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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Dunkelheit hinaus.
    Sie rannte und mobilisierte die letzten Reserven ihres ausgelaugten Körpers. Mit wild rudernden Armen stürzte sie den Hang hinunter und betete, der harschige Untergrund möge sie tragen. Wenn sie nur einen kleinen Vorsprung errang, konnte sie ihn vielleicht hereinlegen, ihn überlisten …
    Mit dem Gesicht voran fiel sie in den weichen Schnee, niedergedrückt von dem Gewicht seines schweren Körpers. Rohe Hände griffen in ihre Haare und rissen ihren Kopf zurück.
    Seine Stimme gurrte in ihre Ohren: »Du bist eine Gefangene von Drei Bullen. Ich werde dich lehren, was es bedeutet, wegzulaufen.«
    Er schmetterte seine Faust gegen ihre Schläfe, grelle Lichtblitze durchzuckten ihren Kopf. Rittlings setzte er sich auf sie und drückte sie brutal in den Schnee. Eine Hand packte ihre Haare, die andere schlug mit voller Wucht zu.
    »Nein!« schrie sie und wand sich unter ihm.
    Die Welt verschwamm vor ihren Augen. Der Schmerz zersplitterte in einem Meer winziger Lichtpunkte. Eine Welle der Übelkeit schwappte über sie hinweg, während er mit roher Gewalt auf sie einhämmerte.
    Tapferer Mann stapfte den Grat herunter und betrat das zerstörte Lager. Die meisten Zeltwände waren zu einem Freudenfeuer aufgestapelt und zusammen mit den Zeltstangen in Brand gesteckt worden.
    Der Inhalt aufgerissener Beutel und Säcke, den die Plünderer nicht hatten brauchen können, lag überall verstreut herum.
    Kojoten schlichen durch das Dickicht, gelbbraune Schatten, die nur auf sein Verschwinden warteten, um ihr Zerstörungswerk an den Toten fortzusetzen. Krächzende Raben erhoben sich mit flatterndem Flügelschlag und kreisten abwartend am Himmel oder ließen sich auf den Felsen nieder.
    Tapferer Mann ging zwischen den Leichen hindurch. Vertraute Gesichter starrten ihn aus augenlosen Höhlen an. Die Raben, die sich stets zuerst den Augen zuwandten, hatten sich bereits daran gütlich getan. Pfeifender Hase lag mit ausgestreckten Gliedern auf dem Gesicht. Dachs war von einem Speer in den Rücken getroffen worden, bevor ihm ein weiterer Speer ins Herz getrieben worden war.
    Rotluchs, buchstäblich mit Speeren gespickt, war auch noch die Kehle durchgeschnitten worden.
    Junger Trommler war der Blutspur nach zu schließen mit einem Speer in den Nieren noch ein Stück weit gekrochen, bevor ihn ein zweiter Speer zwischen den Schulterblättern erwischte. Flughörnchen lag mit dem Gesicht nach unten, ihr Schädel war gespalten, das Gehirn quoll heraus. Einen nach dem anderen identifizierte er. »Wo ist Weiße Esche?«
    Die Stimmen in seinem Kopf flüsterten: Sie lebt! Er beugte sich über den Körper von Alter Falke und starrte in das verwüstete Gesicht des alten Mannes. Sein Schlag hatte den Seelenflieger genau zwischen die Augen getroffen.
    »Tut mir leid, Seelenflieger. Du hast meine Macht herausgefordert. Aber besser, du starbst durch meine Hand, als durch die des Wolfsvolkes. Durch mich hast du wahre Macht erfahren, eine Macht, deren Kraft du nicht einmal hast vermuten können.«
    Tapferer Mann hatte nicht vorgehabt, Alter Falke zu töten, aber der Seelenflieger war ihm bis zum Rand des Lagers gefolgt und hatte ihm mit der Verbannung aus dem Stamm gedroht. Da hatte Tapferer Mann voller Wut zugeschlagen.
    Er kehrte dem Leichnam den Rücken und ging in die Mitte des Lagers, wo schwelende Häute und zerbrochene Speerschäfte wild verstreut herumlagen. Das Wolfsvolk hatte alles Brauchbare mitgenommen, sogar die Hunde, die den Überfall überlebt hatten.
    »Weiße Esche ist nicht da. Ebensowenig Weicher Schnee, Tanzende Rose, Grasfrau und Rote Kuh.«
    Sie sind Gefangene des Wolfsvolkes, flüsterten die Stimmen.
    »Ich werde dem Wolfsvolk folgen müssen.«
    Die Stimmen murmelten warnend.
    »Ich weiß!« rief er zornig. »Aber ich muß weitersuchen. Windläufers Körper ist nirgends zu entdecken. Und auch Salbeigeist sehe ich nicht.«
    Die zahlreichen Spuren verrieten ihm, daß die feindlichen Krieger mit ihren Gefangenen nach Osten gegangen waren.
    »Ist Weiße Esche mit Windläufer fortgegangen?«
    Nein. Die Stimmen lachten grimmig. Das Wolfsvolk! Das Wolfsvolk hat sie.
    Die ersten Schneeflocken tanzten vom Himmel herab. Schnüffelnd drehte er sich um. Der Geruch des kommenden Sturmes stieg ihm in die Nase. Die Stimmen schwatzten durcheinander.
    »Nasser Schnee. Ein gewaltiger Sturm.«
    Die Stimmen drängten ihn. Sie flüsterten: Gebrochene Steine. Gebrochene Steine.
    Er nickte. »Wenn das Wolfsvolk Weiße Esche geraubt hat,

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