durch?« Skeptisch wiegte Kleiner Tänzer den Kopf.
    Hungriger Bulle lächelte. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Ein Teil des Jägererfolgs beruht auf seiner Kenntnis der Tiere. Er weiß mehr über sie als die

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