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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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sechs neue Ehemänner aus Yellow Star Mounds aufgenommen. Als Mitgift brachten sie Spitzen und Tausende von Seemuscheln mit. Wir können im nächsten Zyklus bis weit in den Süden und Osten Handel treiben.«
    »So?« schnaubte Mädchenauge geringschätzig und hob ihr schlaffes Kinn. Ihr weißes Haar war so spärlich, daß es aussah wie ein dünnes, um ihren Schädel gewobenes Spinnennetz. Der Feuerschein fing sich mit trübem Glanz in ihren blinden Augen. »Wozu soll das gut sein, wenn wir von den Handelswegen abgeschnitten sind? Du hast gehört, was die Händler heute sagten - Petaga kontrolliert unsere Handelswege!« Das folgende Gemurmel über diese Ungeheuerlichkeit übertönend rief Mädchenauge: »Es wird kein Hickoryöl aus dem Osten mehr geben. Keine heilige rote Zeder kommt mehr aus dem Norden den Fluß herunter. Woher beziehen wir Ahornsaft? Von dem blaßroten Stein für Pfeifen oder Seemuscheln für unsere Perlenhandwerker gar nicht erst zu reden!« Sie beugte sich vor und starrte Mehlbeere aus ihren weißen Augen an. »Du wirst gar nicht in der Lage sein, Handel zu treiben, sofern wir nicht etwas unternehmen!«
    Ein eisiger Abgrund öffnete sich in Grüne Esches Herz. Sie erschauerte. Nessel nahm sie noch fester in den Arm und flüsterte: »Warte ab. Vielleicht übertreibt sie ja absichtlich.«
    Grüne Esche nickte. Aber sie kannte Mädchenauge besser als er. Fünf Zyklen lang hatte Grüne Esche für Winterbeere Botengänge zu den anderen Stammesverbänden gemacht und Mädchenauge recht gut kennengelernt. Sie würde kaum versuchen, die anderen irrezuführen. Sie brauchte vielleicht etwas mehr Zeit, um ihre Worte sorgfältig zu wählen, aber sie sprach stets offen und ehrlich.
    Sandbanks Augen über der breiten platten Nase wurden schmal. »Was schlägst du vor, Mädchenauge?«
    »Wir alle wissen, was der Häuptling Große Sonne unseren Schwesterdörfern im letzten Winter angetan hat. Wir «
    »Er ließ den Cahokia schuldigen Tribut einziehen! Dieser Mais gehörte uns!« Mehlbeeres schrille Stimme hörte sich an wie Sand auf Stein.
    Sandbank schüttelte den Kopf. »Es spielt keine Rolle, wem der Mais gehörte. Unsere Schwesterdörfer brauchten ihn, um zu überleben. Wir nahmen ihn aus den Mündern ihrer Kinder und futterten damit unsere Kinder. Wir «
    »Mutter Erde stirbt«, murmelte Winterbeere. Sie fummelte mit einem Stock herum und versuchte, damit rund um ihren ausgestreckten Fuß Spiralen auf die Erde zu malen. Im warmen, bernsteinfarbenen Feuerschein funkelten ihre starren Augen wie die einer Wahnsinnigen.
    Bei ihren Worten senkten die Leute stumm die Augen. Sie hatte die dunkelsten, verborgensten Ängste aller laut ausgesprochen. Jeder fragte sich, was mit den Priestern und Priesterinnen geschehen war, die bisher über die Wellen der Unterwelt getragen wurden. Wie ein Lauffeuer hatten sich im Dorf die Gerüchte verbreitet, daß es keinem der Sternengeborenen mehr gelang, in die Unterwelt zu reisen - weil die Erste Frau das Tor zum Quell der Ahnen geschlossen hatte.
    Heilige Sternenungeheuer, was machen wir, wenn das stimmt? Wie sollen wir überleben, wenn uns die Götter im Stich gelassen haben?
    Nervös fuhr sich Mehlbeere mit der Zunge über die welken Lippen. »Ich glaube nicht, daß es Petaga gelingt, die Handelswege lange zu blockieren«, begann sie und versuchte rasch, das Thema zu wechseln. »Dachsschwanz wird Petagas Armee in Stücke reißen «
    Doch Winterbeere schnitt ihr das Wort ab. »Es ist Nachtschatten! Sie ist eine Hexe. Sie hat uns verflucht! Sie hat uns immer gehaßt seit Dachsschwanz sie als Kind aus ihrer Heimat entführt hat. Sie bringt uns um!«
    Erschrockene Schreie und ängstliche Rufe erklangen. Die Leute suchten einen Schuldigen für ihre Misere, da kam ihnen Nachtschatten gerade recht. Ihr Name blies wie ein schwarzer Wind durch die verstörten Seelen der Versammelten.
    Mehlbeere hob die Hände. »Aufhören! Aufhören! Das wissen wir nicht mit Gewißheit. Warum hat der Häuptling Große Sonne sie nicht längst getötet, wenn es wahr ist? Das ergibt keinen Sinn!«
    Winterbeere beugte sich vor. Das Feuer, das kurz in ihren Augen aufgeglommen war, erlosch.
    »Trotzdem«, wisperte sie. »Es ist Nachtschatten. Sie tötet uns. Wartet ab. Ihr werdet ja sehen.«
    Sandbank schluckte schwer und zupfte unruhig am Saum ihres grünen Kleides herum. Schließlich raffte sie sich auf und fragte: »Mädchenauge, habe ich dich vorhin richtig verstanden? Meintest du, wir sollten in dem

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