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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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andere als ein schlechter Mensch, Mann des Volkes. Du hast eine reine Seele, suchst nichts weiter als dich selbst.
    Willst du mehr von dir geben? Bist du stark genug, sie zu retten? Besitzt du genug Mut, um alles für den Traum zu wagen? Kannst du das Große Eine retten? Bist du bereit, alles für den Wolfstraum zu riskieren?«
    »Alles riskieren? Ich verstehe nicht. Warum kommst du zu mir? Was habe ich getan?«
    »Den ersten Schritt hast du gemacht. Du hast das Versprechen gehalten, das du einem Sterbenden gegeben hast. Bist du bereit, das Versprechen gegenüber der Macht zu halten? Du suchst nach der Macht, nicht wahr?«
    »Ich… nun …«
    »Geh. Bereite dich vor. Du trägst in dir, was die Macht braucht.« »Warum ich?«
    »Du bist vom Blut des Ersten Mannes. Dein ist das Vermächtnis der Träumer.«
    »Ich habe nie geträumt!«
    »Du hast nie danach begehrt. Die Wege der Macht sind nicht vorhersehbar und nie frei von Gefahr.
    Bereite dich vor. Suche den Weg.«
    Als die Feuergestalt die Arme ausbreitete, versuchte Kranker Bauch, sich hastig zurückzuziehen. In diesem Augenblick verschmolzen die Flammen zu einem goldenen Dunstschleier.
    »Was bist du?«
    »Ich bin der Erste Mann… Wolfsträumer… Feuertänzer.« Die Gestalt wuchs und verwandelte sich in einen Wolf. »Das Sonnenvolk kommt. Die Spirale verändert sich. Bevor ein Baum wachsen kann, muß er seine Wurzeln im Boden verankern. Der Baum des Sonnenvolkes wird wachsen. Er muß in unserem Traum vorsichtig Wurzeln schlagen. Gelingt dies nicht, dreht sich die Spirale… und die Welt verändert sich.«
    Eine unglaubliche Verzweiflung senkte sich über Kranker Bauch. Das Gefühl eines riesigen, entsetzlichen Verlusts übermannte ihn, und er brach zusammen. Aufschreiend vor Entsetzen über die Leere in seiner Seele, nahm er all seine Kraft zusammen und klammerte sich mit blutenden Fingern krampfhaft in den rauhen Stein.
    Der wirbelnde Dunst wurde dunkler und formte die Konturen eines Berghangs, der von strahlenden Lichtern wie von winzigen Sonnen erhellt wurde. Männer arbeiteten mit funkelnden Werkzeugen und hackten unter der Beobachtung von Aufsehern auf den Berg ein. Die Männer schleppten Steine aus dem Gerippe des Berges heraus und schichteten sie auf.
    Die Vision zog Kranker Bauch in den Berg hinein. Dort hasteten Männer und Frauen wie Maulwürfe auf Händen und Füßen durch ein Labyrinth, das sie in den Bauch des Berges geschlagen hatten. In mühseliger Arbeit brachen die schmutzigen, erbärmlichen Gestalten Felsstücke los. Ihre Haut war fahl, einige husteten, die Augen mancher funkelten haßerfüllt, während andere ihre Pein schicksalsergeben ertrugen.
    »Was ist das für ein Wahnsinn?« rief Kranker Bauch und das Bild verschwamm im goldenen Dunst.
    »Das Ende der Spirale. Das Ende der Harmonie des Traumes.«
    Kranker Bauch schrie auf, als der leuchtende Wolf seine Gestalt zu ändern begann, sich die Vorderpfoten spreizten und zu Flügeln mit langen Flammenfedern wuchsen. Funkelnde goldene Augen sahen in Kranker Bauchs Gesicht. Der riesige Vogel zischte und klammerte sich mit tiefschwarzen Krallen in den Fels. Unvermittelt schnellte das Tier empor zum Himmel und kreischte schrill wie ein zorniger Adler.
    Kranker Bauch drängte sich schutzsuchend an den Felsen, doch die Hitze des brennenden Flügelschlags streifte ihn. Der Geistervogel erhob sich hinauf in den blutroten Himmel und verschwand. Ein gewaltiger Donnerschlag teilte den Himmel, ließ die Erde erbeben und verklang mit einem fernen Grollen.
    Kranker Bauch schrie und schreckte schweißgebadet in seinen Decken auf. Verwirrt blickte er sich um. Mit der gesunden Hand verknotete er das dicke Leder seines Wildlederhemdes über seinem Herzen. Linke Hand richtete sich in seinen Decken auf, er hatte einen wurfbereiten Speer in seinen Atlatl gelegt.
    »Was zum …«, flüsterte Linke Hand. »Was ist passiert?«
    »Ein Traum.« Kranker Bauch schluckte, ein Kloß schnürte ihm die Kehle zu. »Ein Geistertraum.«
    Unruhig spähte Linke Hand in die Dunkelheit. Seine Füße hatten sich in den unordentlichen Decken verheddert. »Ein Geistertraum? Ja, hast du denn nichts gehört?«
    Krampfhaft schloß Kranker Bauch die Augen, um die Vision zu verbannen. War das der Große Donnervogel gewesen? Der Geisterhelfer des Sonnenvolkes? Warum sollte dieses Wesen ausgerechnet zu ihm kommen? Er schauderte. »Was denn gehört?«
    »Den Donner. Er grollte genau über unserem Lager.«
    Kranker Bauch blickte ängstlich

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